"Aktiv & Gesund" in Bruchsal
"Eine gute Gesellschaft braucht alle Generationen"
Bruchsal. Patientenverfügung, das ist für die Frau Mitte Vierzig „ein Buch mit sieben Siegeln“. „Egal was mal passiert“, sagt sie, „ich möchte nicht, dass meine Kinder sich mit der Entscheidung quälen müssen, wie ich dann behandelt werde oder wann vielleicht Maschinen abgestellt werden.“ Genau deshalb besucht die Frau aus Ubstadt an diesem Samstag die Messe „Aktiv & Gesund“ in Bruchsal - und ist schnurstracks auf dem Weg zum Vortrag über die Patientenverfügung.
Vorträge wie dieser, diverse Workshops und über 50 Aussteller präsentieren im Bürgerzentrum Bruchsal so ziemlich alles, was mit dem Thema „älter werden“ zu tun hat. „Wir wollen nicht das perfekte Lifting zeigen oder gar das Alter negieren“, betont Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick bei der Eröffnung. Ganz im Gegenteil: Die Messe zeige, was man tun kann, um fit zu bleiben und welche Hilfen es gibt, wenn man körperlich eingeschränkt ist. „Wenn sich alle Generationen unterstützen und gegenseitig stärken, bleiben wir eine gesunde Gesellschaft.“
Vor diesem Hintergrund habe sich „Aktiv & Gesund“ – organisiert von Bruchsaler Tourismus, Marketing und Veranstaltungs GmbH (BTMV), NAIS-Team (Neues Altern in der Stadt) und Seniorenrat – in den vergangenen neun Jahren von einer reinen „Seniorenmesse“ weiterentwickelt zu einer Messe, die alle Altersgruppen anspreche: werdende Eltern, junge Familien wie Best Ager und Senioren.
Barrierefreies Umbauen, Betreuung und Pflege zu Hause, Essen auf Rädern, Demenz sind ebenso Themen wie moderne Hörgeräte und orthopädische Schuhe, wie Stressreduzierung, gesund gebären und besser schlafen. Workshops zu Techniken rund ums richtige Tragen von Babys und Kleinkindern im Tragetuch, zu Erster Hilfe, Qi-Gong und Selbsthypnose machen deutlich, dass in der Tat für die ganze Familie etwas angeboten wird, dass Gesundheitsförderung und Prävention für alle im Fokus stehen.
Gerade diese vielfältigen Angebote jenseits von Pflegethemen seien es, die vielen Menschen die Schwellenangst nehme, die Messe zu besuchen, meinen Christiane Rathgeb und Tanja Brucker vom Caritasverband Bruchsal. „Viele beschäftigen sich erst mit Pflege, wenn es bereits fünf nach zwölf ist; hier ist es anders, hier kann man sich ungezwungen vorausschauend informieren“, sagt die Bereitschaftsleiterin „Alter und Gesundheit“ Tanja Brucker. Andererseits könne man seitens der Caritas auf der Messe auch gleich an andere Dienstleister weitervermitteln: für den Hausnotruf beispielsweise ans Deutsche Rote Kreuz oder den Arbeiter-Samariter-Bund, für Rollatoren ans Sanitätshaus.
Auch die Agenda-Gruppe „Menschen mit und ohne Handicap“ ist wieder dabei. „Wir kämpfen für eine barrierefreie Stadt“, sagt Agenda-Sprecher Rüdiger Lumpp. „Barrierefreie Gehwege und Plätze, Gebäude, Haltestellen und Busse.“ Die nagelneuen elektrischen Türen am Bruchsaler Bahnhof seien der jüngste Erfolg der Gruppe, so Lumpp. Sämtliche barrierefreien Einrichtungen – vom Friseur bis zur Gaststätte – stellen die Mitglieder übrigens in einem eigenen Wegweiser zusammen, den es unter anderem im Rathaus und allen Verwaltungsstellen gibt.
Keine Frage: Bruchsal hat mittlerweile ein großes Netzwerk hauptberuflicher wie ehrenamtlicher Helfer, das sich generationenübergreifend unter dem Motto „füreinander miteinander“ für Gesundheit, Prävention und Zusammenleben stark macht, wie Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick sagt. Und das Bruchsal die Auszeichnung „Gesunde Kommune“ beschert hat. Auf der „Aktiv & Gesund“ haben wieder viele davon ihr Engagement vorgestellt. ps
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