Dubbeglas wurde in Bad Dürkheim erfunden - Die Halbliterklasse fest im Griff

Wo 0,5 draufsteht, ist auch ein halber Liter drin. | Foto: Stadtverwaltung Bad Dürkheim
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Bad Dürkheim. Das Dubbeglas ist ein gläsernes Trinkgefäß für Wein oder Weinschorle, das überwiegend in der Pfalz verwendet wird. Es besitzt ein Fassungsvermögen von einem echten Schoppen, also einem halben Liter. So erklärt das Volkslexikon Wikipedia den „heiligen Pfälzer Gral“, der hierzulande den Maßstab für die Volumina aller gängigen Trinkbecher im Halbliterbereich setzt. Das Dubbeglas verbreitert sich von unten nach oben (V-Form) und ist außen mit runden Vertiefungen versehen, erklärt Wikipedia die Form des Pfälzischen Kühlturms. Diese Vertiefungen verleihen dem Glas eine besondere Griffigkeit, weil die Fingerkuppen dort Halt finden, beleuchtet die Erklärseite aus dem Internet den praktischen Teil der Formfindung. Von diesen Vertiefungen leitet sich auch der Name ab: Dubbe, was aus dem Pfälzischen übersetzt „Tupfen“ bedeutet. Zum Material: Meist besteht das Gefäß aus Pressglas, und die Dubbe stammen von der Gussform; bei der edlen Variante werden sie ins Glas eingeschliffen.
Neben dem Dubbeglas findet in der Pfalz auch das herkömmliche Schoppenglas Verwendung. Dies ist ein zylindrisches Gefäß, das wie das Dubbeglas ein Fassungsvermögen von einem halben Liter aufweist.
Von der Funktion her lässt sich das Dubbeglas mit dem Frankfurter „Gerippten“ vergleichen.
Etymologisch heißt das Dubbeglas Dubbeglas, weil der Trinkbecher materialistisch gesehen aus Glas ist und mit einer genau festgelegten Anzahl von Dubben versehen ist. Doch nicht nur optisch machen die Dubbe aus dem ordinären Schoppenglas ein Trinkgefäß, das einem heiligen Gral in nichts nach steht.
Zur Geschichte: Bis 1938 ist das geschliffene Dubbeglas mit vier Dubbereihen bekannt. In den Jahren nach 1950 kamen aus ausländischer Produktion gepresste Dubbegläser in die Pfalz. Von Souvenir-Jägern heiß begehrt, war das Dubbeglas gegen Ende der 60er Jahre nahezu „ausgestorben“. Der ehemalige und mittlerweile verstorbene Wurstmarktwinzermeister Kurt Lukas schreibt in seinem Buch „50 Jahre Dürkheimer Wurstmarkt und noch mehr“, dass aus Mangel an Nachschub die alte Dubbeglasausführung mit fünf Dubbereihen für rund 20 Jahre der Vergangenheit angehörten. Sie seien jenen, die mit drei Dubbereihen, wie sie im Geschenkhandel erhältlich waren, vorzuziehen.
Nach rund 20-jähriger Dubbeglasabstinenz gab es laut Lukas erstmals im Jahr 1982 auf dem Wurstmarkt wieder Dubbegläser.
Max Adrian aus Bad Dürkheim, der Verkaufsleiter bei der Firma Böhringer war, hatte die Idee, die Produktion wieder aufzunehmen. Er verwendete als Vorlage ein altes Dubbeglas aus dem Bestand der Stadtverwaltung. Diese hatte einige Jahre zuvor die Restbestände bei den Hallenwirten aufgekauft, um wenigstens bei der Eröffnung des Wurstmarktes ein Dubbeglas vorweisen zu können. Lukas schreibt weiter: „ Die Gläser mussten jedoch durch die Glashandlung Schulz in Neustadt nachgeschliffen werden. Von dem aufgekauften Bestand von etwa 500 Stück blieben nach der Bearbeitung ca. 300 Stück übrig. Diese verwendeten wir an einem fahrbaren Schubkarchstand beim Weinlesefest in Neustadt. Zur Verdeutlichung des Inhaltes waren die Gläser mit einer gelben Folie ausgelegt.“
Das alte Dubbeglas hatte fünf Reihen mit jeweils acht Dubben. Bei der neuen Form fehlen in der Mitte drei ganze und zwei halbe Dubben zur Nutzung als Werbefläche. Die 1982 erstmals zum Verkauf angebotenen Gläser trugen auf der Werbefläche den Einbrand „Winzerkopf mit Trauben, Schoppenglas und Wurst“.
Die Dubben sind folgendermaßen geordnet: Obere Reihe acht Dubben, zweite Reihe fünf Dubben und zwei halbe, dritte Reihe sechs Dubben, vierte Reihe acht Dubben und untere Reihe acht Dubben, also vier Dubben weniger als das Original-Dubbeglas.
Historisch ungeprüft bleibt die Erfindung des Glases. Überlieferungen nach soll es von einem „Adventsmetzger“ aus Bad Dürkheim erfunden worden sein, der es leid hatte, dass bei den beliebten Schlachtfesten, wo auch eine Schorle dazugehörte, das Glas aus der fettigen Hand rutschte. Die „Dubbe“ machten den Trinkkelch griffiger und somit auch für den Berufsstand der Metzger komfortabler und sicherer, denn wer möchte schon gerne die Scherben aus dem mit Schweineblut und Fett überzogenen Küchenboden sammeln.
Doch schon die Römer kannten das Dubbeglas, wie bei Ausgrabungen aus dem 4. Jahrhundert in Gönnheim gefundene Trinkgefäße beweisen. Damals waren die Dubben allerdings nicht eingeschliffen, sondern außen aufgesetzt. Replikas solcher Gläser sind übrigens im Bad Dürkheimer Stadtmuseum zu bewundern. Nach altem Brauch geht das Dubbeglas in einer Weinrunde von Hand zu Hand, wobei man nacheinander daraus trinkt. Helmut Metzger hat dem Dubbeglas ein Gedicht gewidmet und weil der Pfälzer Schoppen, respektive das Dubbeglas, dem Pfälzer so lebensbedeutend wichtig ist, hat man im Jahr 1984 dem „Pfälzer Schoppen – Maß aller Dinge“ ein Denkmal aus massivem Stein gesetzt. In Maikammer zeugt ein Monolith von regionalpatriotischer Dickköpfig- und Trinkfestigkeit , die keinen Milliliter von der Halbliterklasse abrücken möchte und allen Bemühungen trotzt, einen Schoppen mit 0,4 Liter Inhalt anzuerkennen.mps

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Wo 0,5 draufsteht, ist auch ein halber Liter drin. | Foto: Stadtverwaltung Bad Dürkheim
 Schon die Römer kannten das Dubbeglas.  | Foto: Franz Walter Mappes
Autor:

Franz-Walter Mappes aus Bad Dürkheim

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