Der Olavs-Pilgerweg in Norwegen
Auf den Spuren der Wikinger
Wandern.Der Weg hinter Lillehammer führte durch den Wald steil einen Geröllhang hinab. Überall lagen mit Flechten bewachsene Steine und Felsbrocken. Es sah aus, als hätten Trolle aus Jux und Dollerei die Steine den Hang hinunter geworfen. Man musste bei jedem Schritt aufpassen, wohin man seinen Fuß setzt. Und prompt übersah Harald F. Gregorius die Beschilderung des Olavswegs. Also musste er einen Gutteil des Wegs wieder hinauf. Da hing das Zeichen oben im Baum. „Danke, Olav!“ rief er aus.
Olavsweg führt 643 Kilometer durch die Einsamkeit Norwegens
„Danke, Olav!“ lautet auch der Titel des Buchs, das Gregorius über seine Pilgerwanderung auf dem Olavsweg durch die Norwegischen Berge geschrieben hat. Der Olavsweg in Norwegen ist ein alter, hierzulande jedoch wenig bekannter Pilgerweg. Sechs Wochen lang wanderte der Saarländer aus Sankt Ingbert 643 Kilometer über 20.300 Höhenmeter durch die Einsamkeit Norwegens von Oslo durch das Tal Gudbrandsdalen nach Trondheim, wo im Nidarosdom der heilige Wikingerkönig Olav Haraldsson II. begraben liegt.
Der dritte Tag war der schlimmste, erinnert sich Gregorius – alte Wanderer-Weisheit! Eine 30-Kilometer-Etappe ohne Einkehrmöglichkeit lief er mit seinem 17-Kilogramm-Rucksack durch die sengende Sonne, dazu blies ein eisiger Wind. „Mit Jacke war es mir zu warm, ohne zu kalt“, so Gregorius. Also zog er die Jacke ständig aus und wieder an. Am Abend war er so erschöpft, dass er zweifelte, ob er die Tour durchhält. Seine Eindrücke und Erlebnisse auf der Wanderung, was er gemacht, was ihn bewegt hat, schrieb er abends immer in sein Tagebuch, egal wie müde er war.
Am Olavsweg gibt es teilweise keine Hotels oder Herbergen
Auf dem Olavsweg pilgerte der heute 69-Jährige nach seiner Pensionierung im Sommer 2017. Die Idee dazu kam ihm, als er auf den nordischen Pilgerweg bei einem Besuch seiner Tochter in Norwegen stieß, die dort studiert hatte. Langsam aber sicher wurde der Plan immer konkreter, er bereitete die Wanderung systematisch vor, was sich im Nachhinein auch als sinnvoll erwiesen hat. Teilweise findet man mehrere Tage kein Hotel, keine Gaststätte, keine Herberge. Denn der Pilgerweg ist zwar wie der Jakobsweg ein europäischer Kulturweg, aber lange nicht so touristisch erschlossen wie der Weg nach Santiago de Compostela, sagt der Sozialpädagoge, der als Suchtberater gearbeitet hatte.
Das Abenteuer begann schon mit der Anreise. Schon im Saarland gab es Probleme mit der Zugverbindung und in Hamburg strandete er endgültig, weil grade die Krawalle wegen des G-20-Gipfels tobten. Aber irgendwie muss es ja weitergehen und so fand sich eine Busverbindung nach Flensburg, wo die Fähre wartete. „Ich hatte keine Zeit, lange zu fluchen, ich musste eine Lösung finden“, sagt Gregorius. Das galt für die gesamten sechs Wochen. Diese Offenheit führte auch zu vielen Treffen mit anderen Pilgern aus Norwegen und Deutschland, mit denen er noch heute Kontakt pflegt.
Aktiv im CleanUp-Netzwork
Heute tourt Gregorius durch Deutschland, um Vorträge über die Pilgerreise zu halten und sein Buch vorzustellen. Und bei kleineren Wanderungen hat er stets seine Greifzange und eine gebrauchte Tüte dabei, um Müll aufzusammeln. „Ich war es Leid, mich ohnmächtig über den Müll zu ärgern“, sagt er. So wurde er aktiv, arbeitet im CleanUp-Network mit und macht den Park&Ride-Parkplatz in Sankt Ingbert zum „saubersten Parkplatz Deutschlands“, so ein weiteres Projekt des Saarländers. rk
Infos
Das Buch „Danke, Olav!“ von Harald F. Gregorius ist im Geistkirch Verlag, Saarbrücken, erschienen (ISBN 978-3-946036-87-6) und im Buchhandel erhältlich. Informationen erhält man online unter www.geistkirch.de.
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
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