Bruchsaler Kulturfenster
Ein Buch mit sieben Siegeln
Jeden Donnerstag laden das Städtische Museum und das Stadtarchiv zum Blick durch das „Bruchsaler Kulturfenster“ ein. Dieses Mal zeigt uns Museumsleiterin Regina Bender einen Stilus, also spezielle römische Griffel, mit deren Hilfe auf Wachstafeln geschrieben wurde.
Liebe Leserinnen und Leser,
heute können wir uns in Zeiten digitaler Kommunikation kaum noch vorstellen, wie aufwändig und mühsam es beispielsweise in römischer Zeit war, schriftliche Informationen festzuhalten und zu übermitteln.
Auf dem Foto sehen Sie eine Nachbildung einer Wachstafel sowie einen römischen Griffel aus Eisen, der in Stettfeld gefunden wurde. Solche Griffel, auch „Stilus“ genannt, findet man bei Ausgrabungen römischer Anlagen recht häufig. Sie waren meist aus Eisen und größtenteils eher spärlich verziert. So weist auch unser Exemplar lediglich im vorderen Bereich zwei feine, umlaufende Linien auf. Einsichtig wird sofort, wie ein solcher Schreiberling ursprünglich verwendet wurde. So nutzte man die Spitze, um Schriftzeichen in das Wachs zu ritzen, mit dem flach und breit auslaufenden Ende konnten Fehler geglättet und korrigiert werden.
Um die Wachsplatte später wiederzuverwenden, wurde mittels Spachtel das erwärmte Wachs glattgestrichen und dann mit einem Griffel im erkalteten Zustand neu beschriftet. Dies legt nahe, dass solche Wachstäfelchen eher für kurze Nachrichten mit zeitlich begrenzter Relevanz gedacht waren. Dauerhaft geltende oder amtliche Texte hingegen brachte man auf Stein oder teure und beständige Materialien wie Bronze oder Marmor auf, die weniger leicht manipuliert werden konnten. Letztere beiden nutzte man beispielsweise für Militärdiplome oder Ehreninschriften für den Kaiser. Eine Ausnahme bilden als „Triptychon“ bezeichnete, zusammenhängende Wachstafeln, die durchaus auch für Urkunden oder sonstige beeidete Informationen genutzt wurden. Hierfür wurden drei Wachstafeln buchartig verbunden und auf den innen liegenden Seiten beschrieben. Anschließend wurden die zusammengeklappten Tafeln mittels Schnur fixiert und von sieben Zeugen als ordnungsgemäß verschlossen besiegelt. Daher kommt übrigens der heute bekannte Ausdruck eines „Buchs mit sieben Siegeln“.
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Neugierig auf mehr? Spannendes aus den Bruchsaler Museen und dem Stadtarchiv gibt es auf der www.bruchsal.de/staedtischesmuseum.
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