Deutschlehrerin aus Kamerun auf Fortbildung
Viele neue Erfahrungen
Bruchsal. Delphine Nankeu ist Deutschlehrerin in Kamerun. Dort unterrichtet sie an einem Gymnasium Schüler im Alter zwischen elf und 20 Jahren - manchmal mehr als 100 in einer Klasse. Zur Zeit ist sie bei Doris Heathman in Untergrombach zu Besuch. Davor war sie zwei Wochen lang in Bremen auf einem Fortbildungsseminar des Goetheinstituts.
Doris Heathman will ihrem Gast zwei Wochen lang zeigen, wie man in Deutschland Alltag lebt. Sie war selbst schon mit Experiment e. V. in Neuseeland. Jetzt nimmt sie gerne Gäste auf - das "Wochenblatt" berichtetet hier. Sie holt sich damit quasi die Welt nach Hause.
Fester Bestandteil des Programms, das Doris Heathman mit ihren Gästen absolviert, ist der Besuch auf dem Bruchsaler Wochenmarkt. "Es gibt hier so viele Obstsorten", sagt Delphine Nankeu. Viel mehr als in Kamerun. Kulinarisch hat sie in Deutschland viel Neues entdeckt: Blumenkohl, Frikadellen und Bratkartoffeln zum Beispiel. Alles lecker. Nur dem Sauerkraut kann die junge Frau aus Kamerun nicht allzu viel abgewinnen.
Delphine Nankeu ist zum ersten Mal in Deutschland. Bücherwissen trifft auf Realität. Die Deutschen, so stellt man sie sich in Kamerun vor, haben keine Zeit, sind stets in Eile. "Zeit ist Geld" ist ein Sprichwort, das man in Kamerun sehr wörtlich auslegt. Delphine Nankeu dachte daher, niemand würde in Deutschland unentgeltlich Auskunft erteilen. Wenn man zum Beispiel nach dem Weg zum Bahnhof fragt. Entsprechend überrascht sei sie, wie hilfsbereit, nett und freundlich die Deutschen seien. Viel besser als ihr Ruf.
Das Familienleben sei in Deutschland ein komplett anderes: In Kamerun hat ein Paar fünf bis sechs Kinder. Und so etwas wie Altersheime gibt es nicht, Eltern werden von ihren Kindern gepflegt. Viele Kinder - das stehe für Reichtum und auch für Ehre. Während die Kinder in Kamerun schon sehr früh im Haushalt und auf dem Feld helfen müssen, stehe bei den Kindern hierzulande die Freizeitgestaltung im Fokus. "Die Zerstreuung der Kinder steht im Mittelpunkt", hat Delphine beobachtet. Doch nicht nur die Pflichten der Kinder seien in Kamerun ausgeprägter, auch die Disziplin. "Es gibt in Deutschland wenig Distanz zwischen Kindern und Erwachsenen", stellt sie fest.
Kurios findet die junge Frau aus der ehedem deutschen Kolonie nicht nur Rolltreppen - sie hat sich nur mit Unterstützung auf eine drauf getraut - auch das enge Verhältnis der Deutschen zu ihren Haustieren erntet ihr ungläubiges Kopfschütteln. Ein Freibad kennt Delphine bislang nur aus Büchern - das soll sich noch ändern, bevor sie am 10. August wieder nach Hause fliegt. Mit ganz viel neuen Erfahrungen im Gepäck und der Mission, das leicht verschobene Bild von den Deutschen bei ihren Schülern in Kamerun gerade zu rücken.
In Kamerun ist Deutsch eine Fremdsprache, die neben Spanisch und Chinesisch ab der achten oder neunten Klasse zur Wahl steht. Die Amtssprachen in Kamerun sind Englisch und Französisch - in beiden Sprachen wird an Delphines Schule unterrichtet. Das Interesse an Deutschland und der deutschen Sprache ist groß. Bei den Fußballfans - aber auch bei jungen Menschen, die davon träumen, nach dem Abitur in Deutschland zu studieren.
In Kamerun gibt es rund 230 nationale Sprachen, so spricht Delphine zum Beispiel eine andere Muttersprache als ihr Mann. Ein paar Wörter haben die ehemalige Kolonialherrschaft überdauert und lassen noch die deutsche Herkunft erkennen. Geblieben ist auch die Strukturierung des Landes in zehn Verwaltungseinheiten - eingeführt von den Deutschen im 19. Jahrhundert.
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