Online-Adventskalender Türchen 19: Selbsthilfegruppe für Angehörige von Erwachsenen mit psychischen Erkrankungen
Online-Adventskalender 2023.Das Motto unseres Wochenblatt-Adventskalenders lautet dieses Jahr "Helden des Alltags". Neben dem täglichen Gewinnspiel stellen wir bis zum 24. Dezember jeden Tag echte Helden vor. Hinter dem 19. Türchen verbirgt sich die Selbsthilfegruppe für Angehörige von Erwachsenen mit psychischen Erkrankungen und deren Initiatoren Franz Krätzschmer und Regina Vogel.
Angehörige von psychisch erkrankten Personen leiden oft unter Schuldgefühlen, Ratlosigkeit und Ohnmacht gegenüber den besonderen Herausforderungen, die das Zusammenleben mit einem psychisch erkrankten Familienmitglied mit sich bringt. Zudem werden psychische Erkrankungen heutzutage oftmals noch als verwerflich angesehen und tabuisiert. In einer Selbsthilfegruppe können Angehörige ihre Sorgen mit anderen teilen und in einer vertraulichen Atmosphäre wertvolle Informationen, Trost und Unterstützung erhalten.
Das erste Treffen der Selbsthilfegruppe fand 2023 am 9. November im Mehrgenerationenhaus in Neustadt an der Weinstraße statt, gemeinsam mit den Initiatoren Franz Krätschmer und Regina Vogel. Krätschmer arbeitete viele Jahre im Sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamts und ist inzwischen in Ruhestand. Als „Vollblut-Sozialarbeiter“, wie sich Krätschmer selbst bezeichnet, und Vater von vier Kindern, davon zwei Pflegekindern Regina Vogel hat einen psychisch kranken Sohn und langjährige Erfahrung aus einer früheren Selbsthilfegruppe.
Offen über Ängste und Schuldgefühle reden können
„Eine Selbsthilfegruppe ist eine wichtige Stelle, wo man sich auf Augenhöhe ohne Experten begegnen kann. Man kann ohne Hemmungen seine Erfahrungen besprechen, mit all seinen Ängsten, Scham und Schuldgefühlen. Hier hat all das Platz“, erklärt Krätschmer und bezeichnet die Gruppe als Schutzraum, in dem Menschen zusammengebracht werden, die ähnliche Schicksale teilen und offen, ohne Verurteilung und Beurteilung reden können. Gerade das Thema Schuld beschäftige die Angehörigen, die Frage: Habe ich etwas falsch gemacht? Eine psychische Krankheit schüttle die gesamte Familie durcheinander. „Die Gruppe ist ein geschützter Raum, in dem ich auch mal heulen kann“, ergänzt Vogel. Seit Mitte der 1990er Jahre war Vogel in einer Neustadter Selbsthilfegruppe für Angehörige psychisch kranker Personen, die sich 2014 aufgelöst hat. Diese habe ihr viel Kraft gegeben und ihr immer wieder gezeigt, dass sie nicht allein sei. „In der Gruppe liegt der Fokus nicht auf der erkrankten Person, sondern auf den Angehörigen. Wie geht es mir? Was kann ich für mich tun und was kann ich abgeben?“, so Krätschmer. „Allein durch die Präsenz, das zuhören und einfach da sein kann man schon viel helfen. Die persönliche und unmittelbare Begegnung mit Menschen, die Hilfe brauchen, ist sehr erfüllend.“
Einziges Angebot im Raum Neustadt/Bad Dürkheim
„Selbsthilfegruppen tragen nachweislich dazu bei, dass sich die Teilnehmer mit ihren Sorgen weniger allein fühlen, von den Erfahrungen der anderen Teilnehmer profitieren, durch die Erkrankung weniger belastet sind und dadurch mehr Lebensqualität erfahren“, weiß auch Melanie Krebs, Koordinatorin für Gemeindepsychiatrie. Aktuell gebe es im Raum Neustadt/Bad Dürkheim kein solches Angebot, der Bedarf sei aber da, berichtet Krebs. Um diese Lücke zu füllen, hat das Gesundheitsamt der Kreisverwaltung Bad Dürkheim in Kooperation mit dem Mehrgenerationenhaus Neustadt und der Klinik Sonnenwende die Gründung einer Selbsthilfegruppe in der Region Neustadt/Bad Dürkheim unterstützt. Die Initiatoren Krätschmer und Vogel wollen die neue Gruppe in der Anfangszeit begleiten. Das langfristige Ziel ist, dass sich daraus eine eigene Dynamik ergibt und die Gruppe sich selbst organisiert.
Weitere Informationen zur Selbsthilfegruppe
Die Selbsthilfegruppetreffen sind kostenfrei und finden regelmäßig von 18.30 bis 20 Uhr am zweiten Donnerstag eines Monats im Mehrgenerationenhaus, Von-Hartmann-Straße 11, in Neustadt statt. Bereits geplante Termine sind der 11. Januar 2024, 8. Februar 2024, 14. März 2024 und 11. April 2024.
Wer an den Gruppentreffen teilnehmen möchte oder weitere Informationen benötigt, kann sich an Franz Krätschmer wenden unter Telefon: 0157 36494543 oder an Melanie Krebs, Koordinierungsstelle für Gemeindepsychiatrie bei der Kreisverwaltung Bad Dürkheim, Telefon: 06322 9617202, E-Mail: melanie.krebs@kreis-bad-duerkheim.de. ansa/red
Adventskalender Türchen 19: Verlosung von Wochenblatt-Tischkalendern
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Autor:Anne Sahler aus Bad Dürkheim | |
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