Neue Weine auf Pfälzer Böden
Der Hibernal hat Zukunftspotenzial
Die Welt des Weines ist so vielfältig wie die Natur, dessen Teil sie ist. Längst vergessene Rebsorten werden immer wieder abgelöst durch neue Züchtungen, die sich optimal an wechselnde klimatische Bedingungen anpassen und den Weinfreund schließlich auch mit interessanten neuen Geschmacksnuancen überraschen können.
Wer nun beim Thema Neuzüchtungen und Kreuzungen skeptisch die Stirne runzelt, der sollte bedenken, dass die meisten Rebsorten, die als altbekannte Weine heute in den Gläsern schwappen, einmal selbst aus Kreuzungen entstanden sind. Manche konnten sich etablieren, manche verschwanden wieder in den Untiefen der Fässer.
Doch gerade in Zeiten, in denen sich besagte klimatische Bedingungen tiefgreifend ändern, ist die Arbeit prominenter Forschungsanstalten wie die in Geisenheim, in Weinsberg oder im Geilweilerhof wichtiger denn je. Um unseren Lesern die aufstrebenden Neulinge im Portfolio des Weingottes Bacchus näher zu bringen, schicken wir ab heute in lockerer Reihenfolge einige davon auf die „Teststrecke“ und haben sie mit sensibler Zunge vorgekostet.
Wir starten mit dem
HIBERNAL
Klingt komisch? Nun ja, zumindest ungewohnt! Doch wer in Schulzeiten mal Latein gebüffelt hat, mag erkennen, dass der Name dieses Weißweins etwas mit Winter zu tun haben könnte. Hat er auch. Denn bereits Ende der 50er Jahre kreuzte Heinrich Birk in Geisenheim die Sorten Riesling und Seibel, um eine Rebe zu erhalten, die auch Temperaturen von bis zu 20 Minusgraden schadlos überlebt. Daher wurde sie zunächst in den winterkalten Ländern Osteuropas mit Erfolg kultiviert, bevor sie im Jahre 1999 mit der Eintragung in die Sortenliste nun auch in den meisten deutschen Weinbergen angebaut werden kann.
Doch wie schmeckt das neue Mitglied in der Familie der Qualitätsweißweine? Die von uns verkostete Ungsteiner Variante erinnert durch seinen Duft gelber Früchte wie Aprikose und Mirabelle etwas an den klassischen Burgundertyp. Die zarte Säure von etwas über 6 Gramm wird harmonisch ergänzt durch eine natürliche Restsüße von etwas über 11 Gramm und bewegt sich dadurch im halbtrockenen Bereich. So wird eine angenehme und unaufdringliche Würze spürbar, kombiniert mit einer saftigen Fruchtigkeit.
Mit gerade mal 12.1% Alkohol ist der Ungsteiner Hibernal zudem kein Schwergewicht und macht nicht gleich nach dem ersten Viertel satt - im Gegenteil...!
Unser Urteil: Ein absoluter Zugewinn mit Zukunftspotenzial im Sortiment der Pfälzer Weine.
uba
Autor:Udo Barth aus Bad Dürkheim |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.