Ettlingen
Projekt Albwasser - die Renaturierung der Alb steht an

Ettlinger Alb | Foto: Foto Geisbauer

Viele Flüsse und Bäche, die durch Siedlungen führen, würden vielmals in der Vergangenheit als Abwasserkanal genützt. Diese Gewässer verkamen zu stinkenden Kloaken. Diese Zeiten sind schon lange vorbei. In den Flüssen und Bächen schwimmen wieder, je nach Wasserqualität, heimische Fische.
In den letzten Jahren haben sich viele Gemeinden ihre Flussläufe angenommen. Spätestens seit der europäische Hochwasserschutzrichtlinie aus dem Jahre 2007 mussten sich Gemeinden zum ersten Mal mit dem Thema Hochwasserschutz auseinandersetzen. Oberstes Ziel ist es, die Bürger mit ihrem Eigentum vor Wasserfluten zu schützen.

Alle Gewässer bis hin zum kleinsten Bach wurden von den Wasserbehörden erfasst und für diese ein „Worst-Case-Szenario“ entwickelt: was passiert, wenn sich ein Jahrhunderthochwasser einstellt, welche Stadtgebiete werden überschwemmt und mit welchen Schäden ist zu rechnen.
Mit diesen Fragen haben sich die zuständigen Behörden von Stadt und Kreis auseinanderzusetzen und Vorsorge zu treffen. In den vergangenen 20 Jahren wurden in Baden-Württemberg über 200 Hochwasserschutzdämme mit mehr oder weniger großen Rückhaltebecken gebaut.
Was passiert in der Stadt Ettlingen zum Thema Hochwasserschutz? Seit über 20 Jahre Planungen rein Garnichts. Zumindest nichts was der Ettlinger Bürger sehen können. Nach wie vor fließt die Alb ungebändigt durch Ettlingen.

Der Hochwasserschutz ist jedoch etwas für Technokraten. So auch in Ettlingen. Wenn es nach denen geht, dann wird im Naturschutzgebiet vor den Toren Ettlingens ein 12 Meter hoher Damm errichtet. Kommt ein Hochwasser - schließen sich die Dammtore und das rückwärtige Albtal wird überflutet und Ettlingen ist im Trockenen – so der Plan der Stadtoberen.
Eine Projektgruppe will den noch ausstehenden Hochwasserschutz mit der Renaturierung und Erlebbarkeit der Alb verbinden. An eine solche ganzheitliche Lösung hat bisher keiner gedacht. Auch nicht der Gemeinderat und erst recht nicht die Grüne Stadtratsfraktion.

Die Ettlinger Projektgruppe setzt sich mit den Fragen auseinander wie
1. Was kann eine nachhaltige Renaturierung und Umgestaltung des Flussbettes der Alb für den Hochwasserschutz beitragen?
2. Kann dadurch der Hochwasserdamm und das dazugehörige Rückhaltebecken kleiner und für die Natur erträglicher dimensioniert werden? Oder könnte ganz auf ihn verzichtet werden?
3. Wie kann der gesamte Flusslauf der Alb durch Ettlingen neugestaltet werden?
4. Welche biologischen Ziele für den Naturschutz sollen dabei verfolgt werden?
5. Welcher Freizeitnutzen der Alb soll für alle Ettlinger Gesellschaftsschichten im Stadtgebiet verfolgt werden?
6. Welche nachhaltigen touristischen Ziele sind mit der Neugestaltung des Flusslaufes verbunden?
7. Welche wirtschaftlichen Aspekte für Handel und Gastronomie kann mit der Neugestaltung der Alb verbunden werden?
8. Welche Konsequenzen für die Ettlinger Infrastruktur, Straßen, Wege, Parks etc., ergeben sich durch die Neugestaltung der Alb?
9. Welche Möglichkeiten der Finanzierung zur Neugestaltung der Alb sind vorhanden?
10. Aufstellung eines 10-jährigen Maßnahmenplan für „Ettlingen 2030“ soll von der Projektgruppe bis zum Frühjahr 2019 erstellt werden, der den Verantwortlichen aus Stadt, Kreis und Land übergeben wird.

Mit der „Kick-Off-Veranstaltung“ wurde im Mai von dem Dr. Oliver Kaiser mit einem Vortrag Renaturierung von urbanen Fließgewässer das Projekt der Ettlinger Bevölkerung vorgestellt. Oliver Kaiser ist Biologe und Fachmann für frühzeitige Bürgerbeteiligung solcher Projekte. Er stellte hierzu verschiedene Projekte vor, die er federführend in den letzten Jahren durchgeführt hat. Der Vortrag fand im Auditorium lebhaftes Interesse und kontroverse Diskussionen zwischen Fachleuten, die sich mit dem Hochwasserschutz in Ettlingen jahrelang beschäftigen und Laien aus der Ettlinger Bevölkerung, die jetzt schon Ideen einbringen wollten, wie die Ettlinger Alb neugestaltet werden könnte.

Albbegehung am 22. September, 14 Uhr. Treffpunkt Ettlingen, Albbrücke Scheffel-/Wasenstraße

Autor:

Siegfried Geisbauer aus Ettlingen

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