Wie Pfälzer Weinlagen zu ihren Namen kamen
Ungeheuer und Meerspinnen
Historie. Eselshaut, Ungeheuer und Meerspinne heißen bekannte Weinlagen entlang der Weinstraße. Ihre Bezeichnungen sind sehr alt. Barbara Acham vom Weingut Acham-Magin aus Forst weiß, woher die Namen stammen und so manch andere Anekdote.
Als in der Pfalz die Pest wütete, wurden die Kranken ähnlich wie bei der aktuellen Corona-Pandemie in Quarantäne geschickt. Zwischen Königsbach und Deidesheim war so ein Ort, wo sie isoliert wurden. Da jeglicher Kontakt strengstens untersagt war, schickte man einen Esel, der mit dem Nötigsten beladen war zu den Menschen. Deshalb hieß der Ort bei Mußbach Eselshut, aus dem über die Jahrhunderte die Eselshaut wurde. So erklärt es Barbara Acham, die sich viel mit den Namen der Lagen auseinandergesetzt hat.
Die Namen haben oft Ursprung in den Gegebenheiten vor Ort. Namensgeber sind ehemalige Besitzer, Bodenbeschaffenheit, die geografische Lage und das Umfeld mit Mauern und Brunnen, aber auch die Kirche, so Acham. Und wie die Mußbacher Eselshaut zeigt, spielen auch Leben und Tod eine entscheidende Rolle bei den Bezeichnungen der Lagen.
Forster Ungeheuer und Gimmeldinger Meerspinne
Die Forster Lage Ungeheuer hat nichts mit Schauergeschichten zu tun, sondern wurde vermutlich nach einem Kammergerichtsschreiber Namens Ungehere aus dem 17. Jahrhundert benannt. Dieser war vermutlich ein Einwanderer aus Holland, der sich nach dem 30-jährigen Krieg und dem Spanischen Erbfolgekrieg in Deidesheim niederlies und die Weinlage kaufte. Heute würde man sagen, dass er ein Investor war, sagt Acham. Und auch die Gimmeldinger Meerspinne hat nichts mit Achtbeinern auf dem Wasser zu tun. Die Bezeichnung geht auf ein mehrspänniges Transportmittel zurück, das früher in dieser Lage genutzt wurde, so Acham. Wegen der steilen Hänge reichte ein einzelnes Pferd nicht aus, um den Wingert zu bearbeiten. Deshalb nutzte man ein bestimmtes Geschirr, um mit zwei Pferden zu arbeiten. Aus dem Gespann wurde die Meerspinne. Und der Kallstadter Saumagen hat seinen Namen vermutlich wegen der Form der Parzelle erhalten. Die „erinnert an einen Saumagen“, so Acham.
Eine Anekdote, die selbst viele Forster nicht kennen, ist die der Liebe eines spanischen Oberst zum Forster Kirchenstück, sagt Acham. Das Forster Kirchenstück ist schon lange Zeit eine der wertvollsten Weinlagen. Nach dem 30-jährigen Krieg kostete der spanische Oberst Frangipani, der in Frankenthal stationiert war, den Riesling vom Kirchenstück. Obwohl Spanier auch damals in der Regel rote Weine bevorzugten, schmeckte Frangipani dieser Riesling so gut, dass sein Regiment beim Abzug in Forst Halt machte. Der Oberst ließ seine Soldaten zum Salut feuern und würdigte das Kirchenstück mit einer brennenden Rede, so Acham.
Bewertung der Weinlagen
Die Bewertung der Weinlagen übernimmt heute der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP), der Zusammenschluss der deutschen Prädikatsweingüter und der Regionalverbände. Die Weine werden in vier Kategorien klassifiziert: Die besten Weine sind Große Gewächse, es folgen Erste Lage, Ortsweine und Gutsweine. Die Große Lage zeichnet „die hochwertigsten deutschen Weinberge aus. Die Lagen sind parzellengenau abgegrenzt“, so der VDP. Die Flächen sind „mit regional eng festgelegten und zum jeweiligen Weinberg passenden Rebsorten bepflanzt. Der trockene Wein wird als VDP. Großes Gewächs bezeichnet“, so der Verband. Die Klassifikation besitzt keinen gesetzlichen Status. Den Ursprung hatte die Einteilung in einem bayerisch-kaiserlichen Steuergesetz, um die Grundabgabe anhand der Weinqualität und dem daraus zu versteuernden Gewinn zu definieren. Im Januar trat ein neues Weingesetz in Kraft, das ab dem Weinjahrgang 2026 die Herkunft bei der Weinbewertung als Hauptkriterium angibt: Je enger die Herkunft, desto höher das Qualitätsversprechen. kim
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
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