Moschellandsburg in Händen der Ritter
Top Wetter und Top-Besucherzahlen
Obermoschel. Die 2o. Auflage des Mittelaltermarktes auf der Moschellandsburg erscheint rekordver- verdächtig. Nahezu 6.ooo Besucher, die meisten von auswärts und oft weit angereist, etliche Lager-
gruppen, circa 4o Händler "aus aller Welt" und ein Bilderbuchwetter am Samstag und Sonntag
bildeten erneut die Grundlage dafür, dass diese Veranstaltung wahrscheinlich so schnell nicht aus dem Kalender des Fleckens Obermoschel verschwindet. Marktmeister Hans Ruppert, der mit seiner Frau Juliane sowie einem Helferteam von rund zehn Personen den Hauptteil der Vorbereitungen trägt und sich enorm persönlich auch an den Markttagen einbringt, fiel bereits am Samstag ob des guten Wetters ein Stein vom Herzen. Überhaupt verläuft der Mittelaltermarkt so entschleunigt und ruhig, dass es richtig Spaß macht, dabei zu sein. Seit Jahren keine Vorkommnisse, keine Alkoholexzesse, keine Security-Einsatz notwendig und die eigens aus Waldböckelheim angereisten und als Rot-Kreuz-Ritter gewandeten sechs Erste-Hilfe-Helfer der Malteser unter ihrem Chef Stefan Reinhard alias "Prof.
Dr. Dr. Unheil" hatten auch keine Einsätze zu vermelden. Ganz friedlich ging es trotz mehrfacher "ritterlicher" Auseinandersetzungen mit Schwert und Bogen ansonsten auf der Moschellandsburg zu.
Nur Lob
Ein uneingeschränktes Lob gab es von vielen Besuchern, aber auch den Marktbeschickern, die voll des Lobes über die Veranstaltung auf der Moschellandsburg waren. Das Gelände bilde eine tolle und authentische Kulisse. Die beiden Ritterfräulein Laura und Vera aus Koblenz finden die Burg richtig "stimmungsvoll" und sind eigens wegen der mittelalterlichen Musik vor Ort da. Viele Speluden sind auf der Burg und blasen ihre honigsüßen Klänge oder ihre Laute, die eher an jammernde Katzen erinnern, in die Lauschklappen der gaffenden Gäste. Gleich ein Dutzend -nämlich die Mittelalterband "Tris-
kilan" spielte am Freitagabend zum Auftakt -anläßlich des 2oten Jubiläums wurde um den Freitag erweitert- stundenlang auf. Über die Markttage waren auch noch Ranunculus, Trio cum laude oder Vindamer herumziehend und auf der Bühne hören. Sie erhielten aber alle viele Händeklappern. Präses civium, genannt Holger der Edle von Weirich, appellierte am Samstag flanierend durch die historische Burganlage seines Fleckens Obermoschel an das zahlreich und gut aufgelegte Besuchervolk, keineswegs geizig zu sein. Zum Wohle der Wirtsleute, der Handwerker und die Hökerer, die zahlreich arbeiteten mussten, was zu sehen war. Er riet, das Geld auf dem Markt auch auszugeben.
Und weil jede Menge Lustbarkeiten in und rund um die Burg an den Ständen mit den Ledereren, den Filzerinnen, Punziererin, den Salzsiedern, oder den Tätowierern sowie in den Tavernen, bei den Ritterkämpfen und dem Bogenschießen geboten wurden, war das Geldausgeben auch ein Leichtes, wie die Standbetreiber verrieten und auch sonst äußerst zufrieden waren mit dem, was der Markt auf dem Burgflecken bot. Brettchenweberin Irene von Schweppenhuzen (Schweppenhausen) ist bereits zum zehnten Mal in Obermoschel. Sie geht nur noch auf zwei Märkte, einer davon ist in der kleinsten pfälzischen Stadt. Hier ist es so schön familiär, sagt sie und nächstes Jahr ist sie sicher wieder dabei. Super nett und klasse findet auch die Kastellaunerin Steffi in der Wikingergewandung den Mittelaltermarkt. Wir planen unseren Urlaub danach, dass wir mit von der Partie sein können. Sie ist mir ihrem Mann schon extra einen Tag früher angereist und lobt auch die sehr zuvorkommende Unterstützung durch die Freiwillige Feuerwehr Obermoschel bei der Suche nach einem Dauerparkplatz
für ihr Auto. Sie werden auf jeden Fall auch künftig wieder dabei sein, wie sie versichern, beide sitzten im Burghof auf einer Mauer und beobachten das Geschehen auf der Bühne, wo gerade Gaukler Flobold oder das Trio cum Laude die rundum sitzenden Besucherscharen in ihren Bann zieht. Einen Megga-Eindruck und ganz toll finden die aus Köln angereisten jungen Leute Maxin und Philipp das Fest auf der Moschellandsburg, das sie gegoogelt haben. Die Fans des Mittelaltergeschehens waren im letzten Jahr deshalb extra bis nach Irland gereist. Obermoschel stehe dem in nichts nach. Zusammen mit dem neu gewählten Stadtbürgermeister Ralf Beisiegel und seiner Frau Liane, der in seiner ersten Amtszeit vor 2o Jahren das Mittelalterfest ins Leben gerufen hat, genießen sie am späten Samstagabend neben dem Gerstensaft aus dem Ochsenhorn den traumhaften Ausblick von der Burg in die Nordpfälzer Bergwelt.
