Zukunftsdörfer
Netzwerktreffen in Marienthal
Marienthal. Zum ersten Netzwerktreffen der Zukunftsdörfer und derjenigen, die es noch werden wollen, hatte die Bürgerstiftung Pfalz in Bürgerhaus nach Marienthal eingeladen. In der Gemeinde selbst hat sich 2011 eine Bürgerstiftung gegründet, mit deren Hilfe der Ortsteil von Rockenhausen fit für die Zukunft gemacht werden soll. Pfalz-Stiftungsvorsitzende und "Macherin" Christiane Steinmetz, bei der alle Fäden für das Projekt der Zukunftsdörfer zusammenlaufen, freute sich über eine große Beteiligung. Selbst aus Berlin vom Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz war mit Karin Mack auch die Verantwortliche des Förderprogramms "Zukunft Region" angereist. Das Ministerium fördert das Nordpfälzer Vorhaben mit 1,5 Millionen Euro, bundesweit habe noch Euskirchen eine Förderung erhalten. Weitere fünf Gemeinden können noch dazu stoßen und werden von der Fördersumme bei Projekten partizipieren. Genannt wurden die Gemeinden Kerzenheim, Gaugrehweiler und Alsenz im Donnersberg sowie die Gemeinde Geiselberg in der Südwestpfalz, die hier dabei sein wollen. Weitere anwesende Ortsbürgermeister aus Nordpfalzgemeinden haben Interesse bekundet, den fünften Platz noch einzunehmen. Durch die Bundesförderung wird es auch ermöglicht, zwei Personen mit je einer halben Stelle für drei Jahre auszustatten, die sich künftig hauptamtlich um die Weiterentwicklung der Zukunftsdörfer kümmern sollen. Gefördert wird auch die Gründung einer Akademie, um Wissen in Seminaren vor allem zu ökologischer, nachhaltiger und klimaschonender Bauweise und initiativen Heizungsformen, aber auch anderen wichtigen Aspekten einer guten Dorfentwicklung zu transferieren. Das anfänglich voll besetzte Bürgerhaus leerte sich am späten Nachmittag doch zusehends, gleich fünf Grußwortredner (Thomas Bauer, OV, Michael Vettermann, Stadt, Michael Cullmann VG, Reiner Bauer, Landkreis und Christiane Steinmetz, Bürgerstiftung, die viel Lob für das Marienthaler Vorhaben äußerten, und zeitüberziehende Referenten, die sicherlich sachkundig jeweils ihren Bereich sehr ausführlich beackerten, waren indes etwas zuviel. Steinmetz erinnerte erfolglos mehrfach an die Einhaltung der Zeitvorgaben. Was bei dem ersten Netzwerktreffen noch fehlte: Öffentlich wurde kein einziges Wort dazu verloren, wie die interessanten Zukunftsprojekte eigentlich finanziert werden können. Ansonsten hatten die Marienthaler das Treffen bestens organisiert und vorbereitet. Auch dafür gab es am Ende ein ausdrückliches Lob.
Blockhütte soll angebaut und wieder in Betrieb gehen - 1 Million Euro Kosten - hohe Förderung angestrebt
Von den Projekten in Marienthal selbst, der Zukunftsdorfsiedlung im Neubaugebiet "Köpfchen", einem Ortstreff, Marienthal Mobil, Marienthaler Werkstätten scheint das weitere Vorhaben der Wiederbelebung des früher sehr beliebten Ausflugslokals der "Blockhütte" am weitesten zu sein. Ursprünglich war eine Umsetzung für 2023 geplant, wie Bernhard Persohn vom Ingenieurbüro Persohn aus Ruppertsecken, der für seinen an diesem Tag verhinderten Sohn Christian die Pläne für einen Anbau und die Sanierung vorstellte, informierte. Allerdings hat Corona doch einiges an Zeit gekostet. Dort soll ein Anbau, etwas größer als die bisherige Blockhütte selbst ist, neu entstehen. Der bisherige Innenbereich wird etwas umstrukturiert. Mit Außenterasse werden dort künftig rund 200 Personen Platz finden. Die Vorgaben der Nachhaltigkeit und der Barrriefreiheit würden beim Bau eingehalten. Das vorgesehene Flachdach des Anbaues werde