Behinderten eine Stimme verleihen
Lothar Holzer ist Mitglied im Aufsichtsrat der Lebenshilfe
Nicht über Menschen mit Handicap reden, sondern mit ihnen und ihren Familien. Das war von Anfang an die Leitlinie der Lebenshilfe Bruchsal-Bretten. Dieser Grundsatz hat eine neue Dimension bekommen: Lothar Holzer, motorisch und sprachlich stark eingeschränkt, wurde im Oktober vergangenen Jahres in den Aufsichtsrat der Lebenshilfe gewählt. Seitdem konnte er viele Erfahrungen in diesem Leitungsgremium machen, das die Vorstandsmitglieder beruft und die Tätigkeiten des Vereins verantwortet. Die Lebenshilfe stellt Holzer alle notwendigen Hilfsmittel zur Verfügung, damit er seiner neuen Aufgabe gerecht werden kann. Er hat einen eigenen Arbeitsplatz, der auf seine Möglichkeiten und Notwendigkeiten abgestimmt ist, mit Computer, Kommunikationssoftware und E-Mail-Adresse. Damit kann er sich selbstständig auf Sitzungen vorbereiten. Hierauf legt er großen Wert.
Ein Paradebeispiel für unterstützte Kommunikation
Dominik Pfeiffer, Fachberater für unterstützte Kommunikation bei der Lebenshilfe, kennt Holzer bereits seit 2006 und begleitet ihn bei diesem Projekt. „Lothar Holzer hat immer wieder gute Ideen und Anregungen für die Lebenshilfe“, sagt Pfeiffer. „Es sind wichtige Impulse, die er für die Arbeit einbringt.“ Bernd Gärtner, einer der drei Vorstände, bestätigt dies und sagt: „Wir wollen auf seine Stimme als eines Betroffenen nicht verzichten und machen damit gute Erfahrungen.“ Holzer hat sich schon immer zu Wort gemeldet, wenn es um die Anliegen Behinderter ging. Er hat mitgewirkt in der Agenda-Gruppe „Barrierefreiheit“ der Stadt Bruchsal zur Erstellung eines Stadtführers für Menschen mit Behinderungen. In der Lebenshilfe selbst hat er sich im Werkstattrat engagiert sowie im Arbeitskreis für „Arbeitssicherheit“. Lothar Holzer könne die einzelnen Sachverhalte vollumfänglich erfassen, sagt Pfeiffer und würze seine Beiträge auch hin und wieder mit einer Prise Witz und Ironie. Das Sprechen sei allerdings sein großes Problem.
Menschen und Technik helfen
Da ist dann Dominik Pfeiffer sein Brückenbauer und Übersetzer. Holzer möchte, dass alle Bereiche in der Lebenshilfe gut miteinander arbeiten. „Es ist mir wichtig, nicht nur darüber zu reden, sondern selbst mitzuhelfen“, sagt er. Seine Wahl in den Aufsichtsrat ist ein weiterer Schritt, in diese Richtung. Ingrid, seine Schwester, begleitet ihn zu den Sitzungen und ist ihm eine große Hilfe. Holzer will und kann Menschen mit Behinderungen eine Stimme verleihen, auch wenn er selbst nur schwer verständlich reden kann. (art)
Autor:Martin Stock aus Bruchsal |
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