Gastspiel des Chawwerusch-Theaters
NOVECENTO war in Edenkoben zu sehen

Eine Szene aus "Novecento" | Foto: A. Grünenwald

Edenkoben. Zahlreich strömten am 19. April bei launigem Aprilwetter die Besucher in den Kurpfalzsaal in Edenkoben zum Gastspiel des renommierten Chawwerusch-Theaters, das der Einladung des Kulturvereins gefolgt war.

Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende des Vereins, Jutta Grünenwald und den ersten Spielminuten der beiden herausragenden Schauspieler Ben Hergel, Querflöte und Wolfgang Mayer, Klavier, verwandelte sich das Publikum unmerklich in Passagiere des Luxusliners „Virginian“.

Zum Inhalt des Stückes

Im Januar 1927 hatte Tim Tooney mit seiner Flöte auf diesem Schiff angeheuert, was zu einer besonderen, lebenslangen Freundschaft zu dem Findelkind Danny Boodman T.D. Lemon Novecento führen wird. Die Lebensgeschichte dieses Kindes begann Anfang 1900 und ging bis in die 20er Jahre, als das Schiff Passagiere und Auswanderer mit ihren Erwartungen und Träumen auf der Route von Europa nach Amerika brachte.
Der Matrose Danny Boodman fand das Baby in einer Schachtel auf dem Flügel im Ballsaal der 1. Klasse. Er nahm sich seiner, bis zu seinem Tod in einer Sturmnacht, an und gab dem Jungen seinen außergewöhnlichen Namen nach dem Fundort in der Zitronenkiste. Das Schiff, das er seit seines Lebens nie verließ, wurde ihm, dem Niemand ohne Geburtsort, ohne Wohnort und ohne Familie, Heimat und Schicksal zugleich. Er ging auch dann nicht von Bord, als die „Virginian“ während des Krieges ein Lazarett-Schiff war, dann ausgemustert und mit Dynamit in die Luft gesprengt wurde. Wo hätte er auch hin gehen sollen, hatte er doch nie einen Fuß in diese, ihm Angst machende fremde Welt gesetzt.
Auf diesem Schiff begann er das Klavierspiel zu erkunden und sein großes Talent wurde von Tom Tooley, dem Querflötisten entdeckt und gefördert. Sie spielten und tanzten zusammen, wurden Freunde und Novecento entwickelt ein Gespür für die Welt „da draußen“. Er übersetzte die Erzählungen der Passagiere, ihre Blicke, Gesten und Gerüche in einzigartige Klaviermusik. Den Höhepunkt seines Talentes bewies er bei einem Musikduell, zu dem ihn der selbsternannte Erfinder des Jazz, Jelly Morten, herausforderte.

Wolfgang Mayer, als Novecento, arrangierte eigens für dieses Duell komponierte Melodien aus Volkslied, Jazzpassagen mit Ragtime und Walzer, was zum musikalischen Höhepunkt des Stücks avancierte und vom kundigen Publikum mit besonderem Applaus bedacht wurde. Ben Hegel bestach durch seine Darstellungen, auch pantomimischer Art, indem er die verschiedenen Charaktere und Personen mit wenigen Gesten, optimal reduziert, verkörpern konnte. Die Regie und Dramaturgie oblag Rosa Tritscher. Das bestechend einfach gehaltene Bühnenbild und die Kostüme von Franziska Smolarek, machten es den Zuschauenden leicht, als Passagiere an Bord mit zu reisen. Für die notwendige Technik und die stimmungsvolle Beleuchtung war Augusto Madrigal Sanchez zuständig. Für den Bühnenbau sorgte Stephan Flick.
Ein rundum gelungenes Gastspiel des Chawwerusch-Theaters aus Herxheim, was wie immer in Edenkoben durch ein erlesenes Weinpräsent, überreicht von Martina Roth, der 2. Vorsitzenden des Kulturvereins, belohnt wurde. red

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Autor:

Christine Schulz aus Wochenblatt/Stadtanzeiger Landau

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