Wochenblatt-Umfrage in der Faschingszeit
„Wem möchten Sie gerne die Leviten lesen?“
Umfrage. Es lebe die Fastnacht, denn jetzt herrscht „Narrenfreiheit“. Da darf jeder mal über die Stränge schlagen oder kräftig vom Leder ziehen und Missstände im Land anprangern. Politiker und andere VIP’s bekommen ihre Sünden aufgelistet und alle applaudieren, denn an Fasching ist (fast) alles erlaubt. Das Wochenblatt wollte nun mal wissen: „Wem möchten Sie gerne die Leviten lesen und was stinkt Ihnen ganz gewaltig?“
Christoph Krob, 25, Student: Ich ärgere mich über jeden Pessimisten in unserer Stadt. Egal, was unternommen wird, um die Stadt weiter voranzubringen, es wird schlecht geredet. Egal, ob ein Projekt gestartet ist oder nicht, es wird gleich als gescheitert erklärt. Auf den Stadtfesten wäre nichts los, aber man besucht sie selbst nicht. Man beschwert sich, dass die Fußgängerzone immer leerer wird, aber setzt selbst keinen Fuß hinein. Lieber bestellt man bei großen Versandhäusern alles. Früher hatte man Angst vor Wanzen im Haus, heute benutzt man sie um Duschgel oder Toilettenpapier zu bestellen. Man sollte erst das eigene Verhalten ändern, bevor man alles schlecht redet. Zu Hause sitzen und bösartige Kommentare zu verfassen, ist da doch um einiges leichter.
Gunnar, Henges, 58, Sales Manager: Als Sales Manager der Warner Music Group befahre ich schon seit 1991 auch mindestens zweimal die Woche die B 10.
Was habe ich mich gefreut, als Mitte 1995 der 4-spurige Ausbau bei Höheischweiler begonnen hat. Nun fast 24 Jahre später sind jetzt rund 18 Kilometer in Betrieb. Und wenn ich in sechs Jahren in Rente gehe oder in 15 Jahren tot bin, dann ist die B 10 bestimmt auf einem guten Weg und schon fast bis Hauenstein weitergebaut (auf dem Papier), ich lach mich kaputt.
Ja, gut Ding braucht Weile, die Mediationsverfahren gingen ja auch zügig über die Bühne und waren absolut zielführend. Ich frage mich als Bürger, was die verantwortlichen da „oben“ und in den Planungsbüros des LBM so den lieben langen Tag machen.
Natürlich gibt es Schwierigkeiten zu bewältigen (Statik an der bestehenden Brücke bei Hinterweidenthal – aber schon rund zwei Jahre bekannt), Lärmschutz, Trassenführung, Flächenausgleich, Tiere…), aber alles in allem dauert das alles viel zu lange.
Und im Schönreden und Verdrängen sind unsere Politiker ja Spitze.
Katrin Strauch, 40, Physiotherapeutin: Es bieten sich zur Zeit wirklich viele Möchtegern-Alphamännchen und -weibchen an, die es verdient hätten, dass man ihnen gehörig die Meinung geigt. Da fällt es mir schwer, mit dem Finger auf den oder die zu zeigen. Ganz allgemein wünsche ich mir mehr Respekt für normale Menschen von denen, die unsere Geschicke leiten sollen, das aber häufig vergessen. Ob die drohende Altersarmut, die seit Jahrzehnten bekannt ist, wo aber seit 20 Jahren (seit ich wählen darf ...) absolut nichts passiert, ob die Dreistigkeit, mit der man Kindern und Jugendlichen, die für ihre (!) Zukunft auf die Straße gehen, jedes politische Verständnis abspricht, oder die Tatsache, dass Kleinverdiener eine Steuernachzahlung über 6 Euro aufs Auge gedrückt bekommen, während riesige Konzerne sich lachend auf die Schenkel klopfen - ich könnte ewig weiterschimpfen.
Also noch mal für alle zum Mitschreiben: jeder und jede, der oder die irgendwie irgendwas tut, um unsere Welt auch nur ein bisschen besser zu machen, hat Respekt verdient. Punkt. ak
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
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