Grenzschließungen wegen Coronavirus verhindern Einreise von Erntehelfern
Wird Gemüse auf den Feldern welken?
Region. Die ersten Spargelstangen wurden schon in Deutschland geerntet, denn die gleichmäßigen Temperaturen haben für ein optimales Wachstum des Edelgemüses gesorgt. Damit ist der Spargel das Vorreitergemüse unter den Gemüsekulturen. Problem aber: Die Erntehelfer bleiben aufgrund der aktuellen Corona-Situation aus.
Erntehelfer können nicht mehr kommen
„Vorgestern konnten Erntehelfer mit einer Arbeitsbescheinigung vom Anbaubetrieb noch für kurze Zeit die Grenzen passieren. Nun sind alle Grenzen dicht", so Simon Schumacher, Vorstandssprecher des "Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer" (VSSE) aus Bruchsal: "Obwohl viele der Arbeitskräfte aus Rumänien Spargel in Deutschland ernten wollen, können sie das nicht. Und die Anbauer wissen nicht, wie sie die Ernte bewerkstelligen können. Dabei ist es gerade jetzt wichtig, die Bevölkerung mit gesundem Obst und Gemüse zu versorgen. Auch ist nicht zu vergessen, dass beispielsweise die rumänischen Erntehelfer und -erntehelferinnen, die zum größten Teil die Anbauer bei der Ernte unterstützen, europäische Bürger sind, die sich mit der Ernte in Deutschland ein sehr wichtiges Zusatzeinkommen verdienen." Die Forderung des "VSSE": Die Bundesregierung müsse unbedingt die Rahmenbedingungen für eine problemlose Einreise mit den anderen europäischen Ländern klären, damit diese die Ein- und Durchreise möglich macht!
Ernte lässt sich noch hinauszögern
Ein so genanntes Folienmanagement kann die Ernte aktuell noch hinauszögern. „Indem die Spargelanbauer die transparenten Folien von den Dämmen nehmen, können sie die Temperaturen diese Woche ausbremsen", Anbauberater Dr. Ludger Aldenhoff: "Aber schon kommende Woche sind nachts wieder Minusgrade gemeldet, was aus Gründen der späteren Stangenqualitäten den Schutz durch Folie notwendig macht."
Kommen überhaupt Erntehelfer?
Auch dadurch sei die Situation in den Betrieben sehr angespannt, da nicht klar ist, wie viele Erntehelfer zur Ernte da sein werden oder können. Das aber betrifft nicht nur die Spargelkultur in Deutschland, bestätigt Jürgen Schulze, Vorstandssprecher des "Verbands der Ostdeutschen Spargel- und Beerenobstanbauer" (VOSBA): Immerhin werde bei den meisten anderen Gemüsekulturen und auch einigen Obstkulturen aktuell mit der Pflanzung die Voraussetzungen für eine spätere Ernte geschaffen. Ohne Erntehelfer aus dem Ausland werden diese nur im begrenzten Maße stattfinden können!
„Die Anreise für Arbeitskräfte aus dem europäischen Ausland muss sichergestellt sein", betont Schumacher: "Das bedeutet konkret: Die deutschen Grenzen müssen für Arbeitskräfte offenbleiben und Transitwege durch Nachbarstaaten, wie Ungarn und Österreich, sowie Flüge bei einer Arbeitsplatzzusage möglich sein. Auch gilt es, die Vermarktung über die Genehmigung von Wochenmärkten und Direktvermarktungsständen, sowie die Hofläden und den Lebensmitteleinzelhandel sicherzustellen!“
Überlebenswichtige Wirtschaftsbranche
Immerhin ist der deutsche Obst- und Gemüsebau eine überlebenswichtige Wirtschaftsbranche für Deutschland, da er die Eigenversorgung der Bevölkerung sicherstellt. Sollte es zu weiteren Einschränkungen im Warenverkehr kommen, wäre diese Eigenversorgung über Importe nicht ausreichend sichergestellt. Zudem: Sollte der deutsche Gemüse- und Obstanbau von politischer Seite keine umfassende Unterstützung bei der Sicherstellung von Erntehelfern erhalten, werden durch Insolvenzen Lücken im Versorgungssystem entstehen. Denn auch nach einer Beruhigung der aktuellen Ausnahmesituation werden neue Betriebe diese nicht schließen können. Somit besteht die große Gefahr von nachhaltigen Versorgungsengpässen. Zusätzlich stellen die Unternehmen in vielen ländlichen Regionen die wichtigsten Arbeitgeber dar. Ein Wegfall würde auch erhebliche soziale und wirtschaftliche Einschnitte für die Region bedeuten. (ps/rj)
Weitere Informationen: www.vsse.de
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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