Dr. Fritz Schumann im Dienste des Bacchus
Lebenslang dem Weilberg verschrieben
Bad Dürkheim - Ungstein. Zu den prominenten historischen Zeitzeugen in der Region gehört zweifellos das römische Weingut „Weilberg“ – weithin sichtbar inmitten der ansteigenden Rebhügel über Ungstein. Und nicht selten trifft man dort zwischen akribisch restaurierten Mauern und imposanten Säulen einen Herrn, der mit breitkrempigem Hut, dünngeränderter Brille und verschmitztem Lächeln unter strahlend weißem Schnurrbart nach dem Rechten sieht. Wer ihn anspricht, der kann sich naturgemäß auf eine faszinierende Reise in die Ära des hiesigen Weinbaus vor über 2000 Jahren einstellen. Denn Dr. Fritz Schumann gilt zu Recht als umtriebiger „Nachlassverwalter“ dieses geschichtlich wertvollen Ensembles aus Zeiten der Römer.
Im vergangenen Dezember konnte der eloquente Fachmann in Sachen Weinkultur nun seinen 80sten Geburtstag feiern – für ihn jedoch kein Grund, sich auf die „faule Traubenhaut“ zu legen! Das einst riesige landwirtschaftliche Areal am Weilberg birgt für den passionierten „Wein-Archäologen“ noch unendlich viele Aufgaben, die den Besuchern den Beginn der von den Römern initiierten bacchantischen Lebenslust in der damaligen Provinz des Imperium Romanum hautnah erlebbar machen.
Zum Dank für zahlreiche positive Resonanz auf seine Arbeit verfasste Dr. Schumann etwa eine Broschüre mit dem Titel „Landschaft und Geschichte - Ungsteiner Denk-Steine und -Plätze“, die es ermöglichen soll, bei einem Besuch des Römischen Weinguts weitere historische Hintergründe der Landschaft zu erfassen.
Und auch für das Jahr 2020 hat er sich mit seinem Team einiges vorgenommen: „Wir sehen zum Beispiel die Sicherung der bei mir aufbewahrten römischen Steinfragmente vor“, erklärt er. „Im Steinlager in Speyer oder als Abgüsse sollen sie in einer Darstellung mit dem Titel „Die Rebe siegt“ am Parkplatz nördlich von Ungstein auf das römische Weingut hinweisen“.
Ebenso in Planung ist die Erstellung eines Modells der Villa auf dem Weilberg für das Stadtmuseum Bad Dürkheim und – wetterfest - für den Weilberg. Schon jetzt kann man im Stadtmuseum in einer Computersimulation von Roland Seidel eine Vorschau davon und auch Originalfunde vom Weilberg und von Pfeffingen besichtigen.
Auch das legendäre Traubentreten wird 2020 wieder einmal den „Römischen Herbst“ einleiten – der Termin wird naturgemäß im Verlauf der Traubenreife bestimmt.
Jedoch auf sich allein gestellt, käme auch ein Dr. Schumann bei seinem Engagement naturgemäß an seine Grenzen: „Deshalb gilt mein Dank den Ungsteiner Vereinen und den Bürgern, den römischen Legionären mit ihren Lagern und den Mitarbeitern der Denkmalpflege, die zu diesem Erfolg auf dem Weilberg beigetragen haben. Über 30.000 Stunden haben sie beim Aufbau, beim Service, beim Aufräumen und beim Abbau geholfen. Sie alle haben das Weinfest an der Römerkelter ermöglicht sowie den Ungsteiner Weinsommer und den Römischen Herbst mit Traubentreten. Neben der kostenlosen Abgabe der Rebflächen durch die Winzer im Rahmen der Flurbereinigung war diese Hilfe eine wichtigste Voraussetzung für weitere Förderungen und letztlich für das bisher Erreichte!“.
Und privat? Was bewegt Dr. Fritz Schumann nach seinem 80sten Geburtstag? „In den vergangenen 80 Jahren haben wir alles erlebt: Vom großen Mangel bis zum heutigen Überfluss. Ich durfte, im Krieg geboren - 75 Jahre Frieden erleben. Eine Zeitspanne, wie sie in Deutschland nur selten in Frieden zu erleben war: 75 Jahre Frieden nach dem Ersten Weltkrieg 1918, dann hätte es das „Tausendjährige Reich“ und den zweiten Weltkrieg nicht gegeben! 75 Jahre nach dem deutsch-französischen Krieg 1871 - dann wären wir um die tausend Jahre, den Ersten und Zweiten Weltkrieg herumgekommen und die Not während und danach hätte es nicht gegeben müssen. Deshalb sollten wir zufrieden sein und nicht bei unserem Überfluss ständig Meckern und Klagen...!“.
uba
Autor:Udo Barth aus Bad Dürkheim |
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