Im Gespräch mit SWFV-Schiedsrichter Dorian Schurer: Es fehlt das respektvolle Miteinander

Dorian Schurer ist seit 2007 Schiedsrichter beim SWFV | Foto: SWFV
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Landau. Gewalt und Respektlosigkeit im Fußball gegenüber Schiedsrichtern häufen sich und gleichzeitig wird von einem Schiedsrichter-Mangel im Amateurbereich berichtet. Dorian Schurer, selbst in seinem 15. Schiedsrichterjahr, schildert im Gespräch seine Sicht auf die Dinge und wie es im Südpfalz-Kreis aussieht.

von Katharina Schmitt

Dorian Schurer aus Frankweiler hat bald Jubiläum, demnächst hat er 900 Fußballspiele gepfiffen. Seit 2012 ist er in der Leistungsklasse tätig und pfeift bis in die Verbandsliga. Schurer sieht das Problem des Schiedsrichtermangels in den unteren Ligen als sehr komplex an. „Es ist vielmehr ein Problembündel.“, erklärt der Schiedsrichter.

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Ehrgeiz des Nachwuchses

Das Alter ist häufig ein Problem für Schiedsrichter. „Ganz viele junge Schiedsrichter wissen, dass sie ganz früh ganz hoch müssen.“, begründet der hauptberufliche Bankkaufmann den Ehrgeiz vieler Jungschiris, „Mit 23 musst du quasi in der Oberliga sein, ansonsten bist du zu alt. Wer das nicht packt, hört meistens direkt auf.“ Vielen fehle, ähnlich wie in der Vereinsarbeit im Generellen, das Zugehörigkeitsgefühl. So bleibt den unteren Amateurligen wenig Nachwuchs.

Das habe sich gewandelt. Früher habe es viele Schiedsrichter gegeben, die nicht über die unteren Amateurligen hinauskamen und damit dennoch vollends zufrieden waren. „Ich habe vor jedem Schiri Respekt, der das schon so lange macht und zufrieden ist, mit dem, was er hat.“

Schurer selbst pfeift viel außerhalb seiner Heimatregion. „Ich genieße es dann schon, wenn ich hier ein Spiel in der B-Klasse pfeifen darf.“, lächelt Schurer, der aufgrund seiner Vereinszugehörigkeit zu Frankweiler keine A-Klasse pfeifen darf. „Dennoch ist es ein anderer Fußball in den oberen Ligen. In den unteren Ligen sind die Spieler teilweise untereinander total verkantet und aggressiver.“, erzählt Schurer von seiner Erfahrung.

Verändertes Miteinander

Das Miteinander habe sich verändert. Schurer macht das auch an Kleinigkeiten fest: „Spieler helfen dem gefoulten Gegenspieler nicht mehr hoch, es fehlt der Handschlag.“ Doch für Schurer zieht sich das auch auf die Kommunikation vor und nach den Spielen. „Ich bleibe gerne länger und unterhalte mich über das Spiel, dabei erkläre ich auch gerne die eine oder andere Situation und genieße ein Kaltgetränk.“, grinst Schurer mit einem Augenzwinkern.

Aber das sei weniger geworden. Viele Zuschauer, die während des Spiels einen aggressiven Umgangston pflegen, seien nicht an seiner Sicht der Dinge interessiert. „Die Beleidigungen während des Spiels höre ich schon, aber ich ignoriere das einfach.“, meint Schurer abgeklärt, „aber nach dem Spiel mir ins Gesicht schauen und über die vermeintlich strittigen Situationen diskutieren, will keiner.“

Wie die Profis

Als Grund für das Verhalten mancher Spieler macht der 31-Jährige das Verhalten der Profispieler und Verantwortlichen in den Profiligen. „Man sieht es im Fernsehen, wie sich die Leute da benehmen. Fast jede Woche ist irgendwas“, begründet Schurer seinen Verdacht „Doch dass immer nur die Fehlentscheidungen in den Schlagzeilen stehen ist ein gesellschaftliches Problem: Wir orientieren uns immer nur am schlechten.“, geht Schurer noch weiter.

Auch der Videobeweis und die ständige Anpassung von Regeln wie der Handspielregelung helfe nicht dabei, das gegenseitige Vertrauen zu stärken. Auf die Schiedsrichter im Amateurbereich wird seines Erachtens der „Hass“, den manche Fußballfans von ihrem Herzensclub durch Erfahrungen mit Aufregern davontragen, übertragen. Doch diese können bekanntlich wenig für etwaige Regeländerungen und sind auch nur am Ende der Entscheidungskette des DFB. Und doch sind sie es, die diese Änderungen umsetzen müssen und direkt mit den Emotionen der Freizeitsportler konfrontiert werden.

Immer noch ein Ehrenamt

Schiedsrichter sind jedoch auch nur Menschen. Viele vergessen, dass die Schiedsrichter dass ehrenamtlich machen. „In den unteren Klassen hat man eher Angst vor einem Regelverstoß, wenn irgendwelche Zuschauer meinen, einen filmen zu müssen, als dass man Bock hat, zu pfeifen.“, ärgert sich Schurer. In den oberen Amateurligen hingegen, werden junge Schiedsrichter beobachtet und bewertet. Manche werden früh abgeschreckt und sind gefrustet.

Aktuell sind beim SWFV die Neulingslehrgänge voll. „Die Kunst ist nicht junge Schiedsrichter zu gewinnen, sondern diese auch zu halten.“, meint Schurer zur aktuellen Thematik. Dabei sei es wichtig, junge Schiedsrichter auch innerhalb von Schiedsrichterkreisen besser zu unterstützen. Der regelmäßige Austausch und auch bessere Betreuung könne dabei helfen.

Härtere Strafen

Im Kreis Südpfalz ist für Schurer der Trend zu mehr Gewalt nicht zu erkennen. „Es sind oft Einzelfälle und die gleichen Vereine, die sich nicht benehmen können.“, stellt Schurer fest. Sportgerichtsurteile zu Fehlverhalten in Amateurligen seien überschaubar und zu mild. „Diese Vergehen müssten viel härter bestraft werden. Am besten die Betroffenen lange sperren und zu einer Schiriausbildung verpflichten; am besten mit fünf Spielen pfeifen“, nennt Schurer einen möglichen Ansatz und ergänzt: „Wenn die Vereine mehr Schiedsrichter in den eigenen Reihen hätten, wäre das Verständnis größer.“ Außerdem würde es den Frust bei den Schiedsrichtern senken, denn diese seien verärgert über die geringen Strafen.

Das sorge für ein hitziges Miteinander auf dem Sportplatz. „Prinzipiell brauchen wir ein besseres Miteinander. Wir gehören doch alle zum Spiel dazu und es ist unser aller gemeinsamer Sport.“, fordert Schurer mehr Respekt und ein besseres Miteinander. Dafür müsse jeder an sich arbeiten, „auch jeder Schiri“, ergänzt Schurer.

Weitere Informationen:

Informationen zur Schiedsrichterausbildung erhalten Interessierte auf der Homepage des SWFV online unter www.swfv.de/Spielbetrieb/Schiedsrichter/Schiedsrichter-Ausbildung.

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Autor:

Katharina Wirth aus Herxheim

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