Ausstellung im Schloss in Bruchsal
DEM MENSCHLICHEN AUF DER SPUR
Wer seine Ausstellungsorte und die Vielzahl der Ausstellung betrachtet, sieht, dass hier im Schloss in Bruchsal ein weltweit anerkannter Künstler gastiert. Als ich ihm das erste Mal begegnete über einen gemeinsamen Freund, war das für mich der Anlass, mir einige seiner Bücher zu bestellen und ihn nach Bruchsal einzuladen. Er hat diese Einladung in Absprache mit dem Schloss Bruchsal angenommen.
In einem der Kataloge heißt es, „wenn Goethe von sich sagt, er sei Weimarianer und Weltbürger, so können wir von A. Kuhnlein sagen, er ist Unterwössianer und Weltbürger. Er ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie man in der so genannten Provinz (…) so ganz und gar unprovinziell sein kann. …Wir sehen ihn an der Universität Luoyang in China lehren, in Kanada ausstellen und in Südkorea. Wir sehen ihn auf einem Empfang in Denver, USA…..“[i]
Wir sehen ihn in Museen jedoch auch an Orten, wo man so etwas nicht erwarten würde.
In einer Ausstellung in der Psychiatrischen Klinik der LMU 2003 hilft er Patienten, sich selbst mehr wahrzunehmen. „Da ist ein Mensch wie ich, mit seinen Wunden und Narben. Seine Würde hat er aber nicht verloren. Ich mag ihn sehr“ sagte ein Patient (A) angesichts einer Figur.
In seiner Ausstellung KIK = Kuhnlein im Knast = Kunst im Knast sagt ein Strafgefangener: „Ich war in Rom. Da war eine Figur von Michelangelo. So was Schönes, Tolles, Glattes. Superstark! So möchte ich sein. So wie Kuhnleins Skulpturen möchte ich nicht sein! Natürlich weiß ich aber, so bin ich!“ (Gefangener A)
In seiner „Konferenz der Tiere“ (2012) bietet er für Jugendliche und Schulklassen eine Tastführung an, eine andere Art des Zuganges zu Themen seiner Kunst an. Schade, dass ein mit Schulklassen geplanter Besuch nicht möglich ist. Vielleicht auch ein Anlass für Familien, einmal einen Besuch im Schloss zu machen.
Seine aus Holz gesägten Skulpuren ermöglichen einen Zugang zur Vergänglichkeit und Zerbrechlichkeit des Menschen. „Er schaut durch die Oberfläche hindurch, die Fassade, die Maske und die Rolle, und heraus kommen zwei extreme Pole unseres Seins: unsere Verletzlichkeit du zugleich die latent vorhandene Bereitschaft, andere zu verletzen.“[ii]
Angesichts von Corona haben nicht wenige ihre Komfortzone verlassen (müssen) und sich die Frage gestellt, was denn das Wesentliche im Leben ist. und in den aktuell geschehenden gewalttätigen Aktionen findet sich vieles von dem in dieser Kunst Ausgedrückten wieder.
Die Ausstellung ist im Schloss in Bruchsal vom 16.Juni bis 30. August 2020 zu sehen.
[i] Andreas Kuhnlein – Berührt Ausstellung der Galerie Bezirk Oberbayern
[ii] Gerd Holzheimer, ebd.
Hubert Keßler
Kulturinitiative e.V.
Bilder: Onmacht; Künstler Andreas Kuhnlein - Aufbau
Autor:Hubert Keßler aus Bruchsal |
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