Vergast, vergiftet, verhungert
Nationalsozialistische „Euthanasie“ in der Pfalz
"Vergast, vergiftet, verhungert
Nationalsozialistische „Euthanasie“ in der Pfalz
Vortrag mit Fotos und Diskussion
Donnerstag 10. Oktober 2024
19 Uhr
VHS-Bildungszentrum
Schlossergasse 10
Referent: Herbert Baum (Förderverein):
Eintritt frei
Eine Kooperation der Volkshochschule Frankenthal mit dem Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal
„Euthanasie“ („guter Tod“, Sterbehilfe) war über Jahrhunderte ein unbelastetes Wort. Während der Herrschaft der Nationalsozialisten von 1933 bis 1945 wurden viele Schwerstkranke, behinderte oder unheilbar kranke Menschen, darunter auch Kinder und alte Menschen, auf staatlichen Befehl hin getötet/ermordet.
In der verbrecherischen Sicht der Nationalsozialisten handelte es sich bei diesen Menschen um „unwertes Leben“. Die Nationalsozialisten haben diese Verbrechen als "Euthanasie" bezeichnet.
Der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal stellt die Heil- und Pflegeanstalten in Frankenthal und Klingenmünster vor. 1932 war die "Kreis-Kranken- und Pflegeanstalt" in Frankenthal mit 642 Patienten, darunter zirka 130 Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 21 Jahren, voll belegt.
In der NS-Zeit wurden rund 400 000 Frauen und Männer zwangssterilisiert, rund 250 000 Männer, Frauen und Kinder durch Gas, Gift und Hunger ermordet.
Ab August 1939 gab es eine „Meldepflicht für mißgestaltete usw. Neugeborene“. Aufgrund eines Gutachtens wurden diese in eine „Kinderfachabteilung“ eingewiesen. Nach dem aktuellen Forschungsstand gab es im Deutschen Reich 37 „Kinderfachabteilungen“, die in bestehenden Heil- und Pflegeanstalten, Kinderkrankenhäusern und Universitätskinderkliniken eingerichtet wurden. Die Anstalt in Frankenthal war nicht dabei. Bis 1945 wurden in diesen Abteilungen rund 5000 Kinder und Jugendliche ermordet. Oft wurden die Opfer vor ihrer Tötung noch monatelang von der wissenschaftlichen Forschung benutzt. Der Förderverein informiert über Einzelfälle, bei denen einzelne Jungen aus der Frankenthaler Anstalt in der Universitäts-Nervenklinik Heidelberg untersucht wurden. Ein 6jähriger Junge wurde später in der Kinderfachabteilung der Anstalt Eichberg ermordet. Sein Gehirn kam für weitere Untersuchungen zurück an die Universität Heidelberg.
Der Förderverein berichtet außerdem über ein 5jähriges französisches Mädchen, das 1942 aus einem Dorf im besetzten Lothringen nach Frankenthal gebracht wurde. Die Eltern erhielten nach einigen Wochen die Nachricht, dass das Kind an „Bronchopneumonie“ (Lungenentzündung) gestorben sei.
Autor:Herbert Baum aus Frankenthal |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.