Bruchsaler Kulturfenster
Aktionen der Geschichtswerkstatt Bruchsal

Kartenaktion der Geschichtswerkstatt | Foto: Geschichtswerkstatt

Jeden Donnerstag laden das Städtische Museum und das Stadtarchiv zum Blick durch das „Bruchsaler Kulturfenster“ ein. Heute lesen Sie einen Gastbeitrag der Geschichtswerkstatt Bruchsal, mit dem das Stadtarchiv im Kontext der Corona-Erinnerungsberichte kooperiert.

Die Geschichtswerkstatt Bruchsal sammelt Berichte und Aussagen von Zeitzeugen. Begonnen hat es mit Interviews von Frauen zu der Stunde Null und der Nachkriegszeit in Bruchsal. Die Ergebnisse dieser Interviews wurden auch schon in einer Masterarbeit aufgegriffen und als Zusammenfassung in die Veröffentlichungen der Kommission für Stadtgeschichte aufgenommen. Diese Art der Geschichtsschreibung wird auch „Oral History“ genannt. Damit ist eine Geschichtsschreibung gemeint, die die normalen Bürger/-innen mit einbezieht und nicht nur die Blickwinkel der Politik und der offiziellen Geschichtsschreibung.

Da seit 2020 die Pandemie unseren Alltag prägt wurden auch hierzu Bruchsaler Bürger/-innen befragt um diese Meinungen und Aussagen für die Nachwelt festzuhalten. Dazu fanden vorerst zwei Aktionen statt. Zum einen im SaSch! Bruchsal, das freundlicherweise die Erlaubnis gab einen Stand im Freibad zu errichten und zu andern in der Fußgängerzone.
Bei den Aktionen wurden vorbereitete Karten ausgefüllt, Bilder gemalt oder auch einfach in einem Gespräch die Eindrücke mitgeteilt. Die Mitglieder der Geschichtswerkstatt trafen auf entspannte Badegäste und Passanten, von denen sich viele Zeit nahmen und an dem Projekt mitwirkten.

Corona - großes Thema der Gegenwart

Fast alle berichteten von einer Weltuntergangsstimmung, die sich März letzten Jahres über das Land legte. Wie sich dann das Geschehen für die Einzelnen weiter entwickelte war jedoch sehr unterschiedlich. Da war die selbstständige Fitnesstrainerin, die von heute auf Morgen ihr Einkommen verlor und auch von den Coronahilfen kaum profitierte. Als auch eine alleinerziehende Mutter die mit zwei infizierten Kindern in Quarantäne war und nicht wusste wie sie an Lebensmittel kommt. Zum Glück sind die Kinder wieder gesund und munter. Doch es gab auch Positives, wie zum Beispiel sich wieder auf die wichtigen Dinge im Leben zu konzentrieren. Dazu gehören vor allem Familie und Zusammenhalt. Viele haben in gemeinsamen Spaziergängen die Natur wiederentdeckt und wollen auch weiterhin mehr Zeit in der Natur verbringen. Auf die Frage was sie zukünftigen Generationen für die nächste Pandemie raten, kam ganz klar „mehr Gelassenheit“.

Auf einer Karte mit der Überschrift „Mein Liebesbrief an die Pandemie“, ist zu lesen: „Liebe Pandemie ich hasse dich“, um dann auf der Rückseite jedoch zum Schluss zu kommen: „Ich finde es schrecklich, aber wir müssen zusammenhalten und keinen Hass haben“. Der „Zusammenhalt“ kommt öfter zur Sprache: „…unser Zusammenhalt, unsere Liebe haben es erträglicher gemacht“. Gleichzeitig berichten einige Passant/-innen, dass sich im Bekanntenkreis und auch innerhalb den Familien Spannungen ergeben haben. Da es immer noch Menschen gibt, die die Gefährlichkeit von Corona leugnen. Dies führe immer wieder zu Streitgesprächen bei Zusammenkünften. Einige versuchen das Thema gänzlich zu vermeiden, um die Familie und den Bekanntenkreis nicht zu spalten. Vor allem für die Passanten die Menschen mit Long Covid kennen, ist das Verharmlosen von Corona schwer nachzuvollziehen.

Menschen unterschiedlich betroffen

"Covid macht alle gleich" war eine beliebte Aussage zu Beginn der Pandemie und es zeigt sich immer wieder wiefalsch diese Aussage ist. Nein, unterschiedlicher können die Auswirkungen gar nicht sein. Von den gesundheitlichen, sozialen über die finanziellen Auswirkungen, zeigt sich diese riesige Spanne. Die junge Frau, die lächelt und sagt: „Ich wurde weiter voll bezahlt“, bis zur Seniorin die abwinkt und sagt „Uns haben sie alles genommen“. Die Jäger fanden die „Wiederentdeckung der Natur“ auch nicht immer gut, weil im Wald so viel los war, dass das Wild verschreckt wurde. So wurden die Unterschiede in vielen Bereichen deutlich.

Manche werden den Rest ihres Lebens daran erinnert, weil die die Auswirkungen täglich spüren und andere werden weiterhin die Gefährlichkeit abstreiten. Die Pandemie und der Umgang damit, ist ein Spiegel unserer Gesellschaft, dem veränderte Umgang mit Informationen und vor allem der Informationssuche und Glaubwürdigkeit. Die Pandemie hat lediglich die Brisanz des Themas deutlich gemacht und welche Auswirkungen das neue Medienzeitalter auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt hat.

Geschichtswerkstatt freut sich über weitere Erzählungen

Es gibt weiterhin viel zu tun. Die Geschichtswerkstatt freut sich auf weiter Erzählungen, Erlebnisse und Eindrücke der Menschen von Bruchsal und der Umgebung. Auch die Befragung von Bruchsalern Frauen wird weitergeführt. Wenn Sie auch einen Beitrag leisten wollen, so melden Sie sich einfach per Mail bei kontakt@geschichtswerkstatt-bruchsal.de. Alle Ergebnisse, erhält am Ende der Aktion das Stadtarchiv Bruchsal. Bruchsal schreibt weiterhin Geschichte.

Reinklicken und mehr entdecken!

Neugierig auf mehr? Spannendes aus den Bruchsaler Museen und dem Stadtarchiv gibt es auf der www.bruchsal.de/staedtischesmuseum.

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