Drachenfelsclub und das „Denk mal“ Bismarckturm
Voraussicht mit Aussicht
Bad Dürkheim. Es ist ein Gefühl von Freiheit, von Erhabenheit, von Weitblick; wenn man oben steht, vergisst man die Kleinigkeiten des Alltags und beginnt Groß zu denken.
Mag sein, dass auch die Gründungsmitglieder des Drachenfelsclubs so gedacht haben, als sie begannen, ihre zahlreichen Projekte anzugehen. Der Ursprung und Namensgeber des Vereins ist der Drachenfels mit einem imposanten Ausblick.
Mit 573 Meter Höhe überragt der Drachenfels als südwestlicher Teil des Hohebergs alle in seiner Umgebung liegenden Berge in den Waldungen zwischen Bad Dürkheim und Weidenthal. Seinen Namen verdankt er der Nibelungensage, die ihren Schauplatz zwar nicht in den Wäldern oberhalb des Saupferchs hatte, aber vom Volksglaube dort angesiedelt wurde. Drachenkammer und Drachenhöhle sind bis heute beliebte Ausflugsziele für Wanderer und zugleich Bestandteil des Vereinswappens des Drachenfelsclubs, der am 14. April 1873 als Verschönerungsverein gegründet wurde.
In der Präambel der Vereinssatzung hatte es sich der Verein zur Aufgabe gemacht, den Drachenfels zu erschließen und den Waldbesuchern einen der schönsten Punkte des mittleren Haardtgebirges zugänglich zu machen. So kam der Verein zu seinem Namen.
Wege und Wegweisungen wurden angelegt und in den Folgejahren wurden weitere Renovierungen und Einfriedungen von Plätzen und Naturdenkmälern vorgenommen. Davon profitierten in besonderem Maße die Gäste und Kurgäste der Stadt Bad Dürkheim sowie die Ausflügler aus der Region.
Viele der vom Drachenfelsclub errichteten und betreuten Objekte sind bis heute beliebte Ziele für Wanderer geblieben. Ob Schillerplatz, Schlosseck oder Kaiser-Wilhelm-Turm, sie alle tragen die Handschrift des bis in die Gegenwart aktiven Vereins.
Ab dem Jahr 1896 projektierte der Verein eines seiner aufwendigsten Bauwerke, den Bismarckturm. Der Turm wurde in den Jahren 1901 bis 1903 auf dem Gipfel des Peterskopf errichtet, nachdem die Gemeinde Kallstadt hierfür eine Fläche von 2.500 Quadratmetern zur Verfügung gestellt hatte. Der Turm wurde nach Plänen des Karlsruher Architekten Friedrich Kunst von den Baumeistern Berger und Diehl aus Hardenburg ausgeführt.
Das Bauwerk aus rotem Buntsandstein hat eine Höhe von 40 Metern, der eigentliche Turm ist 23 Meter hoch und steht auf einem terrassenförmigen Unterbau, der über Freitreppen zu erreichen ist. Die vier Seiten des Bismarckturms stehen genau in den Himmelsrichtungen.
Der großartige Aussichtsturm ist ein Denkmal für den Gründer und ersten Kanzler des Deutschen Reiches, Otto von Bismarck. Der größte Teil der Baukosten wurde durch die Bürger aus Bad Dürkheim und der gesamten Pfalz aufgebracht. Mit einem großen Volksfest wurde das Bauwerk am 5. Juli 1903 eingeweiht.
Der Turm steht in der Tradition der seit 1890 entwickelten Idee der Bismarcktürme, die in ganz Deutschland zu finden sind. Diese Idee vertrat die Vorstellung, Türme auf einer Unterbauanlage mit Treppen und einem Turmmonument mit Aussichtsplattform zu gestalten. Sie sollten auf einer Anhöhe außerhalb von Ortschaften stehen und den Besuchern einen Weitblick ermöglichen.
Das Denkmal auf dem Peterskopf erinnert an Formen des staufischen Burgenbaus, beinhaltet aber auch die für die Bauzeit typischen Jugendstilelemente.
Der Buntsandstein wurde an Ort und Stelle in den Steinbrüchen gebrochen, der Kalk zum Bauen in Kallstadt gebrannt und das zum Bau benötigte Wasser lieferte das nahegelegene Geiersbrünnchen. Ohne zu wissen, dass mehr als 100 Jahre später Themen wie Regionalität, Nachhaltigkeit und kurze Lieferwege eine wichtige Rolle spielen würden, haben die Pioniere des Drachenfelsclubs beim Bau des Bismarckturms weise vorausgedacht. mps
Autor:Franz-Walter Mappes aus Bad Dürkheim |
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