Luchse im Pfälzerwald
Scheuer Wanderer
Natur. Das Projekt „Wiederansiedlung des Luchses im Pfälzerwald“ war ein Erfolg. Zwar weiß keiner, wie viele der Katzen hier heute leben, aber sicher ist: sie haben sich erfolgreich ausgebreitet.
Elegant springt der Luchs aus dem Graben auf den Waldweg. Jetzt steht das hochbeinige Tier mit dem schlanken Körper, dem getupften Fell, kurzem Schwanz und Pinselohren etwas unschlüssig da und beginnt sich aus Verlegenheit zu putzen. Schließlich trottet das seltene Tier auf der anderen Seite des Wegs in den Wald und verschwindet wieder. Extrem selten sind Begegnungen wie die von Jogger Timo Braunstein in der Nähe des Naturfreundehauses Finsterbrunnertal bei Schopp, die er mit seinem Handy festgehalten hat.
20 Luchse im Pfälzerwald ausgewildert
Bei dem Luchs handelt es sich um Juri, der im März 2018 im Pfälzerwald ausgewildert wurde. Seit 2016 wurden insgesamt 20 Luchse im Pfälzerwald ausgesetzt. Das Landesprojekt „Wiederansiedlung der Luchse im Pfälzerwald/Nordvogesen“ wurde von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz federführend durchgeführt und vor einem Jahr abgeschlossen. „Wir wissen nicht genau, wie viele Luchse jetzt hier leben“, sagt Sylvia Idelberger, die das Projekt leitete. Denn die Tiere sind extrem scheu und gehen weite Wege, um ein Revier zu finden. Zwar trugen die ausgewilderten Luchse ein GPS Halsband, um ihre Wege nachzuvollziehen, aber wenn die Batterie leer war, verloren sich ihre Wege. Danach war und ist man beim Monitoring auf Bilder von Fotofallen und Beobachtungen von Augenzeugen angewiesen. Die Umweltschützer wissen von 18 Jungtieren und fünf Verlusten: ein Auto- und ein Zugunfall – die Gründe für die drei anderen verstorbenen Tiere, lassen sich nicht ermitteln.
Vernetzung der Luchs-Populationen
„Für uns ist das Projekt erfolgreich“, sagt Idelberger. Denn die Tiere kommen offenbar in dem Gebiet gut zurecht, haben sich fortgepflanzt und auch die Ausbreitung in andere Gebiete wie beispielsweise die Vogesen ist durchaus erwünscht. Mehrere Tiere sind bis in die Zentralvogesen gewandert. Es ist wichtig, dass sich unterschiedliche Populationen vernetzen, um einen möglichst breiten Genpool zu haben. Das ist auch der Grund, weshalb die ausgesetzten Luchse aus unterschiedlichen Gebieten kamen: Zwölf Luchse kamen aus der Schweiz und acht aus der Slowakei.
Wichtig für den Erfolg des Projekts ist auch die Einbindung der verschiedenen Interessengruppen. Im sogenannten Luchsparlament diskutieren Umwelt- und Naturschützer mit den Vertretern der Jäger sowie Schaf- und Ziegenhalter. Immerhin gab es in den fünf Jahren von 2016 bis Projektende 2021 elf Angriffe auf Nutztiere. Dafür zahlt das Land Entschädigungen. In dem Luchsparlament, das auch nach Projektende ein Mal im Jahr mit Vertretern aus dem Pfälzerwald und ein Mal im Jahr grenzüberschreitend zusätzlich mit den Kollegen aus den Nordvogesen tagt, werden für die aus den Interessenkonflikten entstehenden Probleme diskutiert und Lösungen erarbeitet. Die Umweltschützer sind auch auf die Zusammenarbeit angewiesen, weil etwa die Jäger in der Fläche vertreten sind und beim Monitoring wichtige Hinweise liefern.
Nach einem Jahr Luchs-Nachwuchs
„Für uns war es spannend, die Früchte der eigenen Arbeit zu erleben“, sagt Idelberger. So gab es schon ein Jahr nach der ersten Auswilderung einen ersten Wurf mit zwei Luchsnachkommen. Auch die Wege der Luchse nachzuvollziehen war interessant. „Wir waren immer gespannt, wie sich die Luchse entwickeln“, so Idelberger. Normalerweise schafft es nur ein Viertel der Nahkommen bis zur Geschlechtsreife. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den französischen Vertretern war ebenfalls eine schöne Erfahrung. „Auf lange Sicht benötigen wir eine Population von 500 bis 1.000 Tieren in Deutschland“, sagt Idelberger. Vor einem Jahr waren es grade einmal um die 130 ausgewachsene Tiere und fast 60 Jungtiere im Harz, in Bayern, Baden-Württemberg und eben im Pfälzerwald. [rko]
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
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