Liedertafel auf großer Chor-Reise nach Dessau
Musikalisches Wochenende der Superlative

Bad Dürkheim - Dessau. Das neue „Es war einmal“ in der Chorgeschichte der Bad Dürkheimer Liedertafel darf ab sofort wieder in den Herzen vieler Chorsängerinnen und Chorsänger aller Altersstufen nachklingen. Anlass für die kürzlich angetretene und randvoll mit Aktivitäten bepackte Konzertreise war die Freundschaft der Dürkheimer zum Friedrich-Schneider-Chor in Dessau, der zu seinem 70-jährigen Bestehen in die dortige Marienkirche einlud.
Gemeinschaftserlebnisse – so wurde es jetzt wieder überdeutlich – entstehen dann, wenn Menschen aneinander interessiert sind, wenn sie bereit sind, sich anzustrengen für eine gemeinsame Sache und – wie hier geschehen – wenn sie zusammen singen und feiern. So entstehen wertvolle „Andenken“ in Form von Gedanken und Gefühlen, sowie durch Geschenke, die individuelles Leben bereichern und manchem auch helfen, in schwierigen Lebensabschnitten durchzuhalten.
Ein „Wochenende der Superlative“ wurde möglich durch die langjährige Freundschaft der beiden Chöre Dessau und Bad Dürkheim - natürlich auch durch die exzellente Vorbereitung dieses Ereignisses. Der Bad Dürkheimer Chor hatte dank der engagierten Arbeit der Organisatoren sowohl die Reise als auch ein stimmiges Lied- und Besichtigungsprogramm vorbereitet. In Dessau wurden Spitzenchöre programmmäßig abgestimmt und „körperlich“ versorgt durch ansprechende Unterkünfte und Einladungen zum Essen. Die Dessauer begrüßten die „Bad Dürkheimer Liedertäfler“ mit einem Geschenk bei der Ankunft im Hotel und dachten auch beim Abschied an das Wohl ihrer Gäste, indem sie ein reichliches Essenspaket für die „Rast unterwegs“ an den Bus brachten. An alles war gedacht: Die Liedertafel Bad Dürkheim durfte sich als Gast des Friedrich-Schneider-Chores sehr geschätzt fühlen.
Das Rahmenprogramm bestand bei der Anfahrt aus einer Stadtführung in Weimar – Dichterfürst Goethe und sein „Revoluzzer-Kollege“ Schiller waren dort fraglos das Haupt-Thema. In Dessau selbst standen Besichtigungen des berühmten Bauhauses, der Meisterhäuser sowie des Georgiums auf dem Plan.
Am Samstag schließlich das ersehnte Jubiläumskonzert: Hochwertige musikalische Vorträge begeisterten in der vollbesetzten Dessauer Marienkirche: Unter anderem war hier der „Chor der Seligen“ aus dem 2. Teil des „Weltgerichtes“ von Friedrich Schneider (1786-1853) zu hören, das schwedische Lied „Vem kann segla“ von Gunnar Erikson mit dem beeindruckenden Solo des Dessauer Dirigenten Rene Mangliers sowie das Spiritual „Certn`ly Lord“ von Jon Hoybye (1939) - ebenfalls mit Mangliers als Solist.
Mangliers, darüber hinaus auch als Dirigent des Evangelischen Kirchenchors von Wolfen tätig, konnte mit diesem Chor und beispielsweise mit dem „Laudate Dominum“ und dem „Alleluia“ die Seelen des Publikums sichtlich berühren.
Die Dirigentin der Liedertafel Bad Dürkheim, Dr. Sieglinde Hammann, hatte für den Chor mehrere sehr anspruchsvolle Titel ausgewählt und einstudiert, die allesamt mit großem Beifall belohnt wurden. Verschiedene Stile und Rhythmen bekamen reichlich Applaus: Ein mehrstimmiges Veni Domine, op. 39 Nr.1 von Mendelssohn Bartholdy (1809 -1847) war zu hören, ebenso das „America“ aus der Westside-Story, auch „You raise me up“ aus der Neuzeit, „Die Trennung“ von Anton Dvorak (1841-1904) und der „Bursche“ aus den Zigeunerliedern op.103 von Johannes Brahms (1833-1897). Der Männerchor von Roßlau e.V. 1834 bewies mit dem „Fräulein Helene“ und dem Lied „Männer“ von Hans Unterweger (*1962) Niveau und Humor. Auch seine Vielfalt stellte er unter Beweis: nämlich mit einem schwungvollen Trinklied.
Der unbestrittene Höhepunkt nicht nur für die Chormitglieder der Dürkheimer Liedertafel war zweifellos der Jugendchor des Walter-Gropius-Gymnasium in Dessau: Die jungen Musiker zeigten Ihr Können in allen Facetten: „Ein Stöpsel im Ohr kann und wird niemals ersetzen können, was Stimmen und persönliches Engagement für den Menschen leisten“: Ein Programm von höchstem Niveau mit der glockenhellen Stimme einer talentierten jungen Solistin enthielt scherzhafte Variationen aus „Die launige Forelle“ von Franz Schubert/Franz Schöggl (1930-1982), „Die kleine Nachtforelle“ von Wolfgang Amadeus Mozart, ein zauberhaft vorgetragenes „Caresse sur l`ocean“ aus „Die Kinder des Monsieur Matthieu“ sowie einige Titel des legendären „Pilz-Kopfes“ John Lennon (1940 – 1980).
Der Schlussbeitrag aller Chöre sollte dem Ereignis noch das i-Tüpfelchen aufsetzen. Alle Chöre zusammen nämlich sangen unter der Leitung von Rene Mangliers den „Altirischen Segenswunsch“ von Günter Schwarze (*1949) sowie das sechsstimmige Abendlied der Hopi-Indianer „Evening Rise“ (Meinhard Ansohn * 1954). Manglier führte aus dem Stegreif Sängerinnen und Sänger aller teilnehmenden Chöre sicher und einfühlsam durch die Lieder, Tempi und Lautstärken.
„Oh, wie wohl ist mir am Abend“ – gemeinsam mit dem mit dem Publikum als Zugabe intoniert, brachte das Credo dieses Freundschaft-Konzerts in Dessau haargenau auf den Punkt.
uba

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Autor:

Udo Barth aus Bad Dürkheim

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