begrünt, zudem werde eine PV-Anlage mit circa 30 KW-Peak aufgeständert dort installiert. Der bisherige Energieträger Flüssiggas werde ersetzt durch eine Luft-/Wasser-Wärmepumpe. Auch an die E-Mobilität sei gedacht worden, Ladestationen für Autos und Fahrräder seien vorgesehen, so Persohn. Weitere Parkplätze sollen noch entstehen. Auf Nachfrage, sagte Persohn, dass man bei den Umbaukosten schon mit 1 Million Euro rechnen müsse. Die Baugenehmigung liege vor, 2024 könne die Umsetzung erfolgen, so der Ingenieur. Im Nachgang zum Treffen informierte Steinmetz die Rheinpfalz auf Anfrage, dass von den Bundesmitteln hier rund 200.000 Euro eingesetzt werden könnten, desweiteren werde ein Förderantrag bei der "Aktion Mensch" gestellt, weil es vorgesehen sei, im Gaststättenbetrieb Arbeitsplätze für beeinträchtigte Menschen zu schaffen. Angestrebt sei eine 2/3-Förderung, der 1/3- Eigenanteil sei dann über die Stiftung zu finanzieren. Die Finanzierung sei vor Umsetzung noch detailliert abzuklären. Werden alle geplanten Projekte im Rahmen des Projektes Zukunftsdorf in Marienthal umgesetzt, werden laut einer Schätzung von Christiane Steinmetz rund 15 Millionen Euro bewegt.
Zukunftsdorfsiedlung "Köpfchen"
Noch nicht ganz soweit ist es bei dem Projekt der Zukunftsdorfsiedlung. Auf Anfrage von Steinmetz im Publikum, wer sich vorstellen könnte, dort einmal zu wohnen, meldeten sich doch einige Besucher. Letztlich würden die Planungen abgestimmt auf die Nutzerwünsche, so könne es Einzelnaßzellen oder auch gemeinsam genutzte Bäder geben. Entstehen sollen 14 Wohnungen für circa 40 bis 50 Personen, auch mit Pflegebereichen, wie Rolf Messerschmidt -Freier Architekt und Stadtplaner- vom Büro Eble Messerschmidt Partner -Architekten und Stadtplaner- aus Tübingen informierte. Mit einem Fahrstuhl sollen alle vier Gebäude erschlossen, die Wege alle kurz gehalten werden. Ein Gemeinschafts-Quartiersgebäude- wird dabei mit entstehen. Die weiteren drei Einzelhäuser seien typgleich. Auch soll nachhaltig mit Holz, Stroh, Lehm gebaut, viele Bauelemente könnten vorgefertigt werden. Auch ging er auf die Landschaftsgestaltung dort ein, die wegen der Hanglage terassenmäßig erfolgen könne.
Alternative, nachhaltige und klimaschonende Baustoffe
Die Bundesförderung umfasst auch eine intensivere Beschäftigung mit alternativen, nachhaltigen und klimaschonenden Baustoffen, die im Projekt Zukunftsdörfer eingesetzt werden sollen. Peter Kummermehr, Freier Architekt aus Kirchheimbolanden stellte dazu die Verwendung von Nordpfälzer Kalksteinen mit Hanf, Schilf vor, auch hier soll es eine Seminarreihe bei ihm geben. Dass sich Stroh bestens zur Wärmedämmung eignet, ist vielfach in Vergessenheit geraten. Auch auf diesem Gebiet wird sich bei den künftigen Zukunftsdörfer-Projekten was tun. Joachim Böttcher vom Hengstbacherhof stellte eine klimapositive Wärmeversorgung der Zukunftssiedlung vor. Eine Biomasse-Karbonisierungsanlage soll dies leisten. Er bezifferte den Wärmebedarf in der Siedlung auf sechs KW im Sommer und auf 40 KW im Winter. Interessant zur besseren Wirtschaftlichkeitsauslastung wäre es, wenn weitere Häuser an dieses System angebunden werden könnten. Im Landkreis fielen jährlich 10.000 Tonnen Grünschnitt an, das ergebe 4.500 Tonnen Brennbiomasse für eine Karbonisierung, ein solches Stoffstrommanagment sei für die Region nur von Vorteil, so Böttcher. Bei einem gemeinsamen kleinen "Abschlußimbiß mit Torte " wurden die Gespräche noch vertieft.
Autor:Arno Mohr aus Alsenz-Obermoschel |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.