Trauer nach Massenmord in Neuseeland/Ehemalige Austauschschülerin erlebt bange Stunden
„Aus purem Hass!“

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Heidelberg/Nelson (hb). Die Terrorattacke auf zwei Moscheen in Christchurch, Neuseeland, mit mehr als vier Dutzend Toten und ebenso vielen Verletzten schockiert die Welt. Besonders betroffen sind jedoch die knapp fünf Millionen Einwohner des Inselstaates, dem derartige Massaker bislang weitgehend fremd waren. „Der Alltag ist zum Stillstand gekommen – man kann sich die Gefühlslage hier kaum vorstellen!“, berichtet Erin Daly, die in einer kleinen Stadt im Süden Christchurchs aufwuchs und 1996/1997 ein Austauschjahr am Leibniz-Gymnasium Östringen verbrachte. Wohnhaft in Auckland auf der neuseeländischen Nordinsel, ist sie momentan im Raum Nelson auf der Südinsel unterwegs, etwa 400 Kilometer vom Ort der Tragödie entfernt. „Jeder hier rückt noch näher zusammen, wir sind eine große Gemeinschaft, aber es ist, als hätte uns von heute auf morgen der Blitz getroffen!“, schildert die Enddreißigerin, die Französisch und Deutsch als Fremdsprache studierte und noch immer sehr gut deutsch spricht, die Tage seit dem schrecklichen Geschehen. Die Spendenbereitschaft für die Familien der Opfer sei unglaublich groß, jeder versuche „einen Weg zu finden, um irgendwie behilflich zu sein.“

Die germanophile Neuseeländerin – sie lebte während ihres Aufenthaltes in Deutschland bei einer Familie in Angelbachtal im Rhein-Neckar-Kreis und absolvierte später auch noch ein Studienjahr an der Universität Heidelberg - musste am Tag des Massenmords selbst bange Momente überstehen, denn ihr Bruder Leon arbeitet in Christchurch, wo die Lage stundenlang unübersichtlich war. „Ich habe ihm Nachrichten geschickt und geschrieben, er solle nicht nach draußen gehen und sich stattdessen einen sicheren Ort im Gebäudeinneren suchen“, erzählt sie und erinnert im gleichen Atemzug an die zweite unfassbare Katastrophe, die die Metropole am Pazifik vor ziemlich genau acht Jahren ertragen musste: Ein Erdbeben der Stärke 6,3, das 185 Menschen das Leben kostete und weite Teile der knapp 400 000 Einwohner zählenden Stadt für Jahre unbewohnbar machte. „Es war wie damals: Jeder versuchte seine Lieben zu kontaktieren!“, so Daly, die früher selbst viel Zeit in Christchurch verbrachte. „Ansonsten saßen wir stundenlang nur vor dem Fernseher, schauten Nachrichten – und heulten vor uns hin…“ Ein Land im Ausnahmezustand.

Dass unter ihren Angehören oder Freunden niemand direkt von der feigen Tat betroffen war, ist für Erin Daly ein sehr schwacher Trost. „Neuseeland trauert. Wir kämpfen immer noch damit etwas derartig Böses zu verstehen“, sagt sie. Man merkt ihr an, wie aufgewühlt sie ist, wie tief der Schmerz sitzt. „Ein Terrorist aus einem anderen Land, der hierher kam, um Menschen zu ermorden, während sie friedlich beteten…! Ihnen in den Rücken zu schießen, als sie völlig wehrlos waren…! Er hat alle erschossen – egal ob Alte, Frauen oder Kleinkinder…. - und alles aus purem Hass!“ Erin Daly weiß, dass das Leben weitergeht, sie ist schon nächste Woche zu einer Hochzeit auf der Südinsel eingeladen. Die Atmosphäre jedoch wird eine andere sein als vor jenem verhängnisvollen 15. März 2019.

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Autor:

Henning Belle aus Wochenblatt Rhein-Neckar

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