Weiterentwicklung Klinikum Landau-SÜW: Statements der Beteiligten
Annweiler. Was geschieht mit dem Klinikum Landau-SÜW nach der Schließung des Standorts Annweiler? Viele Mitarbeiter des Klinikums und Bürger der Region fragen sich, wie es weitergeht. In der Pressekonferenz in Annweiler in der vergangenen Woche wurden die Pläne des Klinikums vorgestellt und etwaige Fragen zur Zukunft des Standorts Annweiler geklärt und von den anwesenden Politikern und den Vertretern der Klinik kommentiert.
Bericht zur Weiterentwicklung des Klinikums
Statements der Beteiligten
Dominik Geißler sei sich der Sache bewusst, dass die Schließung für die Stadt Annweiler "keinen Spaß macht". Dabei äußert er seinen großen Respekt an Herrn Seefeldt und die Beteiligten Politiker der Stadt und Verbandsgemeinde Annweiler, Seyfried und Burkhardt, dass sie die Veränderung mittragen. Weiter betont Geissler, dass er nicht in den Gemarkungsgrenzen denkt und Landau auch als kreisfreie Stadt als Teil der Südlichen Weinstraße sieht. Die kurze Entfernung zwischen Annweiler und den beiden anderen Standorten zeigt, dass ein gestärktes Klinikum für die gesamte Region von Vorteil sei. Letztendlich unterstreicht der Oberbürgermeister der Stadt Landau nochmals, dass es um die Bürger geht und eben nicht um "Kunden". Geissler sei überzeugt, dass das Klinikum Landau-SÜW für alle Bürger der Südpfalz die beste Versorgung gewährleisten kann.
Maximilian Ingenthron betont, dass er in seinen 30 Jahren kommunalpolitischer Erfahrung "an keiner Stelle so partnerschaftlich-kollegiale Beziehung" hatte. Der Prozess zu dieser Entscheidung sei ein langer Diskussionsprozess gewesen, auch seien sie damit nicht alleine in Rheinland-Pfalz. Besonders wichtig sei, dass man keine hektischen Rettungsversuche unternehmen musste. "Wir konnten das aus eigener Kraft heraus steuern, partnerschaftlich und kollegial, um am Ende ein Paket zu schnüren." Das Statement des Bürgermeisters Landaus endet mit einer Metapher. "Wir sehen eine Medaille mit zwei Seiten, die wir beide sehen: Unser Klinikum LD-SÜW, aber auch die Stadt Annweiler, die Region hier, in der wir unseren Standort schließen werden. Wir stellen uns dieser Verantwortung, dieser zweiten Seite der Medaille." Auch er ist überzeugt, dass am Ende die gesamte Region der Gesundheitsvorsorge davon profitieren werde.
Der Ärztliche Direktor, Dr. Stefan Vonhof, nimmt sich in seinem Statement der Patientensicht an: "Was passiert mit unseren Patienten, mit der Versorgung?" Er sei froh, dass geriatrische und palliative Versorgung nicht verloren gehen, sondern erhalten bleiben und ist überzeugt, dass sogar deren Qualität zunehmen werden. Die Gründe dafür seien, dass aufgrund des demografischen Wandels die Bedeutung der beiden genannten Bereiche, Geriatrie, Palliativmedizin, zunehmen wird. Der Umzug der Fachkompetenz aus Annweiler an die beiden Standorte Landau und Bergzabern sorgt dafür, dass diese voneinander profitieren können. Die Patienten müssen nach der Erstversorgung nicht mehr an andere Standorte verlegt werden, sondern können direkt vor Ort behandelt werden. Auch die Verlegung fände dann innerhalb des Hauses statt nach Annweiler statt. Die Diagnostik verschiedener Bereiche können aber auch für geriatrische Patienten angeboten werden. Darüber hinaus gebe es verschiedene Visiten, die auch im geriatrischen Bereich anbietbar seien und so auch umgekehrt profitiert werden könne. Generell könne der Austausch der verschiedenen Abteilungen helfen und diese so voneinander profitieren. Unter dem Strich stehe daher eine "enorme Effizienz- und Qualitätssteigerung in der Patientenversorgung".
Der Chefarzt der Inneren Medizin in Annweiler, Dr. André Reck, schließt sich den vorher genannten Argumenten von Dr. Vonhof an. Ihn persönlich verbinde viel mit Annweiler. Auch er weiß, um die immer wieder aufgekommenen Diskussionen um das Weiterbestehen. Seit 2007 gab es dann die Geriatrie in Annweiler. Aus seiner Erfahrung wisse er, dass Patienten nicht von Landau nach Annweiler in Geriatrie verlegt werden wollten. Jetzt sei das an einem Standort möglich, genauso wie die kooperative Versorgung. "Für die Patienten sehe ich einen Vorteil in der Versorgung, vor Ort gemeinsam Patienten versorgen zu können", so Dr. Reck.
