Kaum Fasnacht in Frankenthal
Ins Wasser gefallen
Frankenthal. „Wir trinken Bier statt Wasser“, singt Tobias Heil zur Melodie von Billy Joels „We didn’t start the fire“ für den Frankenthaler Carnevals Verein bei der virtuellen Wasserprobe der Stadtwerke Frankenthal. Die Wasserprobe Anfang Januar war neben dem digitalen Wiegen der Gockelswoog die einzige Frankenthaler Fasnachtsveranstaltung, die nicht ausgefallen ist, sondern ins Internet verlegt wurde. „Nachdem unser virtuelles Weihnachtssingen so gut angekommen ist, haben wir die elf Karnevalsvereine, die immer an der Wasserprobe teilnehmen, zu einem Beitrag eingeladen“, sagte die Pressesprecherin der Stadtwerke Frankenthal Sarah Stattmüller.
Immerhin fünf Vereine haben Beiträge online gestellt, die auf dem Youtube-Kanal der Stadtwerke abrufbar sind. Der Stadtwerke-Geschäftsführer Thomas Bollheimer kämpfte allein auf weiter Flur musikalisch für sein Wasser. „Ein Getränk, das aus Mörscher Quellen fließt“ sang er auf die Melodie von „Ein Stern, der Deinen Namen trägt“ von Nikolaus Presnik alias Nik P. beziehungsweise DJ Ötzi. Die Karnevalgesellschaft Royal Studernheim hat Szenen aus Fasnachtspartys und Sitzungen der vergangenen Jahre zusammengestellt und einem Glas Wasser, zu dem nur Grillen zirpen, gegenübergestellt, um für das Bier zu werben. Für den Roxheimer Carneval Verein brach Michael Schmitt eine Lanze und taufte die Stadtwerke kurzerhand in „Bierwerke Frankenthal“ um. Wenn 40 Prozent sämtlicher Unfälle unter Alkoholeinfluss passieren, heißt das ja im Umkehrschluss, dass 60 Prozent aufgrund fehlenden Alkohols geschehen, schließt Giacomo Galante, der für die Chorania in die Bütt gestiegen war. Auch die Karnevalgesellschaft Hallodria warb für das Bier, doch es half nichts: die Session ist sozusagen ins Wasser gefallen. Seit der ersten Wasserprobe 2003 gewann erstmals das Wasser als Saisongetränk. Das Ergebnis des digitalen Wiegens der Gockelswoog stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Gespendet werden kann aber auch jetzt noch, betont Stephan Finke beim Verein Gockelswoog für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Informationen dazu findet man unter www.gockelswoog.de.
Sonst verzichteten die Frankenthaler Karnevalsvereine auf Veranstaltungen im Internet. „Ohne Publikum ist das alles nichts“, sagte der Vorsitzende der Chorania Giacomo Galante. Die Vereine können ja nicht einmal eine Vorstandssitzung abhalten, erklärte er. Und die Musik- und Tanzgruppen hatten seit Monaten keine Möglichkeit zu proben. Das bestätigt auch die Vorsitzende der Karnevalsgesellschaft Royal Studernheim Eva Fischer. „Unsere Tänzerinnen haben nur alleine für sich geübt“, sagte sie. Im Sommer wurde auch draußen gemeinsam etwas gemacht. Aber so kann man keinen Tanz für die Saison vorbereiten. Die Tanzgruppen haben sich teilweise zum Joggen verabredet, um wenigstens etwas zusammen zu unternehmen.
„Um eine Sitzung vorzubereiten benötigen wir ein Jahr Vorlauf“, sagte Galante. Da müssen Kühlwagen und Getränke bestellt, Künstler und Gruppen engagiert werden und und und…. „Uns gefällt das auch nicht, dass gar nichts passiert“, sagt der Fasnachter. Jetzt geht es den Vereinen darum, den Laden zusammen zu halten, damit das Brauchtum nicht dauerhaft Schaden nimmt. Auch andere Vereine sind von den Lockdowns betroffen, sagte Fischer, aber die Fasnacht trifft es besonders hart, weil sie nur in einer kurzen Zeit gefeiert wird. rk
Autor:Stadtmagazin Frankenthaler aus Frankenthal |
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