Gerstensaft und Brausen gefüllt im Ochsenhorn
In der Behausung der Schutzhütte bietet der Burgvereine "diverse Brausen" und Gerstensaft an und die Burgweiber wollen ihren Kuchen los werden, was nicht schwierig ist. Knochenhauer Rainer Gauch aus dem Städtchen bot seine besten Würste vom offenen Feuer feil, es gab aber auch irischen Lachs, elsässischen Flammkuchen oder transsylvanischen Hochzeitskuchen sowie Nüsse und Früchte aus dem weiten Orient. Die aus Lettland stammenden Kreuzritter Andrej und Olga suchten im Burghof nach einem Schattenplätzchen und hörten Chnutz vom Hopfen beim Geschichte erzählen zu. Andreas, der Zeidler aus Marmagen in der Eifel kommt schon gefühlt 2o Jahre, wie er sagt, -in Wirklichkeit 17 Jahre- mit seinem Metwein-Stand auf die Burg. Es ist hier der schönste Markt weit und breit,
sagt er und der Zeilenschreiber muss seinen besten Honigwein mit 14,6 Prozent Alkohl aus dem Tonkrug probieren. Ungefähr 12 Märkte im Jahr besucht er mit seinem Stand. An anderer Stelle links und rechts des Aufganges vom Ritterlager zur Burg wird geschmiedet, gehämmert und mit der Axt geschmissen. Im Ritterlager oberhalb des Backofens vor der eindrucksvollen Kulisse der Moschellandsburg vertreibt sich unter anderem das Burgvolk aus Novo (Neu-)Bamberg mit der Korbflechterey die Langweile, anderes Rittervolk mit Anhang ist von weit weiter angereist, so sind auch alte Ritter aus Sachsen-Anhalt in der Nachbarschaft. Port Fjorsins aus Wiesbaden kommen schon lange nach Obermoschel und sind für das Bogenturnier zuständig, dass die Massen nur so anzieht. Nur mit Holzbogen darf der Pfeil geschossen werden. Zunächst aus neun Metern Entfernung auf Kohlköpfe und Äpfel, am Schluß dann auf die Zielscheibe. Die Sieger sind vielfach umjubelt.Thors
aus dem nahen Moscheltalflecken Schiersfeld fertigt vor dem Burgfried handgefertige Lederbänder mit Namen, die es für fünf Taler gibt. Hier stimmt einfach das Ambiente, stimmt er in die Lobpreisungen seiner anderen Kollegen mit ein. Selbst die Arche Noah haben die Skumrytter in das Lager geschafft, sie hatten von dem Hochwasser 2o14 im September im Moscheltal gehört und wollten Vorsorge. Ruderer sah man allerdings keine. Höhepunkt war sicherlich am Samstag bei dunkler Nacht, der vom Herold angeführte Fackeleinzug des kompletten Ritterlagers in den Burghof. Schöner und stimmungsvoller kann ein Mittelaltermarkt nicht sein. Der Burgförderein hat unter Hans Ruppert mal wieder erstklassige Arbeit geleistet. Das finanzielle Engagement der Stadt ist hier bestens angelegt und zahlt sich aus. (moh).
Autor:Arno Mohr aus Alsenz-Obermoschel |
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