Graf vom Kraichgauland
Bruseler Dorscht

Graf Kuno saß am liebsten in seiner Stammkneipe - sprichwörtlich war sein Bruseler Dorscht | Foto: Nejron Photo/stock.adobe.com
  • Graf Kuno saß am liebsten in seiner Stammkneipe - sprichwörtlich war sein Bruseler Dorscht
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Bruchsal. In Bruchsal ist das Lied vom Grafen Kuno, der sein Erbe versoffen hat, oder eben vom Bruseler Dorschti n aller Munde. Geschrieben hat es Otto Oppenheimer, Bruchsaler Tuchhändler und Fastnachter, der als Jude 1938 aus Bruchsal fliehen musste.

„Denn der Dorscht, denn der Dorscht, denn der alte Brusler Dorscht, war die Leidenschaft des Grafen, alles andre war ihm worscht“, lautet der Refrain des Karnevalsschlagers vom "Graf vom Kraichgauland". Auch wenn die Session in diesem Jahr ausfällt, wird das Lied vom versoffenen Grafen Kuno in Bruchsal auch in Zukunft in aller Munde sein. Geschrieben hat es Otto Oppenheimer, ein Bruchsaler Tuchhändler, Kunstmäzen und begeisterter Fastnachter, der 1938 als Jude aus seiner Heimatstadt fliehen musste.
Nach dem Lied, gedichtet auf die Melodie des „Kreuzfidelen Kupferschmiedes“, hatte jener Graf Kuno nichts anderes im Sinn als im Wirtshaus zu sitzen und zu trinken. Die Natur, die Jagd und selbst die Frauen ließen ihn kalt. Und so hat er seinem Vetter Kaiser Heinrich selbst das Bruchsaler Schloss verpfändet, um seine Trinksucht zu bezahlen, erklärt das Lied. So war von den Besitztümern des Grafen „vom Eichelberg bis an den Rhein“ und „der schöne Lußhardtwald“ sowie „vieles drumherum“ bei dessen Tod nichts übrig, was er zu vererben hat. Nur "meinen Dorscht, meinen Dorscht, meinen alten Brusler Dorscht, erben meine Landeskinder, alles andre ist mir worscht", endet das Lied mit dem variierten Refrain.

Die Geschichte hinter Graf Kuno und dem Bruseler Dorscht

Nach eigenem Bekunden hatte Oppenheimer den historischen Hintergrund aus der „Geschichte des Bistums Speyer“ in der Staatsbibliothek Dresden-Neustadt gefunden. Dort findet sich eine Schenkungsurkunde von Kaiser Heinrich III. aus dem Jahr 1056, in der er den Hof zu Bruxoles (Bruchsal) mit allen Wiesen und Gewässern dem Bistum Speyer schenkt, der ihm von seinem Vetter Graf Konrad vom Kraichgauland hinterlassen wurde. Aus dem Grafen Konrad machte Oppenheimer Kuno, aus dem Hof ein Schloss und er erfand die Trunksucht als Grund für die Hinterlassenschaft.
Premiere feierte das Lied beim Junggesellenabschied Oppenheimers am 27. April 1901, geriet dann aber offenbar zunächst in Vergessenheit. In ganz Deutschland bekannt hat das Lied der mit Oppenheimer befreundete blinde Sänger Hans Albert Ebbecke aus Heidelberg gemacht, der das Lied auf seinen Tourneen durch ganz Deutschland, Österreich und die Schweiz im Repertoire hatte. So gibt es in manchen Deutschen Orten Nachdichtungen von dem Lied.
Nach dem jüdischen Bürger ist seit 2011 der Otto-Oppenheimer-Platz im Herzen von Bruchsal benannt und nun wurde ihm und dem versoffenen Grafen zudem ein Denkmal gesetzt. Im September wurde auf dem Bruchsaler Kübelmarkt das sogenannte „Narrenschiff“ eingeweiht. [rko]

Bruchsal fremdelt noch mit Otto Oppenheimer oder: Die im Dunkeln sieht man nicht

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Dehäm Magazin aus Ludwigshafen

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