Internationales Kraichgau-Jazzfestival präsentiert bekannte und neue Gesichter
Mal so und mal anders
Kraichtal-Bahnbrücken (art) Das internationale Kraichgau-Jazzfestival hat begonnen mit zwei begeisternden Konzerten in vollbesetzten Hallen: David Helbock präsentierte auf dem Flügel am Freitag im Alten Rathaus in Bretten sein Programm "Playing John Williams" in einer Art und Weise, die die Zuhörer staunen ließ. Damit bewies er, dass ihn die internationale Kritik zu Recht feiert. Helbock war eines der "neuen Gesichter", die Thomas und Beate Biel als Veranstalter des Jazzfestivals versprochen hatten. "Alte Bekannte" konnte man am Samstag treffen in der Historischen Kelter in Bahnbrücken: Peter Lehel (Saxophone und Bassklarinette) und Thomas Siffling(Trompete und Flügelhorn) stellten ihr aktuelles "Chamäleon-Project" vor zusammen mit Frederic Andrej (Posaune, Tuba, Susaphon), Martin Lejeune (Gitarre) und Markus Faller (Schlagzeug und Percussion). Mit "Chamäleon" wollten die Fünf auf die Wandlungsfähigkeit ihrer Musik hinweisen: "Mal so und mal so und mal anders" - "Jeder von uns bringt seine Stücke mit und wir lassen uns selbst überraschen", sagt Peter Lehel zum Programm. Dabei sehen die Vorlagen ganz unterschiedlich aus. Das können zwei Seiten eng beschrieben voller Noten sein oder auch eine halbe Seite mit wenigen Akkorden, woraus die Musiker ein minutenlanges Stück entwickeln. Hier ein Solopart der Gitarre, dort ein "Frage- und Antwortspiel" von Saxophon und Trompete, ein durchdringender Rhythmus des mächtigen Susaphons oder ein rasantes Wirbeln auf Trommeln, Becken oder Djembe begleitet von Rasseln oder Tamburin. Es ist ein Höchstmaß an Kreativität, die sich wie die Lava aus einem Vulkan in die Kelter ergießt und die Gäste mitreißt. Darunter sind Stücke mit Blues-Charakter zum Träumen und Augenschließen, denen die Fünf dann wieder Rasanz und hohes Tempo entgegensetzen. Man möchte aufstehen und mit swingen, doch der Platz in der Kelter reicht nur für ein Wippen der Füße und "tanzende" Finger auf dem Tisch. Umso stärker entlädt sich jedes Mal der hervorgerufene Bewegungsdrang im Klatschen beim Applaus. Peter Lehel variiert spontan und einfallsreich die Töne mit dem satten Tenor-, schrill mit dem Sopransaxophon und dem tiefen Sound der Bassklarinette. Als Meister der Trompete und des Flügelhorns erweist sich ein ums andere Mal Thomas Siffling mit seinen kreativen Jazz-Ideen. Da kann man nur die Augen schließen und genießen, wenn sich Flügelhorn und Posaune "unterhalten" wie bei "Chamäleon Sunset". Die feste Basis bildet Frederic Andrej mit seinen tiefen Tönen. Gleichmäßig wie ein Metronom und doch mit Witz und Charme setzt er seine Akzente. Insbesondere bei den schnellen Stücken hat Frederic Andrej mächtig zu arbeiten und beweist große Kondition an Tuba und Susaphon. Gleich ein Sammelsurium an Instrumenten und an Spielweisen stellt Markus Faller in den Dienst des Quintetts. Mit Percussion und Schlagzeug sorgt er nicht nur für Rhythmus, sondern steuert eine eigene Klangwelt bei. Martin Lejeune an der Gitarre zerrt und zupft an den Saiten, lässt sie knarren und jammern, jauchzen und schluchzen. Gar mit einer Nagelfeile zwischen den Saiten sendet er schwingende Töne in den hohen Raum der Kelter.
Thomas und Beate Biel konnten sich über einen gelungenen Start des Internationalen Kraichgau-Jazzfestivals freuen und hoffen nun auf ähnlichen Zuspruch in den noch folgenden drei Konzerten im März und April. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst unterstützt das Festival ebenso wie ein ganze Reihe von privaten Sponsoren, allen voran die Sparkasse Kraichgau. Informationen zu den weiteren Konzerten bietet die Website des Festivals www.kraichgaujazz.de von Reiner Oberbeck.
Autor:Martin Stock aus Bruchsal |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.