Traditionsgaststätte von 1698 wird von Thilo Florl in Ettlingen wieder belebt
Die Rückkehr des „Badischen Hofs“ in Ettlingen
Ettlingen. Thilo Florl ist definitiv kein Mensch, der halbe Sachen macht. Der geschichtsbewusste Ettlinger hat sich zum Ziel gesetzt, den „Badischen Hof“ in der Fußgängerzone der Albstadt wieder zu beleben.
„Es handelt sich schließlich um ein Gebäude von 1698. Hier war früher das Amtshaus von Ettlingen. Das ist ein Haus mit einer langer Historie“, erklärt der Mann mit der Schiebermütze. Allein für den neu geschmiedeten Ausleger mit badischen Wappen und Greif, den er eigens von einer Manufaktur hat anfertigen lassen, legte er die Summe für einen neuen Kleinwagen hin. Über Kaufpreis und Investitionskosten für das Gebäude schweigt er aber lieber. Am „Tag der Deutschen Einheit“, 3. Oktober, wird das Schild um 14 Uhr offiziell angebracht, zudem wird Richtfest gefeiert.
Am dritten November-Wochenende soll der „Badische Hof“, der zuletzt ein pakistanisches Restaurant war, feierlich eröffnet werden. Doch nun haben erst einmal Handwerker hier das Wort. Dem Lokalpatrioten Florl geht es darum, ein Stück badischer Wirtshauskultur zu erhalten. Dafür hat sich der Mann aus Bruchhausen erfahrene Gastronomen ins Boot geholt. Danijel Nikolic und Anatol Wins werden als Geschäftsführer zeichnen. Ein Chefkoch, der noch nicht namentlich genannt wird, aber aus Ettlingen stammt, agiert in der Küche.
Nikolic betreibt unter anderem den „Kaisergarten“, Karlsruhes ältesten Biergarten, der auch schon über 125 Jahre auf dem Buckel hat. Gemeinsam betreibt das Duo zudem den „Hoepfner Burghof“ in der Fächerstadt. „Unsere Intention ist es, eine badische, gutbürgerliche Küche zu erschwinglichen Preisen anzubieten“, so Nikolic. Der Gerstensaft kommt von der „Brauerei Hoepfner“. Nach Ansicht des Trios hat so etwas in der Kreisstadt bislang gefehlt. Florl, von Hause aus Elektrotechniker mit einem Faible für Historie, möchte die Renaissance der Wirtshauskultur mit dekorativen Akzenten untermalen.
Musikautomanten aus den 1920er-Jahren (die Florl als Hobby restauriert), Ölgemälde von Ettlingen oder historische Lampen aus der Gründerzeit, die für ein warmes Licht sorgen sollen, zählen dazu. Selbst eine dem Original nachempfundene Fassadenbemalung soll den Charme von anno dazumal wiedererwecken.
Der Blick in die Vergangenheit liegt Florl im Blut: Er ist Präsident der „Historischen Bürgerwehr Ettlingen“ und oft auf Flohmärkten oder Antikmessen unterwegs, um Objekte der Vergessenheit zu entrauben. „Ich möchte Tradition lebendig halten. Die Vorfreude ist riesig, schließlich arbeite ich schon ein gutes Jahr hinter den Kulissen. Und mit 08/15 konnte ich noch nie was anfangen“, meint der Neu-Gastronom. voko
Autor:Jo Wagner |
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