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Ein Plädoyer für die Menschlichkeit

Universalgelehrter in Sachen Menschlichkeit: Konstantin Wecker. Foto: Thomas Karsten
  • Universalgelehrter in Sachen Menschlichkeit: Konstantin Wecker. Foto: Thomas Karsten
  • hochgeladen von Udo Barth

Die Wahlen sind vorbei, die Stimmen gezählt und die Plakate-Flut in Stadt und Land auf dem Rückzug. Was bleibt, sind die gewohnten Veranstaltungs- und Konzerthinweise allüberall. Mittlerweile fast ein Stammgast in der Pfalz ist dabei Konstantin Wecker. Weitab davon, ein „historisches Relikt“ für die ältere Generation zu sein, ist der unermüdliche Künstler aus Bayern inspirierendes Vorbild für den Nachwuchs – was er gerade erst unter Beweis stellte: Auf Einladung des Instituts für Musikwissenschaft und Musik der Universität Koblenz-Landau sprach er Ende Mai in einem zweitägigen Seminar auf dem Landauer Campus über die hohe Kunst des „Songwriting“ – ein Begriff, der wohl dem griffigen Zeitgeist geschuldet ist, doch der das Wirken von Konstantin Wecker nur oberflächlich streifen kann.
Denn Wecker ist ein kreatives Mischwesen aus Poet und Musiker, aus Philosoph und Politiker, aus Lebemann und Eremit – vor allem jedoch ein Universalgelehrter in Sachen Menschlichkeit!
Sein Buch „Mönch und Krieger“ ist seine bereits vor einigen Jahren veröffentlichte Biografie, die auf fast dreihundert Seiten die Welt- und Weitsicht des Allround-Künstlers eindrucksvoll belegt.
Dabei handelt es sich sicher nicht um eine der überflüssigen gedruckten Künstlerbiografien, die den Buchmarkt beständig kontaminieren. „Mönch und Krieger“ ist ein Plädoyer für die Menschlichkeit, ein Plädoyer eines herausragenden deutschen Künstlers, der sich nicht scheut, aus seinen eigenen turbulenten Lebensphasen menschliche Konsequenzen zu ziehen. Sein Aufstieg als heftig erfolgreicher musikalischer Poet in der Schickeria der Nachkriegsrepublik, sein von der Großbuchstabenpresse forcierter Fall als Kokainopfer und seine Renaissance als heute geläuterter „Mönch und Krieger“ sind in seinem Buch Stichwortgeber für Gedanken, die man sich als Leser fraglos mehrfach zu Gemüte führen sollte.
Der Tenor, auf den sich Wecker in seinen biographisch entstandenen philosophischen Exkursen immer wieder beruft, ist die Spiritualität. An mannigfachen Beispielen aus aktuellem politischem Weltgeschehen, aus seinen eigenen persönlichen Erfahrungen, baut der Poet aus München ein Gesellschafts- und Lebensmodell, welches zwar auch religiöse Elemente beinhaltet, doch die institutionalisierten Strukturen vehement ablehnt. Gerade in den Zeiten, in denen das Verhältnis zwischen politisierter Kirche und gelebter Religion hochaktuell ist, leistet Wecker einen unverzichtbaren Beitrag zu aktuellen und brisanten Diskussionen.
Man sollte „Mönch und Krieger“ daher Zeile für Zeile studieren, mit dem Textmarker in der Hand und mit Empathie im Kopf - denn Weckers Buch ist eine konsequente Anleitung zur Menschlichkeit. Und natürlich zur Beharrlichkeit beim Bemühen um Menschlichkeit. Immer wieder! Unablässig! Denn es geht, wie Wecker in einem seiner Lieder unermüdlich fordert: „Um’s Tun und nicht um’s Siegen“!
(Udo Barth)

Konstantin Wecker:
„Mönch und Krieger.
Auf der Suche nach einer Welt, die es noch nicht gibt“
288 Seiten, Taschenbuch
Wilhelm Goldmann Verlag München, 2016
ISBN 978-3-442-17598-7

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Autor:

Udo Barth aus Bad Dürkheim

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