Patienten lernen, wieder Kontakte zu haben
Frankenthal. Bei der Tagesstätte für psychisch kranke Menschen ist es nicht nur möglich, eine Therapie zu machen. Die Einrichtung in der Hessheimer Straße 44 ist zudem jeden Donnerstag eine Kontaktstätte mit Gesprächsmöglichkeiten und Gruppenangeboten für psychisch Kranke, deren Angehörige und Freunde.
Die Besucherin der Tagesstätte sitzt über einer Zeichnung, die sie von einer Fotografie überträgt. Nebenan spielen vier Patienten Karten, in einem anderen Raum wird gewürfelt. Auch an ein Zimmer für Konzentrationsübungen ist bei der Gesellschaft für Einrichtungen der Gemeindepsychiatrie (GEG) gedacht worden. Bald ist Mittagszeit, in der Küche wird dann üblicherweise gekocht. Auch das mit Hilfe der Tagesstättenbesucher, die alle an psychischen Erkrankungen leiden. „Wir möchten mit den Menschen ein lebenspraktisches Training machen“, beschreibt Kornelia Lundßien, Leiterin der Tagesstätte mit Kontaktstelle. Dazu gehöre das Zuarbeiten beim Kochen, Putzen oder waschen. „Eine Gruppe ist zwischenzeitlich so weit, dass sie alleine den Einkauf erledigen kann“, ergänzt Heidrun Alt. Das sei nicht selbstverständlich, weiß die Ansprechpartnerin der Einrichtung.
Seit 20 Jahren gibt es inzwischen die GEG in Frankenthal. Ziel der Einrichtung ist es, den Betroffenen in der Kontaktstätte niedrigschwellig einen geschützten Raum für Begegnungen zu bieten. „Das größte Problem der Patienten ist oft die Schwierigkeit, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Dabei hat jeder Mensch das Bedürfnis nach Gemeinschaft“, weiß Alt. Die Mitarbeiter gehen hier auf die Bedürfnisse der Erkrankten ein. Während des Lockdowns musste die Kontaktstelle schließen, seither sei die Besucherzahl zurückgegangen. „Die Leute haben sich zurückgezogen“, hat Lundßien, beobachtet. Hilfesuchende, Angehörige, Freunde, Betreuer sind wieder herzlich willkommen, sollen auch die Hemmschwelle eines Besuches herabsenken.
Überwindet sich ein Kranker zur Therapie in der Tagesstätte, wird bei der Bewerbung zunächst überprüft, ob eine psychiatrische Diagnose vorliegt. Der nächste Schritt ist die Zustimmung der Eingliederungshilfe. Auch eine Hospitationswoche ist möglich, bevor die Entscheidung für den Weg mit der Tagesstätte fällt. Und dann kommt die größte der Hürden, der Patient muss jeden Morgen da sein. „Das schaffen nicht alle, die Patienten verfallen bei ihrem Rückzug von der Gesellschaft in eine gewisse Trägheit“, weiß Alt. Wer sich jedoch für die Tagesstätte entscheidet, lernt wieder Struktur kennen, die psychisch Kranke oft nicht haben. Die sieht so aus, dass nach dem Frühstück verschiedentliche Gruppenangebote wahrgenommen werden können. Nach dem gemeinsamen Mittagessen sind weitere Einzel- oder Gruppenarbeiten möglich, und das Ende des gemeinsamen Tages bildet der Abschlusskaffee. Viele der Besucher seien unglaublich kreativ, beim Malen, Nähen oder auch mit Holz und Papierarbeiten. Bewegungstraining mit therapeutischer Musik, Ergotherapie, sind weitere Bausteine. „Aber Favorit ist die Gruppe mit einem ausgebildeten Therapiehund“, berichtet Alt schmunzelnd.
Die Kontaktstätte ist immer donnerstags von 14.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. Der Zuständigkeitsbereich umfasst Frankenthal und den näheren Rhein-Pfalz-Kreis. Telefonische Anfragen, auch zur Tagesstätte unter: 06233 3185316. E-Mail: geg-ts@fv-mgh.de
Claudia Matheis
Autor:Stadtmagazin Frankenthaler aus Frankenthal |
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