Künstler nehmen sich mit Projekt des „Schandflecks“ in Bad Dürkheim an
„Eden“: Das Paradies war gestern

Ansichten aus früheren Zeiten auf Postkarten. | Foto: Berti Senft
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Bad Dürkheim. Wir schreiben die 70er. Diskotheken sind ganz hipp, auch in Bad Dürkheim. Heute kaum vorstellbar, wurden in der Kurstadt in dieser Zeit gleich in drei Restaurationsbetrieben dieser Art Scheiben aus Vinyl aufgelegt und junge Menschen eine zweite Heimat gegeben. Der vermeintlich vornehmste Schuppen hieß damals „Holzwurm“ und ein Türsteher entschied, ob die Kleidung, die Schuhe oder das Gesicht zur selbsterdachten Etikette passten.
Aus dem „Holzwurm“ wurde irgendwann der Tanz-Pavillon „Eden“. Vielleicht glaubte man einst mit der Namensänderung ein noch elitäreres Publikum anzusprechen. Doch nach dem angedachten Höhenflug kam der Fall.
Seit vielen Jahren liegt das „Eden“ nun schon in seinem aktuell schäbigen Outfit da, geschliffen vom Zahn der Zeit.
Jede Kontaktaufnahme mit der Besitzerin, um den „Schandfleck“, wie er seit Jahren in fast jeder Neujahrsansprache des gerade amtierenden Bürgermeisters genannt wird, in irgendeiner Form zu beseitigen, scheiterten. Bisher.
Nun möchte sich der Kunstverein Bad Dürkheim gemeinsam mit dem Kulturbüro der Stadt der Sache annehmen. Das „Projekt Eden“ erhebt den „Lost Place“ zu einem Kunstwerk, das in bisher noch nie da gewesener Art nach Ostern 2020 die Kurstadt zu einer Art Documentastadt werden lassen will. Denn in erster Linie geht es den vier Künstlern, die sich der Aktion annehmen um Dokumente, Dokumente aus allen Epochen des Gebäudes, auch der Vor-Eden-Ära.
Die Aktionisten sind Saskia Bauer, Fabian Nehm, Fridolin Mestwerdt und Iva Schneider, Absolventen der Kunstakademie Münster, beziehungsweise der Folkwang Universität Essen.
Saskia Bauer kommt aus Bad Dürkheim und stellte das Projekt gemeinsam mit Manfred Geis vom Kunstverein und Christian Handrich, Leiter des Kulturbüros der Stadt, vor.
Es sei eine besondere Chance und gehe über das Übliche, was der Kunstverein normalerweise mache hinaus, bekannte Geis. Es gehe bei dem Projekt nicht nur um Kunst, sondern auch um Stadtentwicklung.
Christian Handrich vom Kulturbüro der Stadt sagte, dass man mit den Geschichten, die dazugehören, in das Projekt hineinwachse. Er sieht in der Performance auch eine Möglichkeit das Objekt Eden einmal anders anzugehen.
„Es ist so geheimnisvoll, man spürt schon eine Geschichte, wenn man sich dem Eden nähert“, fiebert Saskia Bauer dem Projekt entgegen. Sie hofft, dass es noch viele Erinnerungen und vielleicht auch das ein oder andere Souvenir gibt.
Besonders interessiert sind die Initiatoren an Geschichten und Gegenständen rund um das Gebäude. Schließlich gab es vor dem Eden und dem Holzwurm schon das Café Ihringer und davor das Café Fritz Senft.
Alle, die interessiert an dem Projekt sind oder durch ihre Erinnerungen zum Gelingen beitragen können, sind eingeladen am 21. Dezember ins Kulturzentrum Haus Catoir zu kommen. Dort unterhalten sich von 10 bis 16 Uhr die vier Künstler gerne mit Zeitzeugen und nehmen Fotos, Videos und andere Erinnerungsstücke entgegen.
Gerne kann man seine Geschichte auch per email an Projekt-Eden@gmx.de senden oder sich an das Kulturbüro der Stadt, zu Händen von Christian Handrich bei der Stadtverwaltung Bad Dürkheim, Mannheimer Straße 24, 67098 Bad Dürkheim wenden. mps

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Autor:

Franz-Walter Mappes aus Bad Dürkheim

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