Landwirtschaft
FDP lehnt EU-Pflanzenschutzpläne ab
Landwirte befürchten das Aus für die Bewirtschaftung tausender Hektar Landwirtschaftsfläche im Stadt- und Landkreis Karlsruhe
Dettenheim-Liedolsheim / Landkreis Karlsruhe. An einem Vor-Ort-Termin mit weiteren Abgeordnetenkollegen wie Daniel Caspary MEP/MdEP (CDU) und Ulli Hockenberger MdL (CDU) und Vertretern des Kreisbauernverbandes Karlsruhe nahm auch FDP-Landtagsabgeordneter Christian Jung (Wahlkreis Bretten) auf der Gemarkung der Gemeinde Dettenheim in Liedolsheim (Landkreis Karlsruhe) teil. Danach besuchte Christian Jung noch den Hof von Landwirt und Gemeinderat Achim Roth (Freie Wähler) in Liedolsheim, bei dem man auch seine Pferde einstellen kann.
Der Kreisbauernverband Karlsruhe e.V. ist die berufsständische Organisation der rund 600 Landwirte im Stadt- und Landkreis Karlsruhe. Die Region Karlsruhe ist reich gesegnet mit einer sehr vielfältigen Landschaft. Trotz hoher Siedlungs- und Infrastrukturdichte kann man auf eine sehr hohe Anzahl verschiedener Schutzgebiete blicken. Diese sind, sofern sie in landwirtschaftlichen Flächen liegen, durch die jahrhundertelange Art und Weise der Bewirtschaftung der Landwirte entstanden. Es findet auch heute dort nach wie vor eine ordnungsgemäße Landwirtschaft im Rahmen der sogenannten „Guten fachlichen Praxis“ statt.
Im Rahmen des Insektenschutzpaketes des Landes Baden-Württemberg hatten sich Naturschutz, Politik und Landwirtschaft bereits vor einigen Jahren auf ein weiteres Vorgehen in diesen Schutzgebieten verständigt. Nach langem und intensivem Austausch und unter Berücksichtigung der regionalen Gegebenheiten wurde beschlossen, dass es in besonders sensiblen Bereichen in Naturschutzgebieten neue, weitergehende Einschränkungen im Bereich des landwirtschaftlichen Pflanzenschutzes gibt. Auf europäischer Ebene greift man dieses Thema nun erneut auf. In diesem Rahmen jedoch sind die Ideen und Zielsetzungen sehr weit weg von den örtlichen Realitäten, weshalb der Kreisbauernverband die Abgeordneten informierte. Man rede hierbei neben den Naturschutzgebieten von unzähligen weiteren Schutzgebieten, die es teilweise sogar nur in Deutschland gibt. Im Stadt- und Landkreis Karlsruhe würden nach heutigem Stand der Entwicklung besonders im Wahlkreis Bretten, zu dem Dettenheim gehört, große Teile der Ackerflächen einer ordnungsgemäßen Bewirtschaftung entzogen werden. Stand heute wäre in zahlreichen Schutzgebieten künftig nahezu jeglicher Pflanzenschutz, sei es biologisch oder synthetisch, verboten.
Auch deshalb hat die FDP und ihr agrarpolitischer Sprecher Georg Heitlinger MdL (Wahlkreis Eppingen) am 23. März 2023 die Landesregierung öffentlich aufgefordert, die EU-Pflanzenschutzpläne abzulehnen. „Wir freuen uns, dass unsere Oppositionsarbeit im Landtag von Baden-Württemberg Früchte trägt und nun sogar Ministerpräsident Winfried Kretschmann in einem Brief an EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen Änderungen der EU-Pläne zum Pflanzenschutz fordert. Wir Freie Demokraten haben die EU-Pflanzenschutzpläne von Beginn an abgelehnt und die Landesregierung mit Nachdruck aufgefordert, dies ebenfalls zu tun“, sagte Christian Jung nach dem Termin in Dettenheim und dankte insbesondere Georg Heitlinger für seinen Einsatz insbesondere für den Landkreis Karlsruhe und Nordbaden.
Die Pläne der EU zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gingen an der Realität vorbei. Sie wären mit massiven negativen Folgen für die Landwirtschaft in ganz Baden-Württemberg verbunden, sagte auch Georg Heitlinger in einer Stellungnahme. „Vor allem in Kombination mit der aktuellen Krisensituation wären die Existenz zahlreicher landwirtschaftlicher Familienbetriebe in Baden-Württemberg und die Ernährungssicherheit weltweit bedroht. Eine solche Entwicklung würde hierzulande nicht nur die Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen regionalen Lebensmitteln gefährden, sondern sich ebenso negativ auf die Biodiversität und den Klimaschutz auswirken“, betonte Heitlinger. Mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft gelinge nicht mit pauschalen, praxisuntauglichen und wissenschaftsfernen Verboten für Pflanzenschutzmittel. Gerade zukünftig würden „wir wegen des zunehmenden Auftretens von Schaderregern Pflanzenschutzmittel benötigen.“
Deshalb sagt auch FDP-Landtagsabgeordneter Christian Jung deutlich: „Es geht nicht ohne Pflanzenschutz. Pflanzenschutz muss aber effektiver werden. Wir müssen auf Biotechnologie, neue Züchtungsverfahren und digitale Präzisionstechnologien setzen. Pauschale Verbote sind praxisfern und wissenschaftlich nicht begründet.“
Autor:FDP-Kreisverband Karlsruhe-Land aus Weingarten/Baden |
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