Der Pflegedirektor des Klinikums, Ralf Levy, nimmt die Sicht der Mitarbeiter ein: Der Palliativ- und Geriatrie-Aufbau in Bergzabern und Landau sei eine spannende Aufgabe, da dies bisher exklusiv in Annweiler sei. Dazu werde die Fachexpertise der Arbeiter aus Annweiler benötigt. Sie haben in diesem speziellen Fachbereich eine gewisse Routine. "Wir wollen sie für diese spannende Aufgabe gewinnen und mit ihnen ins Gespräch gehen", unterstreicht Levy. Vorteile seien hier die kürzeren Wege. In Annweiler werden aktuell viele Tätigkeiten von Pflegern übernommen, die nicht zwingend pflegerisch sind (Laufwege, Patiententransport). In Landau und Berzabern gebe es hierfür extra Leute, die dafür angestellt sind und das übernehmen. Das erhöht im Umkehrschluss die Anwesenheit der Pflegekraft auf der Station. Auch Levy hebt die kürzeren Transportzeiten für Patienten hervor, statt in ein Fahrzeug gebracht zu werden, muss man nur in den Aufzug." Das Arbeitsumfeld ist ebenfalls in den beiden anderen Standorten gut.
Der Betriebsratsvorsitzende und Aufsichtsratsmitglied, Frank Ohler, bestätigt, dass der Betriebsrat informiert und im Gremium dabei war. Der Zeitpunkt, wann das geschehen soll, sei allerdings unklar gewesen. Wichtig sei es, dass jetzt bereits Betriebsversammlungen durchgeführt werden. Natürlich sehe es der Betriebsrat nicht gerne, dass Annweiler geschlossen werde und dass es schade für den Standort und die Mitarbeiter sei. Viele Mitarbeiter würden der Schließung allerdings positiv entgegenstehen und die Perspektive in Landau und Bergzabern sehen. Natürlich gebe es aber auch Gegner der Schließung, beispielsweise weil sie in Annweiler wohnen und nicht woanders hinfahren wollen. "Für Nachteile sind wir als Betriebsrat da, damit wir gute und sehr gute Lösungen finden", erklärt Ohler. Aktuell gebe es sogar wöchentliche Treffen, um Lösungen zu finden. "Jeder Mitarbeiter soll zufrieden sein. Ich denke, das wird uns auch gut gelingen", ist Ohler zuversichtlich. Er betont, dass das wichtigste sei, dass kein Mitarbeiter entlassen wird, egal in welchem Bereich: "Wir finden für jeden einen guten Platz und auch eine gute Lösung."
Stimmen aus Annweiler
Die Perspektive der Stadt Annweiler zeigt Bürgermeister Benjamin Seyfried auf. "Die Schließung schmerzt natürlich, vollkommen klar", bestätigt Seyfried und merkt die vielen Erinnerungen von ihm und der Menschen hier an das Krankenhaus an, "ich bin da geboren, ich habe eine persönliche Verbindung zu diesem Krankenhaus." Aber auf der anderen Seite, so Seyfried: "Ich sehe eine riesige Chance für die Stadt und das Umland, dass wir hier die Situation gemeinsam verbessern können." Dabei erinnert er an das große Problem der hausärztlichen Versorgung. Mit einem Investor könne man einen Transformationsprozess starten. Sehr froh ist er darüber, dass Annweiler nicht von den Träger alleine gelassen wird. Gerade dass alle nach Annweiler gekommen sind zu diesem Pressegespräch spreche für ihn eine besondere Sprache: "Wir stehen nicht alleine. Wir werden nicht mit einem leeren Loch zurückgelassen. Wir werden unterstützt, etwas Nachhaltiges zu entwickeln."
Für das Umland Annweilers spricht Verbandsgemeine Annweiler Bürgermeister Christian Burkhardt. Er schließt sich dem Statement Seyfrieds an. Bereits seit einigen Jahren ist hier keine Notfallversorgung mehr gewährleistet. Es dauert zwar länger bis man in anderen Krankenhäusern ist, das sei jedoch nicht bei vielen Fällen ein Problem gewesen, dank des gut aufgestellten Rettungssystems und beispielsweise der first responder. Burkhardt nennt die Trägerschaft eine "kommunale Familie". Er sei froh, dass sie eingebunden sind. Er zeigt an der aufgezeigten Bewertung der Liegenschaft, bei der zu zwei Dritteln die Konzepte entscheidend sind. Zu 50% sei das Anschlusskonzept entscheidend. Zu 70% ist nicht der Preis entscheidend, sondern gute Ideen, die der Investor präsentieren muss. Auch er spricht einen Dank an die Gesellschafter und den Geschäftsführer des Klinikums, weil die Stadtvertreter und die Verbandsgemeinde der Jury zur Entscheidung zum Investor angehören sollen. Burkhardt sieht unter dem Strich "ein Mehr an ärztlichen Leistungen, eine größere Vielfalt" und freut sich über die Chance, dass man hier sowas wie ein Ärztehaus etablieren könne. Auch wenn der Schritt für die Mitarbeiter in Annweiler sehr einschneidend sein werde, solle man den Aspekt von verbesserten Arbeitsbedingungen, mehr Möglichkeiten nicht außer Acht lassen.
Autor:Katharina Wirth aus Herxheim |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.