Ahmad Kaddah - Auf die Flucht folgt der Alltag in Bruchsal
Bruchsal. Ahmad Kaddah ist vor etwa zweieinhalb Jahren mit seiner Familie von Syrien nach Deutschland geflohen. Zusammen mit seiner Frau und den vier Kindern lebt er in Bruchsal. Seit vier Monaten arbeitet Kaddah für die Firma UPM Biocomposites. Eine Erfolgsgeschichte.
Den Kontakt zwischen dem Unternehmen und dem gelernten Lackierer hatte Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick vermittelt. „Das Beispiel von Ahmad Kaddah zeigt, wie wichtig es ist, dass wir Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, Perspektiven geben“, sagt sie beim Pressegespräch in der Bruchsaler Industriestraße. Nur so könne Integration funktionieren.
Mit dem Fahrrad zur Schicht
Für den Syrer stand immer fest, dass er den Lebensunterhalt für seine Familie selbst verdienen möchte. Bei einem Unternehmensbesuch der OB war es im Gespräch mit UPM-Geschäftsführer Gerhard Ernst auch um Arbeitskräftemangel gegangen. Nach Petzold-Schicks Fürsprache war Ernst bereit, es mit Ahmad Kaddah zu versuchen. Allerdings galt es zuvor, vieles abzuklären. Das hat fast fünf Monate gedauert. Doch dann bekam Ahmad Kaddah die Chance, sich zu beweisen. Mit Arbeitsvertrag und im Drei-Schicht-Betrieb - wie alle anderen Mitarbeiter bei UPM auch.
Ahmad Kaddah ist froh über die Möglichkeiten, die Gerhard Ernst ihm gegeben hat. Die Arbeit gefällt ihm gut, mit den Kollegen kommt er ebenfalls gut zurecht. Auch Ernst ist froh, seinen syrischen Mitarbeiter gefunden zu haben. „Ich erlebe Herrn Kaddah als sehr verlässlichen und engagierten Mitarbeiter“, sagt er. Im weltweit agierenden Unternehmen UPM sei die Nationalität der Mitarbeiter überhaupt kein Thema.UPM fertigt in Bruchsal Terrassenbeläge in Holzoptik aus recycelten Klebeetiketten. Kaddahs Aufgabe: Qualitätskontrolle und Verpackung. „Herr Kaddah will arbeiten, das merkt man“, sagt Ernst. Zu seinen Schichten fährt er mit dem Fahrrad ins Gewerbegebiet, die Kommunikation funktioniert mit Händen und Füßen.
Petzold-Schick, die sich engagiert für Flüchtlinge aus Kriegsgebieten einsetzt, ist sich sicher: „Die geflohenen Menschen wollen jetzt Alltag.“ Für Familie Kaddah heißt das, die Mutter macht gerade Sprachprüfung auf dem Level B1, möchte anschließend B2 machen und dann übers Jobcenter eine Arbeit finden. Bis auf den Jüngsten gehen alle Kinder zur Schule. Die älteste Tochter überlegt gemeinsam mit ihrer Lehrerin, ob Altenpflegerin oder Zahntechnikerin der richtige Beruf für sie sein könnte. „Eine ganz normale Familie, die schaut, wie sie hier zurecht kommt“, kommentiert die Oberbürgermeisterin. Familie Kaddah möchte in Deutschland bleiben; eine Zukunft in Syrien können sie sich derzeit nicht vorstellen.
Der Arbeitsvertrag ist an eine Aufenthaltserlaubnis gekoppelt, die allerdings stellt für syrische Familien, deren Status geklärt ist, derzeit kein Problem dar. Kaddahs Tipp an andere Flüchtlinge auf Arbeitssuche: „Es funktioniert mit Freundlichkeit und Durchhaltevermögen.“ Die Erfahrung von Cornelia Petzold-Schick: „Chef oder Chefin müssen voll und ganz dahinter stehen, dann kann das gut klappen“. Sie wünscht sich, dass mehr Unternehmen in Bruchsal dafür offen wären, Flüchtlinge mit Bleiberecht zu beschäftigen.
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