JKG Bruchsal
100. Todestag des Bruchsaler Ehrenbürgers Justus Knecht

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Das Justus-Knecht-Gymnasium Bruchsal, die frühere Oberrealschule, erhielt am 25. Februar 1946 mit Zustimmung des Bruchsaler Stadtrates den Namen Justus-Knecht-Realgymnasium. Man wollte damit das Lebenswerk des in Bruchsal geborenen Friedrich Justus Knecht würdigen und den kommenden Generationen in Erinnerung rufen.

Friedrich Justus Knecht wurde am 7. Oktober 1839 als Sohn des Bruchsaler Schneidermeisters Heinrich Ludwig Knecht und von Catharina Knecht, geb. Schmer in Bruchsal geboren. Er besuchte von 1843 bis 1849 die Volksschule und von 1849 bis 1856 das Gymnasium in Bruchsal. In seinem 17. Lebensjahr konvertierte der evangelisch Getaufte auf Wunsche der Mutter – zusammen mit seinem Vater – zum Katholizismus. Ab 1856 besuchte er das Lyzeum Rastatt (das 1908 zum Ludwig-Wilhelm-Gymnasium wurde). Nach dem Abitur 1858 dort und dem Studium der katholischen Theologie in Freiburg (1858-1861) trat er 1861 ins Priesterseminar in St. Peter ein und wurde dort am 5. August 1862 von Erzbischof Hermann von Vicari zum Priester geweiht.

Unmittelbar danach wirkte Justus Knecht als Vikar in Durmersheim, Rastatt, Freiburg (St. Martin) und war ab 1863 zeitgleich Repetitor und Präfekt im Erzbischöflichen Knabenseminar und Religionslehrer an der Höheren Bürgerschule in Freiburg. 1864 wurde er – als erster katholischer Seelsorger nach der Reformation – Pfarrkurat in Emmendingen und 1866 Pfarrer in Buchholz bei Freiburg. Nachdem er 1869 als Pfarrverweser bzw. Benefiziatsverweser nach Gengenbach und 1871 nach Seelbach und nach Reichenbach berufen worden war, wurde er dort 1872 als Pfarrer investiert. Im Jahre 1874 wurde er von Bistumsverweser Lothar von Kübel zum Erzbischöflichen Schulinspektor ernannt. Als Pfarrverweser mit Absenz wurde er 1877 nach Erlach berufen. Im darauffolgenden Jahr wurde er an der Universität Tübingen zum Doktor der Theologie promoviert und 1879 als Pfarrverweser nach Schuttertal berufen, wo 1880 seine Investitur begangen wurde. 1881 wurde Justus Knecht zum Ehrenmitglied der Katholischen Deutschen Studentenverbindung „Hercynia Freiburg im Breisgau“ ernannt. 1882 berief ihn (der 1806 ebenfalls in Bruchsal geborene) Erzbischof Johann Baptist Orbin in sein Domkapitel und betraute ihn mit der besonderen Verantwortung für Schule und Religionsunterricht in der Erzdiözese Freiburg.

Im selben Jahr verfasste Justus Knecht den Praktischen Kommentar zur Biblischen Geschichte, der 1925 bereits die 25. Auflage erfuhr und ein ganzes Menschenalter hindurch im deutschen Sprachgebiet in Gebrauch war. Ebenfalls 1882 folgte die Herausgabe der Kurzen Biblischen Geschichte für die unteren Schuljahre der Katholischen Volksschule, welche in insgesamt zwanzig Sprachen übersetzt wurde. Schon bei seiner Ernennung zum Domkapitular sollte Justus Knecht nach dem Willen von Papst Leo XIII. zum Weihbischof ernannt werden. Laut Necrologium Friburgense von 1926 stellten sich jedoch „Hindernisse verschiedener Art“ in den Weg. 1893 erhielt er von Papst Leo XIII. den Ehrentitel „Päpstlicher Geheimkämmerer“ und wurde 1894 zum Weihbischof von Freiburg und Titularbischof von Neve (einem untergegangenen Bistum mit Sitz am Berg Nebo in Jordanien) ernannt. Nach dem Tod von Erzbischof Johann Baptist Orbin 1886 galt er als möglicher Nachfolger, wurde jedoch von Seiten der Badischen Landesregierung von der Kandidatenliste gestrichen.

Im Jahre 1896 wurde Justus Knecht zum Freiburger Domdekan und somit als Kapitularvikar zum Vorsteher des Domkapitels ernannt. So war er nach dem Tod von Erzbischof Johannes Christian Roos 1896 bis 1898 Erzbistumsverweser, erlangte die Titel „Päpstlicher Thronassistent und Comes Romanus“ und leitete während der zwei Jahre andauernden Sedisvakanz bis zur Ernennung von Georg Ignaz Komp die Erzdiözese Freiburg. Die Amtseinführung mit feierlicher Inthronisation und Besitzergreifung von der Diözese durch den „Kompromisskandidaten“ Georg Ignaz Komp fand allerdings nie statt. Kurz nach seiner zwischenzeitlichen Ankunft in Mainz erlitt er einen Schlaganfall und starb am 11. Mai 1898, ohne das Amt des Erzbischofs von Freiburg überhaupt angetreten zu haben. Die vom Domkapitel favorisierte Ernennung Justus Knechts zum neuen Erzbischof verhinderte erneut die Badische Landesregierung, die zu der Zeit nach geltendem Staatskirchenrecht noch ein Mitspracherecht bei der Besetzung des Bischofsstuhls hatte. Justus Knechts fortgesetzt geäußerte Kritik am liberalen Staat und seine Forderung nach Freiheit der Kirche während des Kulturkampfs führte wohl zur konsequenten Verhinderung seiner Ernennung zum Erzbischof durch die Regierung, obgleich er an vier Bischofswahlen teilnahm (1886 Roos, 1898 Komp, 1898 Nörber und 1920 Fritz).

Schließlich erschien 1907 seine Biblische Geschichte für Schule und Haus. Als Anerkennung für seine großen Verdienste als Religionspädagoge und seine erfolgreichen schriftstellerischen Aktivitäten verlieh ihm der Bruchsaler Stadtrat anlässlich seines bevorstehenden 80. Geburtstages am 2. Oktober 1919 das Ehrenbürgerrecht. Im Alter von 81 Jahren verstarb der Bruchsaler Ehrenbürger Justus Knecht am 31. Januar 1921 in Freiburg, wo er am 3. Februar im nördlichen Chorumgang des Münsters in der Heimhofer-Kapelle beigesetzt wurde.

Im Necrologium Friburgense von 1926 heißt es im Nachruf über Justus Knecht: „In jungen und alten Tagen stets ernst, fast wortkarg, geizte er mit seiner Zeit in treuester Pflichterfüllung und unermüdlicher Arbeit, stets bemüht, durch ernstes Studium sich fortzubilden. Weihbischof K. war ein Mann von echter tiefer Frömmigkeit, von werktätiger, opferwilliger Nächstenliebe, keine von jenen Persönlichkeiten, die stets ein mildes Lächeln zeigen; er war eine ernste Natur und konnte, wo es notwendig war, auch heilig zürnen; er scheute auch des Kampfes Schärfe nicht, wenn die christliche Wahrheit ihn erforderte. Ihm ist die Aufgabe, welche Christus der Kirche gestellt hat, wesentlich eine pädagogische: Sie soll die Intelligenz der Menschen durch das Licht des Glaubens erleuchten, sie soll die Herzen veredeln, dem Willen die Richtung zum Guten geben.“

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Autor:

Patrick Wippel (JKG Bruchsal) aus Bruchsal

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