Zunehmende Schleichwege bei Untergrombach
Erheblicher Schaden
Bruchsal. Spaziergänge durch die freie Natur: In Zeiten coronabedingter Kontaktsperren bringen sie zumindest etwas Ausgleich in den Alltag. Und solange die Wanderer auf offiziellen Wegen bleiben und bestimmte Regeln einhalten, etwa im Wald nicht zu rauchen oder Hunde frei laufen zu lassen, steht der Bewegung draußen nichts entgegen.
Die Realität sieht im Moment oftmals anders aus. Überall in Deutschland beklagen Naturschützer und Umweltbehörden die Folgen des vermehrten Freizeitdrucks: eine rasch wachsende Zahl an Trampelpfaden durch ökologisch sensible Lebensräume, Picknicke in Biotopen und Vermüllung von Naturschutzgebieten. Schäden durch das veränderte Freizeitverhalten, die sich gerade im Frühling besonders gravierend auswirken, haben deutlich zugenommen. Aufkommende Vegetation wird niedergetreten, der Nestbau bodenbrütender Vögel gestört, wertvolle Artenvielfalt beeinträchtigt. Und gerade für Trampelpfade gilt: Sind sie erst einmal entstanden, dann werden sie umso häufiger begangen, je erkennbarer sie verlaufen.
Nicht anders in den Untergrombacher Naturschutzgebieten am und um den Michaelsberg. Mit zusätzlichen Hinweisschildern hat das Regierungspräsidium unlängst die entsprechende Information für Besucher verbessert. Zu den wichtigsten Vorgaben zählt, die festen Wege nicht zu verlassen. Probleme gibt es aber vor allem dort, wo landwirtschaftliche Wege in Sackgassen enden oder vermeintlich feste Pfade beginnen, die jedoch bereits nach kurzer Strecke aufhören. Dann münden sie in die geschützten Flächen der Naturschutzgebiete sowie in Privatgrundstücke und setzen sich dort als schädliche und unerlaubte Trampelpfade fort.
Diese Entwicklung beklagt auch der Verein für Umwelt- und Naturschutz Untergrombach, in dessen Besitz sich große Gebiete am Habichtsbuckel und im Weiertal befinden und der die dortigen Biotope seit drei Jahrzehnten pflegt und bewahrt. Wirklich beachtet, sagt dessen Vorsitzender Thomas Adam, würden die Hinweisschilder nicht. Fünf Trampelpfade, die in die Vereinsflächen münden, hat der Verein daher versuchsweise mit Schafzaun abgesperrt, um den Spaziergängern einen optischen Hinweis auf die Tabuzonen zu geben. Das Ergebnis nach weniger als einer Woche: „Vier der Zaunstücke waren herausgerissen und zur Seite geworfen, das fünfte fehlt völlig“, so Adam. Das Entstehen der Trampelpfade setze sich fort.
Was durch derlei Trittschäden angerichtet wird, verärgert auch Grundstücksbesitzer Fritz Wachter: An der Böschung seiner Wiese im Naturschutzgebiet Habichtsbuckel, die an Flächen des Umweltvereins angrenzt, ist bereits ein mehrere Meter breiter und tiefer Einschnitt entstanden. Wanderer und Mountainbike-Fahrer tragen zur weiteren Erosion bei. „Hier wird auch erheblicher materieller Schaden an meinem Grundstück angerichtet“, sagt Wachter.
Was könne man mehr tun als Hinweise aufstellen, Trampelpfade mit Schafzaun sperren und Spaziergänger abseits offizieller Wege ansprechen, fragt sich Vereinsvorsitzender Thomas Adam. Außer dem Verstoß gegen das Naturschutzgesetz sei es eben auch, wenn die Kennzeichnung schon so eindeutig angebracht sei und trotzdem missachtet werde, eine bewusste Schädigung von privatem Besitz. Bei entsprechenden Begegnungen mit Wanderern verknüpfe er beide Aspekte und hoffe auf Verständnis, stoße jedoch nicht immer auf Einsicht. „Die Vorstellung, man müsse doch überall durch Wiesen laufen dürfen und jede Beschränkung sei nur eine weitere gemeine Gängelung, scheint weit verbreitet zu sein“, sagt Adam. Aber die Auswirkungen zunehmender Trampelpfade beeinträchtigen nicht nur die Natur: „Sie gefährden auch die Ergebnisse unserer jahrzehntelangen Arbeit auf vereinseigenen Grundstücken.“ Trauriger Höhepunkt waren vergangenes Jahr, im ersten Corona-Frühling 2020, mehrere Jugendliche auf Trial-Motorrädern, die durch die Orchideenflächen fuhren. „Ich versuche es ansonsten immer mit reden und überzeugen, aber da habe ich dann auch wirklich einmal die Polizei gerufen“, sagt Adam. ps
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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