Bruchsaler Kulturfenster
Reihe: Eiszeitliche Säugetiere – Teil 2: Auerochse
Jeden Donnerstag laden das Städtische Museum und das Stadtarchiv zum Blick durch das „Bruchsaler Kulturfenster“ ein. In dieser Woche präsentiert Museumsleiterin Regina Bender das Gehörn eines Auerochsen.
Liebe Leserinnen und Leser,
unsere Reihe über eiszeitliche Säugetiere geht heute in die zweite Runde: Auf dem Foto sehen Sie das Gehörn eines Auerochsen, welches im Städtischen Museum ausgestellt ist. Es wurde im Bruchsaler Gewann Aue gefunden und besteht genau genommen nicht als vollständiges Gehörn, sondern aus den 75 cm breiten Hornzapfen. Diese liegen direkt an den Fortsätzen der Stirnhöhle an und befinden sich innerhalb der Hornscheide, die für uns von außen als Horn sichtbar ist. Die Hornzapfen sind mit Nerven- und Blutbahnen durchzogen und von einer Lederhaut geschützt. Auch die Hörner heutiger Rinder sind so aufgebaut und somit ein besonders sensibles Körperteil dieser Tiere.
Der Auerochse gilt als wilder Vorläufer heutiger Hausrindrassen. Er wurde in der Jungsteinzeit domestiziert, war aber in seiner wilden Form schon damals fast global verbreitet. Zwischen den Populationen verschiedener Regionen gab es Unterschiede hinsichtlich Größe und Gewicht, allen gemeinsam war jedoch, dass sie Pflanzenfresser waren. Wie auch der Riesenhirsch aus dem ersten Teil unserer Säugetierreihe findet sich auch der Auerochse an steinzeitlichen Höhlenwänden wieder. Diese Malereien zeigen den Auerochsen häufig bejagt oder in Gruppen mit anderen steinzeitlichen Säugetieren.
Wie der Auerochse aussah, kann man heute nur noch anhand von Rekonstruktionen vermuten. Durch intensive Bejagung und Verdrängung aus seinen natürlichen Lebensräumen wurden die Populationen schon in der Steinzeit immer kleiner. Einzelne eurasische Gruppen dieser Tierart konnten sich bis in das 17. Jahrhundert retten, starben dann jedoch vollständig aus. Höhlenmalereien oder schriftliche Beschreibungen sind heute ein Indiz für das Aussehen des Auerochsen. Ebenso helfen Skelettfunde bei der Rekonstruktion. Man geht davon aus, dass der Auerochse dunkelbraun bis schwarz gefärbt war und einen helleren Aalstrich auf dem Rücken aufwies. Er soll bis zu einer Tonne gewogen haben. Die Kühe waren wohl etwas kleiner und heller.
Heute wird der Auerochse häufig mit dem sogenannten Heckrind gleichgesetzt, was nicht korrekt ist. Das Heckrind ist eine Züchtung aus den 1920er Jahren, die versucht, dem Auerochsen möglichst nahe zu kommen. Es handelt sich somit um eine moderne Züchtung. Sie zeichnet sich durch teilweise sehr heterogene Eigenschaften aus und fasst dadurch vielerlei Züchtungsresultate zusammen, die Eigenschaften des steinzeitlichen Auerochsen aufweisen.
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