BriMel trifft
Boris Stijelja hat Autoren-Blut geleckt
Deidesheim. Am 19. November traf ich mich mit dem Deidesheimer Boulevard-Theaterleiter Boris Stijelja zu einem erneuten Interview als Autor. Dabei hatte er erst im Frühjahr 2024 seinen ersten Krimi auf den Markt gebracht und das überaus erfolgreich mit einer 2. Auflage. Wie es aussieht, hat Boris Stijelja nun endgültig nach dem Kochbuch „Cevapcici mit Winzerdip“ und „Das Blut am Dubbeglas“ Blut geleckt und die Ideen gehen ihm nicht aus.
??? Herr Stijelja, Sie haben nun Ihren zweiten Kriminalroman „Die Verschwörung im Weinkeller“ ganz frisch herausgebracht, also das zweite Buch in einem Jahr. Das ist schon beachtlich, wenn man bedenkt, dass Sie ja auch noch viele andere Sachen über das Jahr machen. Wann kam Ihnen denn die Idee für den zweiten Krimi? Gab es einen Auslöser für die Geschichte?
Stijelja: Das Leben als Theaterleiter, Comedian und Autor ist manchmal so turbulent, dass ich selbst nie genau weiß, wann die Ideen kommen – aber eines ist sicher: Sie kommen meistens dann, wenn ich gerade nicht damit rechne. Die Idee zu „Die Verschwörung im Weinkeller“ kam mir ziemlich plötzlich, und, wie könnte es anders sein, natürlich in einem Weinkeller! Während einer Probe im Theater haben wir nach einem langen Tag gemeinsam mit Freunden einen Pfälzer Wein verkostet – und wie es so ist, fängt man an zu plaudern, die Fantasie spielt verrückt und plötzlich war der Gedanke da: Was, wenn in diesem Weinkeller eine Leiche liegen würde?
Klar, Wein regt die Kreativität an, aber die Vorstellung eines Mordes zwischen Fässern und Dubbegläsern fand ich so witzig und spannend, dass ich sofort wusste: Daraus muss ich einen Krimi machen!
??? Sie haben ja immer Alpträume vor einer Premiere und so beginnen dann auch ihre Krimis mit einer geträumten Geschichte. Aber mal ehrlich, wenn auch viele Personen und Locations Ihrer Phantasie entspringen, so gibt es doch bestimmt reale Charaktere in Ihrem Leben, die Sie hier mit einbeziehen.
Stijelja: Ach ja, die Alpträume vor Premieren – die sind echt, und die kommen zuverlässig wie der nächste Pfälzer Weinabend! Tatsächlich sind diese verrückten Träume oft der Startschuss für meine Krimis, aber was die Charaktere angeht: Nun ja, ich sage mal so… Ähnlichkeiten mit realen Personen sind rein zufällig... oder vielleicht auch nicht!
Natürlich begegnet man im echten Leben so vielen schrulligen, einzigartigen und liebenswerten Menschen, dass es fast unmöglich ist, diese nicht in irgendeiner Form in eine Geschichte einfließen zu lassen. Manchmal denke ich mir, dass das Leben selbst die besten Vorlagen liefert. Aber es ist nicht so, dass ich jetzt gezielt jemanden „eins zu eins“ abzeichne. Es ist eher so, dass ich mir die besten Eigenschaften (oder die skurrilsten Macken) verschiedener Leute zusammenklaue und sie in meine Figuren gieße. Ein bisschen wie ein Theaterstück, in dem sich die Charaktere langsam zusammenfinden.
Wenn mein bester Freund David zum Beispiel eine Rolle im Krimi hat, dann erkenne ich ihn manchmal selbst nicht wieder – aber ein schräger Spruch oder ein lustiger Moment könnte schon von ihm inspiriert sein. Und meine Assistentin Bettina? Naja, sie hat schon verdächtig viele Ähnlichkeiten mit meiner echten Assistentin – vor allem, was ihre Geduld mit meinen chaotischen Ideen angeht! (Sie wird das jetzt hoffentlich nicht lesen... )
Also ja, ein bisschen Realität steckt immer drin, aber es bleibt genug Raum für wilde Fantasie. Schließlich soll es ja spannend bleiben!
