Schulneubau für PIH und KG eingeweiht
Ein Projekt des Miteinanders
Frankenthal.Dass der Kooperationsbau des Pfalzinstituts für Hören und Kommunikation (PIH) und des Karolinen-Gymnasiums (KG) in Frankenthal ihm sehr am Herzen liegt, machte Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder deutlich, der krankheitsbedingt per Video zur Feierstunde zugeschaltet war. Er blickte auf die Vorgeschichte des Schulneubaus zurück, den er maßgeblich mit initiiert hat. Das KG hatte „massive Raumnot“ und auch beim angrenzenden PIH sei der Erweiterungsbedarf groß gewesen. Und so sei ihm die Idee zu diesem gemeinsamen Neubau gekommen, der auf der Grenze beider Schulgelände errichtet worden sei. Damit habe das KG neue, vor allem naturwissenschaftliche Räume erhalten und für das PIH hätten sich Weiterentwicklungsmöglichkeiten ergeben. „Die Inklusion wird am PIH schon lange durch den gemeinsamen Unterricht von hörgeschädigten und hörenden Kindern gelebt“, so Wieder. Nun werde die Chance eröffnet, hörbeeinträchtigte Jugendliche auch bis zum Abitur führen zu können. Durch die gemeinsame Nutzung seit Herbst habe „das Schulgebäude die Bewährungsprobe bestens bestanden“. Es biete alle Rahmenbedingungen für inklusives Lernen.
Staatssekretärin Bettina Brück vom rheinland-pfälzischen Bildungsministerium zeigte sich begeistert: „Hier ist etwas Hervorragendes geschaffen worden: ein Projekt des Miteinanders.“ Dieser Kooperationsneubau ermögliche den Schülerinnen und Schülern mit einer Hörschädigung den Übergang von der Förder- in eine Regelschule; diesen Weg würden bereits im kommenden Schuljahr vier Jugendliche gehen. Das Land habe den Bau gerne unterstützt: Von der Gesamtsumme von insgesamt gut 14 Millionen Euro habe es gut 4,5 Millionen Euro übernommen. Die Stadt Frankenthal beteilige sich mit 78,5 Prozent und der Bezirksverband Pfalz mit 21,5 Prozent an den Kosten. Der Bau drücke das Bestreben nach gemeinsamen Zielen, nach gemeinsamem Lernen aus. „Der Gedanke der Inklusion ist hör-, sicht- und spürbar.“ Oberbürgermeister Martin Hebich wies auf das „erfolgreiche Zusammenwirken mehrerer Partner“ hin; es sei ein „Vorzeigeprojekt“, mit dem die Persönlichkeit und die Talente der Kinder gefördert werden könnten. Gute Schulen seien heute ein beachtenswerter Standortfaktor. Der Neubau besteche durch ein gelungenes Konzept.
KG-Direktor Dr. Christian Bayer und Beate Ullrich, stellvertretende PIH-Leiterin, versicherten, dass sie „auf vielen Ebenen vertrauensvoll zusammenarbeiten“. Bayer ist froh, dass das KG 15 neue Klassenräume erhalte, was bedeute, dass es keine Wanderklassen mehr gebe. Die Lehrkräfte seien von den fünf neuen Biologieräumen „ganz beseelt“. Das Gebäude verändere dank seiner technischen Ausstattung das Unterrichten; Smartbildschirme, Laptops, Kameras und W-LAN seien in allen Räumen vorhanden. Doch die wesentlichen Teile spielten sich nach wie vor analog ab. Das PIH belege unter anderem die Physik- und Chemieräume im Obergeschoss sowie die Lehrküche im Erdgeschoss, sagte Ullrich; dort habe auch der Schülerkiosk Platz gefunden. Die Architektur folge den aktuellen pädagogischen Anforderungen. Die Kooperation bedeute auch gemeinsame Projekte auf Schüler- und Lehrerebene. Schwungvoll gestalteten Schülerinnen und Schüler beider Schulen die Feierstunde musikalisch. Im Anschluss boten Mark de Fries, der den Bau seitens des Bezirksverbands Pfalz betreute, sowie Julien Christl vom Frankfurter Architekturbüro Christl Kurzführungen an. Bauherr war der Bezirksverband Pfalz; die Trägerschaft übernimmt nun die Stadt.
Die Grundfläche des rechteckigen, dreigeschossigen Baus, der sich auf einer Länge von 47 mal 30 Metern um einen Innenhof herum erstreckt, beträgt rund 1.200 Quadratmeter, die Höhe etwas über 14 Meter. 15 Klassensäle mit interaktiven Tafeln, acht naturwissenschaftliche Fachräume und eine Lehrküche mit verschieden farbig gestalteten Kochinseln nehmen eine Nutzfläche von etwa 2.268 Quadratmetern ein. Das Gebäude verfügt über eine leistungsfähige Lüftungsanlage mit einer energieeffizienten Kühlfunktion über Wasserverdunstung. So ist gewährleistet, dass angenehme klimatische Verhältnisse im Neubau herrschen, die auch der Lufthygiene Rechnung tragen. Das Gebäude ist EDV-technisch auf der Höhe der Zeit und gut für die Zukunft gerüstet. Die Beschilderung in normaler und Blindenschrift ist farblich gestaltet, was der besseren Kommunikation im etwaigen Gefahrenfall dient; so können sich Rettungs- und Einsatzkräfte schneller orientieren. Da zwei Schulen das Gebäude nutzen, die unterschiedliche Pausenzeiten haben, ersetzen optische Signale den Schulgong. Neben der obligatorischen Hausalarmierungsanlage im Brandfall ist ein Notfall- und Gefahren-Rufsystem (NGRS) eingebaut worden, mit dem im Gefahrenfall sofort Kontakt zu einer ständig besetzten Leitstelle aufgebaut werden kann. Mit diesem System, dass für hoffentlich nie eintretende Gefahrenlagen konzipiert ist, nimmt das Schulgebäude in Rheinland-Pfalz eine Vorreiterposition ein. ps
Autor:Gisela Böhmer aus Frankenthal |
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