Alt-Bundespräsident im Lande seiner Vorfahren
Horst Köhler in Obermoschel
Obermoschel. Alt-Bundespräsident Horst Köhler (81) hat 18 Jahre nach einer Einladung Wort gehalten und besuchte am 15. März mit Obermoschel einen pfälzischen Ort seiner Vorfahren. Ahnenforscher brachten nach seiner ersten Wahl 2004 in den Archiven ein doch überraschendes Ergebnis zutage: Der Bundespräsident hat Vorfahren pfälzischer und vor allem nordpfälzischer Abstammung aus Obermoschel und Umgebung. 2006 wurde er deshalb schon zu einem Besuch vor Ort eingeladen. Der Bundespräsident ließ antworten, dass er Interesse an der Ahnenforschung habe und es vielleicht mal nach seiner Amtszeit Gelegenheit gebe, einen Besuch abzustatten. Am Freitagvormittag war es soweit. Von Speyer kommend, wo der Alt-Bundespräsident am Donnerstag im Dom eine Fastenpredigt hielt und anschließend auch einen Halt am Grab des ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl machte, ging die Fahrt weiter in die kleinste pfälzische Stadt. Vor allem meine beiden Enkelinnen und meiner Frau habe ich auf Ihr Drängen versprochen, nach den Wurzeln meiner Vorfahren zu suchen und die Region auch zu besuchen, so der Alt-Bundespräsident am Freitag beim Empfang durch Stadtbürgermeister Ralf Beisiegel vor dem städtischen Rathaus am Marktplatz. Vorfahren, genannt wurden insbesondere Urururgroßvater Andreas Köhler väterlicherseits, wanderten Ende des 18. Jahrhunderts nach Galizien aus, weitere Verwandte wiederum 1865 nach Bessarabien. Mütterlicherseits gibt es Vorfahren in Unkenbach. Stadtführer Gerd Kunz erklärte in einem Schnelldurchgang den historischen Abriß von Obermoschel. Zur Auswandererzeit von 1780-1820 herrschte hier bittere Armut und Not, so der profunde Kenner der Stadtgeschichte, der noch ein Gedicht von Richard Müller zur Auswanderung in pfälzischem Dialekt vortrug. Der Alt-Bundespräsident nutzte die Gelegenheit -obwohl es der vorgegebene Zeitplan gar nicht vorsah- dem Radiomuseum von Isolde und Hermann Nagel direkt neben dem Rathaus einen Kurzbesuch mit einem Eintrag im Gästebesuch abzustatten, bevor es zum Stadtrundgang ging. Stationen waren der Polnische Hof, die Protestantische Kirche, die Katholische Kirche Mariä Himmelfahrt und der "Elwedritsche-Brunnen", den der Neustadter Künstler Gernot Rumpf der Stadt spendierte. Sein Vater Otto Rumpf stammte aus Obermoschel. Köhler interessierte ebenfalls, wo die Moscheler Bürger derzeit "der Schuh" drückt, wie auch die aktuelle und wirtschaftliche Situation der Stadt wie Einwohnerzahl, demografische Entwicklung oder die nicht gerade rosige Finanzsituation der Stadt, die Stadtbürgermeister Beisiegel beim abschließenden Essen im Burg-Hotel thematisierte. Nach Köhlers Worten sei in der gesamten Republik die Finanzlage der Kommunen in der Mehrheit nicht gut, die Bundesregierung nehme das zur Kenntnis, reagiere allerdings nach seiner Auffassung darauf nicht. Auch ein intensiver Gesprächs- austausch ergab sich zwischen Horst Köhler und Landrat Rainer Guth beim gemeinsamen Mittagessen zu den Problemlagen der Landkreise insgesamt. Mit einem Glas sehr guten Moscheler Rotwein vom Weingut Wolf und Guth von Jungwinzer Sebastian Schmidt, der im gegenüberliegenden Silberberg wuchs, wurde auf den Besuch gemeinsam angestoßen. Gegen 14 Uhr brach der Alt-Bundespräsidenten auf zum nächsten Termin nach Herrenberg bei Stuttgart. Dort ist Köhler Festredner bei der Jubiläumsfeier "50 Jahre Weltladen". Dort war ich vor fünf Jahrzehnten einer der Mitbegründer des ursprünglichen "Dritte-Welt-Laden", ich wohnte damals dort. Das Tun der Aktiven des Weltladens wolle er durch seine Präsenz alleine schon aufwerten und unterstützen. Mit einem großen Dankeschön vor allem für die Gastfreundschaft verabschiedete er sich dann im Burg-Hotel. Es ist nicht auszuschließen, dass ich nocheinmal mit meiner Familie hierher komme, weil es mir sehr gut hier bei ihnen in Obermoschel gefallen hat, so Köhler.
Autor:Arno Mohr aus Alsenz-Obermoschel |
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