??? Also ich habe ja auch alle Ihre Büche gelesen und das neueste sogar in 6 Stunden während einer Bahnfahrt. Es liest sich durch den breiteren Zeilenabstand und größere Schrift ohne umständliche lange Sätze sehr gut. Wie entsteht so ein Buch von Ihnen? Tippen Sie es selbst oder lassen Sie tippen oder per Sprachfunktion, was ja wohl heutzutage auch schon möglich ist? Und wer macht den Feinschliff?
Stijelja: Vielen Dank für das Kompliment – 6 Stunden Bahnfahrt und mein Buch! Das zeigt, dass es spannender sein muss als die Aussicht auf vorbeiziehende Felder :- )! Wie entsteht so ein Buch? Zuerst ist da die Idee, oft inspiriert von skurrilen Alltagsbeobachtungen. Zum Beispiel, wenn ich im Zug höre, wie jemand seinem Sitznachbarn ein Geständnis macht, das klingt wie der Anfang eines Krimis.
Das Schreiben selbst ist dann wie eine Therapiestunde mit meinen Figuren: Sie erzählen, ich höre zu und tippe mit – und das tatsächlich selbst. Manchmal auch per Sprachfunktion, aber wenn ich das mache, versteht mein Handy „Ermittler“ als „Erbsenzähler“ und „Tatort“ als „Tatortreiniger“ oder Tatwaffe“ wird zu „Tafelwaffel oder aus meinem 'Mord' plötzlich 'Mond'. Das gibt dann unfreiwillig lustige Szenen, die ich wieder korrigieren muss.
Und der Feinschliff? Da kommt mein Verleger und bester Freund Stephan Braun ins Spiel. Er ist mein literarischer Psychotherapeut, der sicherstellt, dass der Mörder nicht auf Seite 10 schon versehentlich ein Geständnis ablegt und die Pointe auf Seite 250 sitzt. Ohne ihn wäre ich wie ein Detektiv ohne Lupe. Wir haben uns 2021 in der großen Pandemie kennengelernt. Bis dahin kannte ich nur seine Arbeit, nicht ihn persönlich. Und dann, zack: Innerhalb von drei Wochen schrieb er für mich die Sitcom „Sliwowitz im Dubbeglas“, die ein Riesenerfolg wurde – lief sogar in regionalen Kinos! Seitdem begleitet er mich als Freund und beruflicher Weggefährte.
Ich sage immer: „Ich muss nie wieder im Lotto gewinnen – ich habe den besten Verlag der Welt: Milltown Medienverlag!“ Aber in meinen Schreibphasen gibt’s manchmal ordentlich Stress und ich bin sehr sehr sehr anstregend! Da bin ich so angespannt, dass Stefan mir sechsmal täglich die Freundschaft kündigt – meistens mit einem genervten „Ich kann nicht mehr, du bist schlimmer als eine Deadline!“ Doch spätestens nach einem langen Schreibtag klopft er mir auf die Schulter, grinst und sagt in seinem besten Kroatisch: „Kroate Bu, alles wird gut!“ Dann trinken wir ein Gläschen Wein – oder, wie Stefan es nennt, ein „Pfiffchen“ – und plötzlich ist alles wieder in Ordnung. Man könnte sagen, unsere Freundschaft funktioniert wie einer meiner Krimis: Es gibt jede Menge Drama, aber am Ende lösen wir das Rätsel immer gemeinsam – und immer mit einem Happy End.
??? Das erste Buch verkaufte sich ja wie geschnitten Brot über den Milltown Media-Verlag, mit dem Sie wohl auch zukünftig Ihre Bücher herausbringen. Der Kroate-Bu, wie Sie sich selbst nennen, vereint seine privaten Ermittlungen gerne auch mit ein bisschen Comedy, was es so besonders macht. Haben Sie auch schon den nächsten Alptraum in Ihren Hirnwindungen oder machen Sie jetzt erstmal eine kreative Pause?
Stijelja: Vielen Dank! Ja, das erste Buch lief wirklich wie geschnitten Brot – vielleicht sogar wie frischer Pfälzer Saumagen bei einem Weinfest. Ein Leser meinte mal zu mir „Kroate-Bu, du lieferst uns keine Bücher, sondern Erlebnisse!“
Die Mischung aus Krimi und Comedy ist für mich wie ein gutes Glas Riesling – leicht, aber mit Tiefgang. Und weil meine Hirnwindungen nie Urlaub machen, kann ich Ihnen verraten: Der nächste Alptraum liegt schon in den Startlöchern. Momentan klopft ein neuer Fall an meine Tür – natürlich mit den üblichen Abgründen und einem Schuss Humor.
