Jubiläum in Bruchsal
Jubiläum „300 Jahre Bruchsaler Poststempel“
Man muss schon Philatelist sein oder heimatlich interessiert um zu erkennen, das Bruchsal neben anderen Jubiläen auch solche wie „300 Jahre Bruchsaler Poststempel“ dieses Jahr feiern kann. Vor ca. 8 Jahren kam die Idee in der Briefmarken-Sammlergilde Bruchsal auf, doch einmal alle Poststempel aus Bruchsal zu erfassen. Das dies in das Jubiläum 300 Jahre Poststempel münden sollte, war damals noch nicht abzusehen. Inzwischen sind über 450 verschiedene Poststempel zusammengetragen worden und der älteste war von 1724.
Geplant war eigentlich parallel zu der Stempelübersicht auch ein Buch über die 450 jährige Postgeschichte von Bruchsal im Jahr 2020, doch dies konnte zeitlich nicht verwirklicht werden – Corona und geschlossene Bibliotheken machten ein Strich durch die Rechnung. Das „Projekt Postgeschichte“ ist noch nicht abgeschlossen. Inzwischen liegen Erkenntnisse vor, dass der Beginn der Bruchsaler Postgeschichte nicht auf das Jahr 1570 sondern laut einem historischen Dokument auf 1563 zurückzuführen ist.
Als der spätere Kaiser Maximilian I. im Jahr 1490 Franz von Taxis mit der Einrichtung einer Postlinie beauftragte, führte diese vom Tiroler Innsbruck bis zum niederländischen Mechelen und diente zunächst den Fürsten und der Verbindung der Höfe untereinander. Die Postroute führte ganz in der Nähe an Bruchsal vorbei. Sie kam von Plochingen und überquerte den Rhein beim kaiserlichen Reichspostamt Rheinhausen vis-á-vis der Speyerer Station. Erst nach der Erweiterung und dem Ausbau der Verbindung zwischen Augsburg und Brüssel wurde Bruchsal einbezogen und erhielt eine Posthalterei. Vorhergehende Stationen waren Enzweihingen und Knittlingen, nördlich von Bruchsal folgten Rheinhausen und Maudach (heute Teil der 250 Jahre später gegründeten Stadt Ludwigshafen am Rhein). Es gibt eine handschriftliche Aufzeichnung über die an der Strecke Brüssel - Augsburg liegenden Städte und Orte aus dem Jahre 1570 im Archiv von Thurn und Taxis in Augsburg.
Inzwischen wissen wir, dass Bruchsal als Poststation schon 1563 genannt wurde und damit noch älter als bisher bekannt ist.
Es gibt allerdings noch eine andere in der Literatur genannte Aussage, dass es bereits weit vor 1563 in Bruchsal eine Poststation gegeben haben soll. Das mag sicherlich auch ohne einen Nachweises für einige Jahre möglich gewesen sein. Ob allerdings fast 50 Jahre früher ist sehr schwer zu beantworten, da in den Reiseberichten von 1505 und 1516 die Stationen der Reichspostkurse nicht im Einzelnen aufgeführt worden sind. Lediglich die Anzahl von 45 Stationen auf der Poststraße von Innsbruck nach Brüssel ersehen wir aus dem von Jean Micault veröffentlichten „rapport sur les archives de Lilles“. Interessanterweise sind dies genauso viele Stationen wie man in dem 1563 herausgegebenen ältesten Postkursbuch findet, das von dem Kuriermeister der Republik Genua Giovanni da L`Herba stammt. Darunter war jetzt auch Bruchsal.
Poststempel gab es erst sehr viel später. Die ersten Bruchsaler Poststempel sind von 1724 bekannt. Damals noch als Einzeiler mit dem Text „DE BROUCHSAL“ also „von Bruchsal“. Im Laufe der letzten 300 Jahre haben sich die „Postverwaltungen“ geändert und mit ihnen auch die Stempelformen. Auch der Zweck der Stempel hat sich im Laufe der Zeit geändert. War es anfänglich nur die Nennung des Aufgabeortes, so kamen später noch ein Datum (Tag und Monat) und noch später die Jahreszahl und die Uhrzeit hinzu. Neben dem Aufgabeort wurde zwischenzeitlich auch noch zusätzlich am Empfängerort der Eingang gestempelt.
Mit Einführung der Briefmarken – in Großherzogtum Baden im Jahr 1851 – wurden mit dem Poststempel auch die Briefmarken entwertet. Sehr viel später, Anfang des 20. Jahrhunderts, kamen zu den Handstempeln auch noch Maschinenstempel mit Werbeeinsätzen und sogenannte Gelegenheits-Sonderstempel – besondere Handstempel mit Werbung zu bestimmten Gelegenheiten dazu.
Die Briefmarken-Sammlergilde Bruchsal und Umgebung e.V. wird am 12. Mai 2024 während der Briefmarken-Tauschbörse in der Städtischen Sporthalle in Bruchsal das Jubiläum „300 Jahre Bruchsaler Poststempel“ mit einer Ausstellung und einem solchen Gelegenheits-Sonderstempel würdigen. Eine passende Postkarte gibt es ebenfalls. Zusätzlich wird ein Buch mit 180 Seiten aller bekannten Bruchsaler Stempel angeboten.
Des Weiteren wird im Foyer des Bruchsaler Rathauses vom 6. bis zum 31. Mai ein Briefkasten aufgestellt, über den der Sonderstempel erhältlich ist. Die passenden Postkarten liegen kostenlos aus.
Autor:Michael Hofmeister aus Bruchsal |
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