Erinnerungen von Heinz Heckmann aus dem Jahre 1994
So fing alles an...
Bruchsal.2019 feiert die Musik- und Kunstschule Bruchsal ihr 50-jähriges Bestehen. Eine wichtige Persönlichkeit rund um die Gründung und den Aufbau der MuKS war der leider bereits verstorbene Heinz Heckmann. Hier seine Erinnerungen, die er 1994 zum 25. MuKs-Jubiläum zusammengefasst hat.
Machen wir eine kleine Zeitreise etwa 65 Jahre zurück: Mitten im zweiten Weltkrieg betritt der zehnjährige Gymnasiast Heinz Heckmann den ehrwürdigen Hohenegger, etwa beim heutigen Elektro-Frey, wo damals die Bruchsaler Städtische Musikschule untergebracht war, und bewirbt sich um einen Platz in der Geigenklasse.Die Frage an den Buben „hast du eine Geige“ muss er leider verneinen und so wird er auf die Zeit nach dem Krieg vertröstet. Ob man gesagt hat, „nach dem Endsieg“, weiß der Chronist nicht mehr! Mit dem Gebäude sinkt auch die Musikschule am 1. März 1945 in Schutt und Asche.
In den Aufbaujahren nach dem Krieg gibt es Dringlicheres als eine öffentliche Musikschule. Und so haben mehr als zwanzig Jahre nur wenige Kinder eine Chance, bei Privatmusiklehrern ein Musikinstrument zu erlernen.
Mitte der 60er Jahre wurde von dem Karlsruher Studienrat Wehrle auf einer Bürgermeisterversammlung der Gedanke einer Jugendmusikschule vorgetragen. Der Chronist (Heinz Heckmann; Anm. d. R.), inzwischen Verwaltungsdirektor beim Landkreis und Vater von zwei musikbegeisterten Töchtern, erinnerte sich an seine eigene leider nicht stattgefundene Künstlerkarriere (!) und formulierte einen Brief an die Stadtverwaltung Bruchsal, in dem der Landkreis die Unterstützung für eine solche Musikschule anbot. Aber die Zeit war anscheinend noch nicht reif, die Sache blieb ohne konkretes Echo.
Eine neue Chance ergab sich Anfang 1969. Der damalige Realschulmusiker Eduard Ludwig kam zu mir ins Landratsamt mit dem Ansinnen, auf Anraten der Stadtverwaltung einen Förderverein zugunsten seines Instrumentalensembles für alte Musik zu gründen und den Vorsitz für diesen Verein zu übernehmen. Ich packte die Gelegenheit beim Schopf und erklärte mich zu einem Engagement bereit, wenn das Ziel nicht nur die Festigung des bestehenden Ensembles, sondern eine breiter aufgestellte Jugendmusikschule mit vielfältigen Bildungsangeboten sei.
Der damalige Oberbürgermeister Dr. Bieringer sicherte mir in einem Gespräch seine Unterstützung im Gemeinderat für diese Idee zu. Und so konnte ich am 6. März 1969 einen Kreis Bruchsaler Persönlichkeiten zum 18. März 1969 in die Bruchsaler Handelslehranstalt zu einem Gedankenaustausch einladen, der die Gründung einer Jugendmusikschule zum Ziel hatte.
Das war dann auch die eigentliche Geburtsstunde unserer heutigen Musik- und Kunstschule! Denn alle anwesenden Personen, 20 an der Zahl mit den Stadträten Bernhard Oberle und Werner Stark, unterschrieben eine von mir vorbereitete Gründungs-Denkschrift an die Stadtverwaltung Bruchsal, in der bereits die pädagogischen Ziele, die Organisation und die wichtigsten Strukturmerkmale der künftigen Bildungseinrichtung dargestellt wurden.
Kurze Zeit danach wurde die einmütige Zustimmung des Gemeinderats signalisiert und so konnte am 22. Mai 1969 die formelle Gründungsversammlung des künftigen Trägervereins stattfinden, die Satzung beschlossen und der Vorstand gewählt werden.
Bewusst hatte man die Trägerschaft eines eingetragenen Vereins gewählt, weil man so insbesondere für die Anlaufzeit eine größere Beweglichkeit sichern wollte. Allerdings war Voraussetzung dafür ein ehrenamtlich arbeitender Vorstand, der dennoch alle Leitungsfunktionen professionell und mit großem Engagement wahrnehmen konnte.
Mit Stadtrat Bernhard Oberle als 2. Vorsitzenden, Wilhelm Müller als Geschäftsführer, Dr. Hans Gilg als Beisitzer, mir als 1. Vorsitzenden und kraft Amtes mit Oberbürgermeister Dr. Bieringer hat dieser Vorstand dann bis zur Änderung der Rechtsform im Jahre 1977 den Trägerverein geführt und eine unglaubliche Aufbau- und Entwicklungsleistung bewältigt.
Man hatte sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, mit dem Unterricht bereits im Oktober 1969 zu beginnen! Der Schulleiter war zu bestellen, Lehrkräfte waren zu rekrutieren und ihre Vergütung zu vereinbaren, eine Gebührenordnung zu erstellen, die Musikschule vorläufig im Kinderheim St. Raphael unterzubringen, was ein besonderes Verdienst von Stadtrat Oberle war, die Finanzierung war zu sichern!
Von Anfang an wurde die ganze Bandbreite an Instrumenten angeboten, vom Klavier bis zum Kontrabass, von der Querflöte bis zur Tuba. Auf Anhieb hatten wir rund 400 Schüler, der nachhaltigste Beweis für die Notwendigkeit dieser Einrichtung. Die Stadt Bruchsal unterstützte den Träger vom ersten Tag an mit namhaften Zuschüssen. Realschullehrer Eduard Ludwig wurde zunächst nebenamtlich, später hauptberuflich als Schulleiter bestellt.
Rasch wuchs die Schule. Schon 1971 gab es 800 Schüler und 38 Lehrkräfte mit jährlich steigender Tendenz. Das junge Bäumchen, in fruchtbare Erde gepflanzt, gut gepflegt und behütet, hatte sich zu einem beachtlichen Baum mit vielen Ästen und Zweigen entwickelt. Die Schule war erwachsen geworden. Und als schließlich eine Beteiligung der Nachbargemeinden an den Kosten und einhergehend damit eine stärkere kommunale Ausrichtung der Trägerschaft immer zwingender wurde, konnte der Gründungsvorstand im Jahr 1977 die Jugendmusikschule Bruchsal getrost in neue Hände geben.
Heinz Heckmann (1932-2012)
Finanzstaatssekretär a.D., Initiator und langjähriger Vorsitzender der Bruchsaler Musikschule, hat 1992 eine gemeinnützige Stiftung des bürgerlichen Rechts gegründet und mit einem ersten Stiftungskapital ausgestattet. Zweck der Stiftung ist nach dem Willen des Stifters die Förderung begabter und bedürftiger Schüler/innen der Musik- und Kunstschule Bruchsal
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