Kreative Pause? Ehrlich gesagt: Ich nehme mir das oft vor, aber sobald ich mal kurz die Füße hochlege, kommen die Figuren in meinem Kopf und sagen: „Hör mal, wir haben hier einen Mordfall, kannst du mal helfen?“ Und wer bin ich, da Nein zu sagen?
??? Was ist Ihr größter Traum, also im realen Leben? Würden Sie gerne einmal als Autor zur Frankfurter Buchmesse einen eigenen Stand haben?
Stijelja: Mein größter Traum? Ganz ehrlich, ich glaube, ich habe ihn längst gelebt – und ich lebe ihn immer noch. Ich habe keine großen Träume mehr, weil so viele schon wahr geworden sind. Meine Bücher erreichen Leserinnen und Leser nicht nur in der Pfalz, sondern in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das muss man sich vorstellen – wie unglaublich schön das ist, zu wissen, dass die eigenen Geschichten Menschen so weit berühren.
Unsere Theaterstücke sind nicht nur in der Region ein Erfolg, sondern touren durch ganz Deutschland. Keine Bühne in der Gegend ist so oft unterwegs wie wir – und das erfüllt mich mit tiefer Dankbarkeit. Dazu spiele ich mit meiner Comedy über 200 Shows im Jahr.
Wenn ich zurückblicke, sehe ich den kleinen Jungen in Kroatien, der im Mantel seines Vaters vor dem Spiegel stand und lustige Szenen nachspielte, während er davon träumte, eines Tages vor jubelnden Zuschauern aufzutreten. Heute ist dieser Traum Wirklichkeit. Unsere Theateraufführungen in Deidesheim sind oft Monate im Voraus ausverkauft. Die Menschen kommen, lachen, und manche sagen mir nach der Show: „Das hat uns so gutgetan.“ Genau das ist für mich echter Erfolg.
Ich habe ein wunderbares Team im Theater, großartige Schauspieler an meiner Seite, die mit mir jede Idee umsetzen. Mit zwei Theatern – in Deidesheim und Maikammer – bin ich in einer Position, die ich mir nicht besser erträumen könnte.
Einen eigenen Stand auf der Buchmesse oder riesige Träume brauche ich nicht mehr. Ich stehe jeden Tag auf, tue das, was ich liebe, und merke, dass ich längst angekommen bin.
Natürlich, wenn eines meiner Bücher mal verfilmt würde, wäre das ein echtes Highlight – keine Frage! Aber das ist kein Ziel, sondern einfach eine schöne Idee. Man könnte sagen: Mein größter Traum ist, dass ich keinen mehr brauche. Ich bin genau da, wo ich immer sein wollte, und dafür bin ich unglaublich dankbar.
??? Was steht noch an in diesem nicht mehr all zu langen Jahr 2024?
Stijelja: Was steht noch an im Rest des Jahres 2024? Oh, einiges! Es gibt noch eine ganze Menge Shows, die ich spielen darf – und glauben Sie mir, wenn ich sage, da ist noch so einiges an „Terminen“ auf meinem Kalender, dass er bald mehr aussieht wie ein Weltreiseplan als wie ein Schreibtischkalender. Aber ich freue mich darauf – schließlich muss der Kroate-Bu ja noch ein bisschen durch die Weltgeschichte ermitteln!
Neben den Comedy-Auftritten wird auch noch einiges im Theater passieren – ich sage nur „volle Häuser“ und „ausverkaufte Vorstellungen“. Und wer weiß, vielleicht taucht noch der ein oder andere Mordfall in meinen Geschichten auf, der mich bis zum Jahresende beschäftigt!
Am Ende des Jahres, wenn ich zurückblicke, werde ich wahrscheinlich sagen: „Es war ein tolles Jahr! Ich habe gelacht, geschrieben, gespielt und unzählige Gläser Wein geleert – und was ich davon gelernt habe? Es gibt nichts Schöneres, als das zu tun, was man liebt.“ Ich kann mit Stolz sagen: 2024 hat mir mal wieder gezeigt, dass ich genau da bin, wo ich hingehöre – und dafür bin ich echt dankbar.
??? Vielen lieben Dank für das wie immer nette Gespräch.
Boris Stijelja: „Die Verschwörung im Weinkeller“, Milltown Media Verlag, Softcover, 256 Seiten: www.milltown-media.de oder www.boris-stijelja.de und überall im Buchhandel.
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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