Mancher Zuschauer machte mit
Gedenkveranstaltung zur "Reichskristallnacht“
Jedes Jahr erinnert der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal am 9. November an die „Reichskristallnacht“.
Im Foyer des Dathenushauses, Kanalstraße 4, spricht am Samstag, 9. November, ab 18 Uhr, Oberbürgermeister Nicolas Meyer. Der Förderverein informiert über die Ereignisse in der Nacht vom 9. November und am 10. November 1938.
Gegen 18.45 Uhr gehen alle Beteiligten schweigend mit Kerzen durch die Bahnhofstraße zum Gedenkplatz in der Glockengasse. In unmittelbarer Nachbarschaft des Gedenksteins stand die Synagoge.
Das Wort „Kristallnacht“ wurde viele Jahre verwendet, weil bei den Zerstörungen der Synagogen, Geschäfte, Büros und Wohnungen sehr viel Glas zu Bruch gegangen ist und danach überall auf den Straßen Glasscherben herumlagen. „Heute sehen viele Menschen den Begriff für die Ereignisse als verharmlosend an“, informiert Herbert Baum vom Förderverein: "Von den Juden weltweit wird er aber beibehalten."
Auch in Frankenthal brannte die Synagoge in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938. Das Feuer im Innern wurde von einem Nachbarn, einem Bäcker in der Bahnhofstraße, rechtzeitig entdeckt. Er alarmierte die Feuerwehr, die den Brand löschte. Die Täter verbrannten danach alle Bücher, Thorarollen und rituellen Gegenstände sowie die Sitzbänke.
Mitglieder der NSDAP und der SA plünderten danach jüdische Geschäfte und Wohnungen und zerschlugen die Einrichtungen. Auch mancher Zuschauer machte mit, erinnern sich Zeitzeugen. Jüdische Männer wurden verhaftet und vom örtlichen Gefängnis in das Konzentrationslager (KZ) Dachau bei München transportiert. Die jüdischen Frauen und ihre Kinder mussten die Stadt danach verlassen und zogen zu Verwandten und Freuden in der Umgebung. Die Juden mussten die entstandenen Sachschäden in Listen dokumentieren und diese den NS-Behörden übergeben, nicht um eine Schadensvergütung zu erhalten, sondern um je nach Vermögensverhältnissen eine „Sühnezahlung“ für ihr zertrümmertes Gut zu zahlen.
Autor:Herbert Baum aus Frankenthal |
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