Wälder machen ganz offensichtlich auf den Klimawandel aufmerksam
Die Krise als Chance

Gerhard Hoffmann, Revierleiter in Klingenmünster, und Tobias Keller, Revierleiter vom Forstrevier Bad Bergzabern, machen sich ein Bild von den Schäden rund um den Bismarckturm.  | Foto: B.Bender
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  • Gerhard Hoffmann, Revierleiter in Klingenmünster, und Tobias Keller, Revierleiter vom Forstrevier Bad Bergzabern, machen sich ein Bild von den Schäden rund um den Bismarckturm.
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Bad Bergzabern. Der Wald leidet und Förster wie auch Waldarbeiter haben alle Hände voll zu tun. Bedingt durch die langanhaltende Trockenheit und die hohen Temperaturen der letzten Sommer sind auch in der Verbandsgemeinde Bad Bergzabern vermehrt Bäume geschwächt und somit anfälliger für Schädlinge geworden. In der Region zeigen sich Schäden an allen Baumarten, insbesondere an der Fichte, aber auch Edelkastanie und Buche sind in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Klimawandel bringt mehrere Effekte mit sich welche Bäume schwächen können. Zunächst natürlich Trockenheit, Hitze und Niederschlagsmangel. Aber auch die steigende Temperatur sorgt dafür, dass sich neue Krankheitserreger weiter ausbreiten können. Es geht auch eine Veränderung des kompletten Ökosystems mit einher.
Die Baumart Fichte reagiert am Empfindlichsten auf Hitze und Trockenheit. Ist kein Wasser vorhanden, kann der Baum kein Harz produzieren um seinen natürlichen Gegenspieler nach dem Eindringen in die Rinde „auszuharzen“. Die Nadeln der Fichte werden braun. Die Rinde unter der sich der Borkenkäfer vermehrt, fällt ab, der Baum stirbt. Die beiden Förster haben ein waches Auge auf alle Fichten geworfen. Denn werden befallene Bäume nicht rechtzeitig erkannt, droht eine explosionsartige Vermehrung des Borkenkäfers. Um eine Massenausbreitung der von Schädlingen befallenen Bäume zu verhindern, müssen umgefallene frische Fichten auf jeden Fall bis spätestens März, zu Beginn der Vegetationsperiode, entfernt werden. „Wir rennen wirklich jedem Baum nach“, beteuert Tobias Keller, Revierleiter vom Forstrevier Bad Bergzabern.
Der Edelkastanienrindenkrebs befällt den unteren Bereich des Baumstammes, welcher dadurch immer mehr austrocknet. Die Japanische Edelkastaniengallwespe (ein neuer Krankheitserreger) hingegen schädigt und schwächt durch ihre Eiablage die Blatt-, Blüten- und Triebknospen. Die Kombination dieser beiden Faktoren lassen die Zukunft der „Pälzer Keschde“ nicht sehr rosig aussehen.
Auch die Buchen schwächeln, durch die Hitze und Trockenheit sind die Baumkronen am Absterben.
„Ein weiterer, extrem heißer Sommer wird große Schäden entstehen lassen“, befürchtet Gerhard Hoffmann, Revierleiter in Klingenmünster.
Dieses Phänomen der Austrocknung ist zu dieser Jahreszeit besonders offensichtlich. Viele der Laubbäume lassen ihre bunte Herbstfärbung entweder ganz ausfallen und wechseln direkt von grün auf braun oder verkürzen zumindest die Zeit der Farbenpracht.
Auch ist man beschäftigt Bäume, die besonderer Beobachtung bedürfen zu markieren, zu dokumentieren und Notfalls einzugreifen. Denn auch die Menge der umsturz-gefährdeten Bäume nimmt durch die langanhaltenden Trockenperioden zu.
Vielbeschäftigt sind die Forstmänner vermehrt mit der Verkehrssicherung an befahrenen Straßen, Waldwegen und -parkplätzen, Wander- und Schutzhütten sowie im Bereich von Sitzbänken.
Finanziell sehr aufwendig ist die teilweise Sperrung von Straßen, weil allein die Ampelanlage einen großen Teil der Kosten verschlingt.
