Zum 65. Todestag des Malers Hugo Troendle am 22. Februar
Sie nannten ihn den „Münchner Cézanne“
Bruchsal (PM) | Blickt man in das Selbstportrait des Malers Hugo Troendle aus dem Jahr 1908, könnte man glauben, einen Vertreter der modernen digitalen Bohème vor sich zu haben – aus der Feder eines Expressionisten des frühen 20. Jahrhunderts: ein schlankes, scharf geschnittenes Gesicht, umrahmt von braunem Haar und rötlichem Vollbart, der Gesichtsausdruck nachdenklich-selbstbewusst, ein offenes Hemd über dem Oberteil tragend. Tatsächlich weist die Biographie des Malers alle Facetten auf, die ihn zum Vorbild des aktuellen Hipstertypus machen könnten: gut vernetzt, reisefreudig, Stammgast in Künstlercafés und lange Jahre auf der Suche nach sich selbst und seinem Stil, zwischen der Realität der Großstadt und dem ersehnten Leben im Einklang mit der Natur. Am 22. Februar jährt sich der Todestag des aus Bruchsal stammenden Künstler zum 65. Mal. Zwei seiner Werke befinden sich im Depot des Städtisches Museums Bruchsal.
Ausbildung und Pariser Jahre
Begonnen hat Hugo Troendle in kleinerem Rahmen: Am 28. September 1882 als Sohn eines Großherzoglichen Obersteuerkommissars und einer Hotelierstochter in Bruchsal geboren, besuchte Troendle als Jugendlicher ein Gymnasium in Freiburg bevor er auf die Kunstgewerbeschule Karlsruhe wechselte. Erst nach dem Tod des Vaters ging er an die dortige Kunstakademie und war Teil einer Arbeitsgemeinschaft, die in einigen kunsthistorischen Forschungen als eine „Keimzelle des Expressionismus“ bezeichnet wird. Dann übersiedelte Troendle nach München, wo er Besucher verschiedener Stammtische war und über den Malermönch Verkade zuerst mit dem Stil und dann mit den Vertretern der zeitgenössischen französischen Malerei in Kontakt kam.
Bei einem der Altmeister, Paul Sérusier, verbrachte er während seiner Pariser Jahre 1908 bis 1912 einen Sommer in der Bretagne und malte die ersten seiner später charakteristischen Bilder idyllischen Landlebens. In Paris wurde Troendle Teil der Künstlergruppe im „Café du dôme“ und lauschte den dortigen Debatten über die Ausrichtung der modernen Kunst, über Picasso und Matisse. In dieser Zeit ist sein Werk von Vielfalt geprägt – er probierte verschiedene Stile und Methoden aus, orientierte sich an alten Meistern und neuen Richtungen. Zurück in München stellte er 1913 im Rahmen des internationalen Künstlerbund das erste Mal seine Werke aus und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der „Münchener Neuen Secession“. Nach dem Dienst als Soldat im Ersten Weltkrieg ging er in die Schweiz, um sich von einem Lungenleiden zu erholen.
Ein moderner Romantiker
Zurück in München ist eine Professionalisierung zu erkennen: er trat Künstlergruppierungen bei, beschickte Ausstellungen, publizierte Aufsätze und gründete 1926 eine Malschule. Auch einen Stil hat er nun gefunden, dem er treu bleibt: Troendle versteht sich forthin als modernen Romantiker, seine Bilder zeigen ein unverortetes Arkadien aus einfach-glücklich wirkenden Menschengruppen, Tieren, Feld- und Flusslandschaften; alles wirkt rund und weich, der Mensch ist im Einklang mit der Natur, die ihn umgibt und in der er seinen Platz hat. Unter den Nationalsozialisten werden seine Bilder als „entarteten Kunst“ diffamiert. Doch Troendle blieb eine feste Figur der diversen Schwabinger Stammtische und tat sich hier als Geschichtenerzähler hervor.
„Troendeleien“ nannten seine Zuhörer das Gemisch aus Dichtung und Wahrheit, vor allem Anekdoten aus seiner Pariser Zeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird er in den Kunstbeirat der Stadt München berufen, 1952 erhielt er den Kunstpreis der Stadt.
An seinen Heimatort Bruchsal erinnert er sich in den 1920ern: „Schön das Schloss, entzückend der Garten […] Still und schön der Blick von dem ansteigenden Friedhof auf die Hügel gegenüber u die alte Barockkirche.“ Bei seiner eigenen Beerdigung in München 1965 wurde die große Trauergemeinde von einer Blaskapelle angeführt, große Kränze wurden niedergelegt. Troendle selbst hatte dafür Vorsorge getragen, dass danach in seinen zahlreichen Stammwirtschaften Speis und Trank für seine vielen Freunde und Bekannte bereitstanden. (Dr. Tamara Frey, Stadtarchiv)
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