Gut durch den Winter - Christa Pfeiffer päppelt aktuell mehrere Igel auf
Edingen-Neckarhausen.Die Deutsche Wildtierstiftung hatte den Igel, genauer gesagt, den bei uns heimischen Braunbrustigel zum Tier des Jahres 2024 gewählt. Inzwischen steht er sogar auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. Der stachelige Nachtwanderer ist zwar ein Wildtier, kommt aber manchmal ohne menschliche Hilfe nicht über die Runden.
„Im Spätherbst habe ich einen untergewichtigen Igel gefunden, inzwischen beherberge ich sechs stachelige Gesellen zur Untermiete“, gesteht Christa Pfeiffer und ergänzt augenzwinkernd: „Als Vorsitzende der Neckarhäuser Landfrauen bin ich eben naturnah unterwegs.“ „Eigentlich wollte ich den winzigen Findling damals abgeben, aber die Pflegestellen waren alle überfüllt, daraufhin habe ich das Ganze selbst in die Hand genommen“, lässt die Neckarhäuserin wissen und ergänzt. „Man muss sich aber schon fachlichen Rat einholen, damit man die stacheligen Gesellen gut über den Winter bringt.“
Zumeist hätten die Tiere Parasiten und müssen entsprechend behandelt werden, um ihre äußeren und inneren Mitbewohner los zu werden. Bei der Igel-Fachfrau Stephanie Zeck in Nussloch holt sie sich Rat und gibt dort auch Kotproben ihrer Zöglinge ab, die an einen igelerfahrenen Tierarzt weitergegeben werden. Zwischenzeitlich haben die anfänglich leichtgewichtigen Stacheltiere im Hause Pfeiffer allesamt schon kräftig zugelegt. Den ersten Winzling hatte sie auf dem Mittelstreifen der Hauptstraße aufgelesen. Ein anderer saß ausgekühlt im Schlosspark und regte sich schon nicht mehr, als Pfeiffer mit ihren beiden Hunden beim Abendspaziergang vorbeimarschierte. Der Kleine wurde erst einmal auf eine körperwarme Wärmflasche gesetzt, damit er wieder zu sich kam, bevor es dann Futter gab. „Zunächst sollte man mit kleineren Häppchen beginnen, zu viel auf einmal ist nicht gut für ein ausgehungertes Stacheltierchen“, weiß die Igel-Freundin.
In Pfeiffers kleinem „Igel-Zimmer“ im Dachgeschoss „vergraben“ sich die Stacheltiere tagsüber in Handtüchern und in kleinen selbstgebastelten Igelburgen. Jeden Abend müssen Box, Futternapf und Wasserschale gereinigt werden. Da Igel Einzelgänger sind, hat jedes Stacheltier sein eigenes Reich. Außerdem steht regelmäßiges Wiegen auf dem Programm, damit Pfeiffer sieht, wie viel ihre Zöglinge an Gewicht zulegen. Vorzugsweise wird Katzennassfutter mit hohem Fleischanteil ohne Soße und Gelee gefüttert. Aber auch Mehlwürmer und Schwarzkäfer-Larven stehen auf dem Speiseplan. Letztere werden an einer Pinzette baumelnd verfüttert und der Empfänger lässt ein genüssliches Schmatzen verlauten. „Jedes Tier hat seine Vorlieben und auch Eigenarten“, weiß Christa Pfeiffer inzwischen. Brigitte verzehrt beispielsweise auch gerne mal ungesalzenes Rührei, während Manfred ein ganz Schüchterner ist, Mecki faucht, Willibaldine und Günter total verfressen sind und Lilli Marlen zwischenzeitlich ebenfalls zu einer Handvoll Igel herangewachsen ist. „Ich rede auch mal mit ihnen, behandle sie aber ansonsten als Wildtiere, die im Frühjahr wieder in die Natur zurückkehren und ein freies Leben führen sollen“, gesteht die fürsorgliche Igel-„Mama“. Sie wolle auch nicht zu einer regelmäßigen Igel-Auffangstation werden.
Vielen der „Herbstigeln“ mangle es inzwischen einfach an der nötigen Nahrung und dagegen könne man doch etwas tun, so Pfeiffer. „Igel mögen naturnah belassene Ecken in den Gärten wo sie ihre Futterquellen wie Insekten, Regenwürmer, Käfer und Spinnentiere finden, Haufen aus Laub und Reisig dienen den „Meckis“ als Versteck und Rückzugsmöglichkeit“, weiß die Tierfreundin. Pestizide und ausgelegte Gifte gegen Schnecken oder Ratten seien in einem igelfreundlichen Garten zudem ganzjährig tabu. ha
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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