Kolumne im Wochenblatt Pirmasens
Wo die ABC-Liebe hinfällt
Jetzt soll „Nathan, der Weise“ uns helfen, Wörter besser zu verstehen. „Vorgänger“ Nordpol hat seine Schuldigkeit getan und darf gehen. Ab Herbst soll wieder die Buchstabiertafel, auch „Funkalphabet“ genannt, der Weimarer Republik gelten. Diese Liste hatten die Nazis 1934 auf „gut deutsch“ umgeswitcht. Ihnen waren die jüdischen Namen wie David, Jacob oder auch Nathan ein Dorn im Auge. So stand beispielsweise statt Simon der blonde Siegfried, der Urtyp des gesunden Deutschen, für das „S“. Aus dem Zacharias für „Z“ wurde ein Zeppelin und statt Ypsilon hieß es Ypern. Makabrer Hintergrund: In dieser belgischen Stadt hatten deutsche Truppen im Ersten Weltkrieg den Einsatz von Senfgas getestet!
Jetzt dürfen Nathan, Simon, David und Co. wieder ihren angestammten Platz in der Buchstabiertafel einnehmen – allerdings nur für kurze Zeit. Ab 2022 sind nach einer geplanten Reform alle (Vor-)Namen „Schall und Rauch“, denn dann sollen Städtebezeichnungen ihren Platz einnehmen.
Wir sind mal gespannt, wo die ABC-Liebe dann hinfällt. Ob beispielsweise das „N“ nach Nordpol und Nathan die Buchstabier-Ehe mit Nürnberg oder Neustadt eingeht.
Andrea Katharina Kling-Kimmle
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
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