Da die Zahl von schädlingsbefallenen Bäumen, wie auch die von umsturzgefährdeten, steigt, erhöht sich auch der Zeit- und Geldaufwand, wohingegen der finanzielle Ertrag immer mehr sinkt. Die Holzpreise sinken durch das Überangebot am Markt und die Tatsache, dass die Menge an unverwertbarem Schadholz im Verhältnis zum verkäuflichen Nutzholz mehr und mehr zunimmt.
Die Auswirkungen des Klimawandels, veranlassen die Forstämter dazu, ihren Fokus weniger auf die Wirtschaftlichkeit zu richten. Andere Funktionen wie die Wasserspeicherung, die Luftreinhaltung, der Wald als Co2-Speicher und natürlich der Erhalt und Schutz der Wälder treten mehr in den Vordergrund.
„Jede Krise bietet eine Chance“, ist sich Hoffmann sicher. Der Zustand des Waldes mache auf den Klimawandel für jeden Menschen sichtbar aufmerksam und weise gleichzeitig auf seine Wichtigkeit als CO2 Speicher hin.
„Natürlich ist der Wald als Organismus in der Lage sich zu regenerieren,“ so Tobias Keller. Das brauche aber Zeit, Jahrzehnte bis Jahrhunderte. Die Veränderungen des Klimas hingegen gingen vergleichsweise rasant vonstatten.
Seit 30 Jahren wird in der Verbandsgemeinde Bad Bergzabern nach dem Prinzip der naturnahen Waldbewirtschaftung gearbeitet. Es wird für den Erhalt und die Entwicklung eines zukunftsfähigen Mischwaldes gesorgt. Im Grunde verjüngt sich der Wald von selbst. Baumarten wachsen und vermehren sich an genau den Standorten, die zu ihrer Genetik passen. Die Natur wird bei dieser Art der Forstwirtschaft nicht verändert sondern beobachtet und in ihrer Regeneration unterstützt.
Die Zentralstelle der Forstverwaltung (ZdF) in Neustadt erarbeitet in enger Zusammenarbeit mit dem Forstamt Annweiler, zu welchem die Forstreviere Bad Bergzabern und Klingenmünster gehören, gemeinsame Bewirtschaftungspläne. Regelmäßige Dienstbesprechungen finden statt.
Neben der Entwicklung von Mischwäldern, zur Risikostreuung mit möglichst vielen Baumarten, wird auch die Pflanzung von klimaresistenten Bäumen forciert. Heimische Baumarten wie Eiche, Weißtanne und die Winterlinde, aber auch Baumarten aus dem Mittelmeerraum wie Baumhasel und spezielle Nussorten sind im Blickpunkt der Förster.
Die Rettung des Waldes ist nach Meinung von Gerhard Hoffmann jedoch nur möglich, wenn dem Klimawandel mit aller Macht entgegengewirkt wird.
Hoffmann ist auch Imker und sieht daher das „Ergebnis“ ebenfalls in Form des schwindenden Honigertrages. Hitzebedingt ist der Nektarfluss der Blüten zu gering. Dies hatte zur Folge, dass sich die Menge von Kastanien- und Akazienhonig in diesem Jahr halbiert hat. Da bei über 35 Grad die Honigtauerzeuger absterben, fiel in diesem Jahr die Wald- und Tannenhonigernte komplett aus.
Die Waldfläche des Forstamtsbereichs Annweiler umfasst 15.400 Hektar und besteht zu 40 Prozent aus Buchen, zu fünf Prozent aus Kastanien, 30 Prozent Kiefern, sechs Prozent Fichten.
Etwa ein Drittel der Gesamtfläche ist Privatwald, das heißt, dass sich hier die Verantwortung in privaten Händen befindet. Die Besitzer werden mit Erhalt ihres Steuerbescheides quasi daran erinnert, ihren Wald, schon allein aus Sicherheitsgründen, im Auge zu behalten.
Denn dass die Betreuung eines Waldes keineswegs ein Spaziergang ist haben Hoffmann und Keller überzeugend dargelegt. beb

Weitere Informationen
www.wald-rlp.de/de/forstamt-annweiler/

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Autor:

Britta Bender aus Annweiler

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