Bruchsal benennt eine Straße nach dem Widerstandskämpfer Pater Franz Reinisch. Ein Weg gegen das Vergessen
Bruchsal. Er war der einzige katholische Priester, der den Fahneneid auf Adolf Hitler verweigert hat und besiegelte mit dieser Gewissensentscheidung sein eigenes Todesurteil. Franz Reinisch, Österreicher und Pallottiner-Pater, war ein Widerstandskämpfer - einer, den bis Mai 2013, als in der katholischen Kirche sein Seligsprechungsprozess begann, nur wenige kannten.
Selbst in Bruchsal, wo Reinisch bis zu seiner Hinrichtung 1942 mehrfach das St. Paulusheim besuchte und dort auch längere Zeit tätig war, kennen nur wenige die Geschichte dieses mutigen Mannes. Um dies zu ändern, hat der Gemeinderat im vergangenen November einstimmig beschlossen, eine Straße nach dem Pater zu benennen. Am vergangenen Freitag nun wurden die Schilder des Pater-Franz-Reinisch-Wegs feierlich enthüllt. Benannt wurde der Weg, der von der Huttenstraße am Paulusheim vorbei hinauf zur Adolf-Bieringer-Straße führt, so ist auch die Nähe zur Wirkungsstätte des Paters gegeben.
Feier zur Wegeinweihung
Schüler und Lehrer des Gymnasiums St. Paulusheims feierten diese Weg-Taufe am Freitag mit zahlreichen Ehrengästen und gedachten der mutigen Taten des Paters.
Denn auch abseits der Religion und der damit verbundenen Seligsprechung ist dieser Mann ein Vorbild – auch und gerade in der heutigen Zeit. „Ich kann als Christ und Österreicher einem Mann wie Hitler niemals den Eid der Treue leisten. Es muss Menschen geben, die gegen den Missbrauch der Autorität protestieren; und ich fühle mich berufen zu diesem Protest“, wird Reinisch zitiert. Schon 1938/39 wurde die Gestapo auf ihn aufmerksam, erteilte ihm 1940 Rede- und Predigtverbot, weil er öffentlich die Unvereinbarkeit des christlichen Glaubens mit den Vorstellungen des Nazi-Regimes thematisierte.
Immer wieder erklärte er, dass er Hitler für den personifizierten Antichristen hielt und lehnte in letzter Konsequenz den Fahneneid auf Hitler ab, obwohl er wusste, dass Kriegsdienstverweigerer schwere Strafen zu erwarten hatten.
Viele rieten ihm davon ab, auch die Pallottiner fürchteten die damit verbundenen Repressalien, rieten ihm sogar zum Austritt. „Es gab nur wenige, die zu ihm hielten“, berichtete Pallottiner-Pater Waldemar Janzer in seiner Ansprache.
Gewissensentscheidung
Aber Reinisch hörte nur auf sein Gewissen und starb letztlich für seine Überzeugung. Janzer erklärte, dass die Benennung einer Straße nach Reinisch ein Gedenken an alle Menschen sei, die Widerstand leisten und geleistet haben. „Es ist nicht schwer einen Helden zu verehren, aber selbst einer zu sein ist schwer, dem eigenen Gewissen bedingungslos zu folgen, das ist schwer“, so Janzer weiter. „Hoffen wir, dass wir nie wieder vor eine solche Entscheidung gestellt werden, wehren wir uns rechtzeitig gegen solche Strömungen.“
Und auch Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick würdigte das mutige Handeln Pater Reinischs in ihren Grußworten: „Ich denke, die einstimmige Entscheidung des Gemeinderates spricht für sich. Junge Menschen brauchen Vorbilder und haben Vorbilder verdient. Und diese Vorbilder muss man öffentlich würdigen, sie müssen täglich präsent sein.“ Was eignet sich dafür besser als Straßenschilder, von denen es nun gleich drei für den neuen Pater-Franz-Reinisch-Weg gibt: Unten an der Huttenstraße, oben an der Adolf-Bieringer-Straße und auch am Zugang zum St. Paulusheim steht ein Schild, das an den Widerstandskämpfer erinnert – dafür hat der Förderverein der Schule gesorgt.
„Setzen Sie sich immer für Ihre Werte und Ihre Überzeugung ein, auch in kleinen Situationen, auch wenn das im Alltag manchmal gar nicht so einfach ist. Nehmen Sie sich Pater Franz Reinisch zum Vorbild, er war der einzige Mensch, der in der katholischen Kirche so gehandelt und widerstanden hat. Machen wir es ihm nach.“
Mehr über den Widerstandskämpfer Pater Franz Reinisch finden Interessierte hier.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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