„Rollwiesenversuch“ am alten Friedhof in Zeutern
Artenreiche Kräuterrasen und Wiesen sind ein einfacher und effektiver Beitrag zum Erhalt und zur Förderung der Artenvielfalt. Auch auf öffentlichen Grünflächen kommen sie zunehmend zum Einsatz, und in den Verwaltungen und Bauhöfen sind sowohl für die Anlage als auch für die Unterhaltung solcher Mähflächen neue Denkansätze und Techniken gefragt. Eine besondere Herausforderung birgt die Umwandlung bislang strukturarmer Rasen- in artenreiche Wiesenflächen: Während eine Nachsaat mit Kräutersamen nur bedingt erfolgversprechend ist, können Wiesenkräuter in dichte Grasbestände durch Initialpflanzungen eingebracht werden – oder durch „Rollwiese“!
Die Anregung zu einem „Rollwiesenversuch“ kam von der Fa. Merkle & Partner, die solche vorgefertigten Bio-Blumenwiesen mit regionalem Saatgut künftig in Kommunen als Biodiversitätsprodukt anbieten möchte. Die Wiesenrollen für den Versuch wurden von Merkle & Partner gestiftet, „weil wir ausprobieren wollen, auf welchen kommunalen Flächen ‚Rollwiesen‘ praktisch sinnvoll eingesetzt werden können“, so Dr. Siegbert Merkle. Der Versuch soll unter anderem auf dem alten Friedhof in Zeutern starten.
Die Verlegung ging schon mal einfach: „Genau wie Rollrasen – kein Problem!“, so das einhellige Urteil aus dem Gartenbautrupp des Bauhofs, und „wir sind gespannt, wie die ‚Rollwiese‘ anwächst, wie sich die Fläche entwickelt, wenn weniger oft gemäht wird, und wie die Leute darauf reagieren!“ Die erste Passantin, die sich das Vorhaben erklären lässt, ist überzeugt: „Das ist doch richtig, dass auch auf dem Friedhof was für die Bienen gemacht wird!“
Wo in den vergangenen Jahren Gräber abgeräumt wurden haben die Gärtner vom Bauhof Kräuterrasen-Saatgut eingesät. In den ersten Jahren fallen dort besonders die blutroten Blüten des kurzlebigen Inkarnatklees auf, aber auch die ausdauernden Arten wie Margeriten, Wiesensalbei und Karthäusernelken sind schon vereinzelt zu sehen. In den Bereichen, in denen bislang nur Gräser wuchsen, wurde jetzt die ‚Rollwiese‘ ausgelegt, und schon in wenigen Wochen ist dort mit blühenden Schafgarben und wildem Oregano zu rechnen.
„Wenn sich die ‚Rollwiese‘ auf dem alten Friedhof bewährt, dann werden wir sie in Ubstadt-Weiher sicher auch an anderer Stelle einsetzen!“, teilt das Bau- und Umweltamt mit, und: „‘Rollwiesen‘ eignen sich auch gut für die Verwendung in Privatgärten!“ Insgesamt gibt es in Deutschland 17 Millionen Privat- und Schrebergärten und somit ein riesiges Potential für den Artenschutz. Für die biologische Vielfalt können sich Gartenbesitzer*innen engagieren, indem sie beispielsweise kleine wilde Ecken zulassen oder die Gärten mit heimischen Blühpflanzen naturnäher gestalten, in denen sich Schmetterlinge, Vögel und weitere Nützlinge wohlfühlen.
Der „Rollrasenversuch“ ist ein Projekt im Rahmen der Aktion „ArtenReich“, womit in Ubstadt-Weiher für mehr Artenvielfalt auf öffentlichen und privaten Grünflächen sowie in der freien Landschaft geworben wird.
Autor:Laura Böser aus Bruchsal |
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