Erkenbert-Museum Frankenthal
3 D-Brille aus der Vergangenheit
Erkenbert-Museum. Einen anderen Blickwinkel ermöglicht das Erkenbert-Museum mit seinem neuen „Objekt des Monats“ in der Stadtbücherei. Seit Dienstag, 2. Mai, ist in der Vitrine in der Welschgasse 11 ein Stereoskop zu sehen – eine Art 3D-Brille aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Mehr zum Objekt
Bei einem Stereoskop handelt es sich um eine vergleichsweise einfache Konstruktion zum Betrachten von Stereobildern auf Glas oder Papier. Ein ausklappbares Untergestell verbindet den Lupenträger mit den zwei Betrachtungslupen mit dem Bildträger. Legt man die speziell angefertigte, leicht versetzte, Doppelaufnahme ein, entsteht der Eindruck dreidimensionaler Bildtiefe. Zum Objekt gehört eine dreißigteilige Bildserie spezieller Fotos mit Motiven des ehemaligen Frankenthaler Brauhauses, die auf der Website des Erkenbert-Museum www.frankenthal.de/erkenbert-museum als Bildergalerie präsentiert werden.
Neben der Funktion des Stereoskops ist auch das Thema dieser Fotos spannend: Es handelt sich um Betriebsaufnahmen des Frankenthaler Brauhauses im Bildformat 9:12, von denen anzunehmen ist, dass sie in einem Zuge angefertigt wurden. Mit heutigen Werbemaßnahmen ist die gestalterische Auslegung jedoch kaum vergleichbar. Wir sehen stattdessen unkommentierte Innen- und Außenansichten, welche den Gebäudekomplex mit seiner technischen Infrastruktur, die einzelnen Etappen des Brauprozesses bis hin zum Maischen, die Abfüllung (in Holzfässern und Flaschen) und die Logistik (auf Pferdegespannen und Lkws) zeigen. Nur selten sehen wir Menschen – und diese Aufnahmen wirken dann eher etwas gestellt.
Alle Objekte fanden dankenswerterweise ihren Weg in die Sammlung des Erkenbert-Museums über eine Schenkung des 3F-Museums Deidesheim. In ihrer Gesamtheit sind sie ein Werbeprodukt. Vermutlich wurden sie durch das Frankenthaler Brauhaus bei dem auf Steroskop-Reklame spezialisierten Hersteller Hugo Kett um das Jahr 1930 in Auftrag gegeben. Unternehmen wie das Brauhaus, konnten mit einem solchen Gerät ebenso spielerisch wie effektiv auf sich aufmerksam machen. Mit dem Stereoskop und seinem Bildersatz liegt dem Museum ein einzigartiges historisches Dokument vor, das ein gut datierbares Schlaglicht auf die lokale Industriegeschichte der späten 1920er und 1930er Jahre wirft.
Mehr zum Projekt
Das „Objekt des Monats“ ist ein gemeinsames Projekt des Erkenbert-Museums und der Stadtbücherei, bei dem im Wechsel besondere Objekte des Museums in einer Vitrine im Eingangsbereich der Stadtbücherei ausgestellt werden. Hintergrund ist die derzeitige Schließung des Museums aufgrund anstehender Sanierungsarbeiten. Das Museum wird in dieser Zeit mit einer Reihe von Aktionen und Ausstellungen unter dem Motto „Das Museum in der Stadt“ für die Öffentlichkeit sichtbar bleiben. Mehr unter www.frankenthal.de/erkenbert-museum. red
Autor:Gisela Böhmer aus Frankenthal |
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